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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 1. Abhandlung): Sir Ronald Syme, "Die Römische Revolution" und die deutsche Althistorie: vorgelegt am 4. Dez. 1982 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47809#0020
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Geza Alföldy

plantiert ist’, ferner die 'ungeheure Verlebendigung und Vergegen-
wärtigung der so unmittelbar in heutige Zusammenhänge eingefügten
antiken Texte’13.
Zweitens, narrative - oder pragmatische - Geschichtsschreibung.
P. Veyne schreibt in seinem Buch 'Comment on ecrit l’histoire’, daß
die großen Historiker keine Theorie, nicht einmal Ideen, besitzen,
und mit Hinweis auf M. Bloch, H. Pirenne und Syme bemerkt er
bei aller Hochachtung, daß in ihren Werken 'par malheur, il n’y a
que de l’histoire’14. Daran ist richtig, daß 'Die römische Revolution’
und Symes Gesamtwerk, 'par malheur’ oder nicht, jedenfalls nicht auf
einer Theorie beruht, nämlich auf einer generalisierenden Betrach-
tung historischer Strukturen und Prozesse, die aus der Philosophie,
Soziologie, Ökonomie oder woher auch immer abgeleitet, zu einer
abstrakten 'Methodologie’ verarbeitet und als ein System für Heuristik,
Darstellung und Interpretation verwendet wird15. 'II n’y a que de
l’histoire’ - die Geschichte der Fakten, die für sich selbst sprechen
und sich selbst zu erklären haben, in der gleichen Art und Weise wie
bei den Vorgängern von Syme, nämlich bei Tacitus und Ed. Gibbon16.
Wenn wir nach tiefen und verborgenen Kräften in der Geschichte
fragen, dann liegen sie nach Syme einfach in der menschlichen Natur;
normalerweise aber ist der Verfasser der 'Römischen Revolution’
damit zufrieden, was 'Goethe in corroboration of the obvious had
to say to Eckermann, more than once, »lieber Freund, es ist eben
so«’17. Selbst die Prosopographie, Symes zentrale Methode, erscheint
in der 'Römischen Revolution’ wie auch in seinem Gesamtwerk
ohne eine systematische 'Methodologie’, und es ist nicht uninteres-
sant, daß Syme, der die Techniken und die Methode der Prosopo-
graphie von Münzer, Groag und Stein übernahm, von dem am
ehesten systematischen Geschichtswerk auf prosopographischer
Grundlage in der damaligen Zeit, vom 1929 erschienenen Werk von
Sir Louis Namier 'The Structure of Politics at the Accession of George
III’, im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Vorstellung nicht unmit-
13 A. Rüstow, Rev. de la Fac. des Sciences Economiques de l’Universite d’Istanbul 5,
1944, 251f.
14 P. Veyne, Comment on ecrit l’histoire? Essai d’epistemologie, Paris 1971, 135.
15 Vgl. G. Alföldy, a.a.O. (oben Anm. 10), 174f.
16 Zu Tacitus und Gibbon als Symes Vorgänger siehe etwa G. W. Bowersock, a.a.O.
(oben Anm. 5), 10 und T. D. Barnes, AJPh 102, 1981, 462f.
17 R. Syme, JRS 67, 1977, 49.
 
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