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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0057
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Achilleus in Jerusalem

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ten Motiven zum Schmuck eines gehobenen Gebrauchsgegenstan-
desXOi. Er imitierte dabei wohl weitgehend eine anspruchsvollere
Vorlage in provinzieller Manier, wobei er die traditionellen Helm-
formen nach „der letzten Mode“ gestaltet haben mag. Daß die
Kanne fleißig gebraucht wurde, zeigen die Flickstellen am oberen
Rand und am Fuß. Vermutlich stammt sie daher nicht aus einem
Schatzfund, sondern wurde nach längerem Gebrauch, weil sie
schadhaft geworden war, weggeworfen. So erscheint sie als ein sehr
spätes Beispiel für das Weiterleben der Bilderwelt der homerischen
Ilias, genauer ihrer beiden größten Helden Achilleus und Hektor,
im Alltag der frühbyzantinischen Zeit.
3.4 Ob die Kanne in Palästina angefertigt wurde, bleibt ungewiß,
ist aber nicht auszuschließen. Manches - etwa die auffallende
Gestaltung der Wägung - spricht dafür, daß sie aus Ägypten stamm-
te bzw. nach ägyptischen Vorbildern geschaffen wurde. Messing
wurde in Zypern und Ägypten, aber auch im Kaukasus und später
im Iran aus Kupfer und zinkhaltigen Mineralien hergestellt und galt
als wesentlich wertvoller als Kupfer105 106. Die Messingfunde aus

105 Vgl. die Bemerkung von W. C. Braat, Ein römischer Messingeimer vom Hem-
moorer Typ. Oudheidkundige Mededelingen uit het Rijksmuseum van Oud-
heden te Leiden, 43 (1962) 102 f.: „Die Bronzegießer werden, wie übrigens auch
die Sigillatafabrikanten, nicht allzu viel über den Sinn ihrer Motive nachgedacht
haben, sondern sie einfach dem großen Schatz ihrer Vorlagen, die in der antiken
Welt gang und gäbe waren, entliehen haben“. Wesentlich waren für sie vielmehr,
wie noch heute, die Bedürfnisse und der Geschmack des Marktes.
106 S. o. die Analyse S. 9. Eine wirklich befriedigende, zusammenfassende Studie
zu Herstellung und Gebrauch von Messing in der Antike fehlt bisher. Darüm
der folgende kurze Überblick: Literatur: R. J. Forbes, Studies in Ancient
Technology, Vol. VIII21971,277-286, zu Ägypten und Zypern 274 f.; vgl. ders. in:
A History of Technology, ed. C. Singer u. a., Vol. II, 1956, 53-55. Instruktiver
ist E. R. Caley, Investigations on the origin and manufacture of Orichalcum,
in: Archaeological Chemistry. A Symposium, Philadelphia 1967, 59-73. Me-
tallisches Zink war in der Antike völlig unbekannt. Messing wurde dagegen als
sog. öpei/aAxo«; aus Kupfer und Galmei (Cadmea = Zinkcarbonat) hergestellt.
Bei einer Beimischung von ca. 20% Zink erhielt es seine schöne gelbe, gold-
ähnliche Farbe. Es wurde gewissermaßen zum „Gold des kleinen Mannes“
(L. Y. Rahmani brieflich). Man hielt es für ein besonderes Metall, vgl. Plin.
hist. nat. 34, 2. 117, dort werden auch die Fundorte seiner Zeit angegeben.
Zur Sache vgl. weiter L. Atchison, A History of Metals, London 1960, 154 ff.
und E. R. Caley, Orichalcum and Related Ancient Alloys, The American Numis-
matic Society, New York 1964: Außer ganz zufälligen Einzelfunden gibt es keine
 
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