Sir Ronald Syme, 'Die römische Revolution’ und die deutsche Althistorie 29
Nichtsdestoweniger gibt es zwei 'Schulen’ der Alten Geschichte
in Deutschland, für welche 'Die römische Revolution’ weitaus mehr
war als nur ein Standardwerk für die Geschichte der Jahre von
60 v.Chr. bis 14 n.Chr., das man als einen Steinbruch für Detail-
probleme der politischen Geschichte und der Prosopographie benützt.
Doch war der Einfluß hier wiederum nicht der gleiche wie in der
englischsprachigen Welt: Er bedeutete vielmehr Anregung dazu,
neue Wege für die historische Forschung zu suchen, als den Imperativ
eines dargebotenen Modells zu folgen.
Die erste dieser Schulen ist diejenige von H. Schäfer, vertreten
durch die Werke dreier Schüler, W. Schmitthenner (der auch bei
Syme studieren konnte), H. Buchheim und P. Sattler über Probleme
der frühen Jahre des Augustus124. Der Einfluß der 'Römischen Revo-
lution’ ist hier ganz offensichtlich - nicht nur deshalb, weil Schmitt-
henner in seinem Buch über Oktavian und Caesars Testament Symes
Namen bereits auf der ersten Seite erwähnt, oder weil in Buch-
heims Buch über Antonius der erste Satz mit dem Namen 'Syme’
beginnt. Alle diese Gelehrten beschäftigten sich sehr eingehend mit
der politischen Geschichte jener Epoche, welche den Aufstieg Okta-
vians und die Begründung des Prinzipates erlebte, und sie zollten
der Beschreibung dieses Prozesses durch Syme eine hohe Anerken-
nung. Sie strebten aber danach, zu erhellen, worin dieser politische
Prozeß jenseits der Schicksale der Angehörigen der Führungsschicht,
hinter den prosopographisch erfaßbaren Erscheinungen, bestand.
Oktavians Aufstieg im Jahre 44 v.Chr., die Feldzüge in Illyricum
35-33 v. Chr. und die spanischen Kriege des Augustus erscheinen in
Schmitthenners Arbeiten ebenso wie in Buchheims Studie über die
124 W. Schmitthenner, Oktavian und das Testament Cäsars, 2. Aufl., München 1973;
ders., Octavians militärische Unternehmungen in den Jahren 35-33 v. Chr. Historia
7,1958,189ff. und Augustus’ spanischer Feldzug und der Kampf um den Prinzipat.
Historia 11, 1962, 29ff. = in: Augustus (oben Anm. 50) 404ff.; H. Buchheim,
Die Orientpolitik des Triumvim M. Antonius. Ihre Voraussetzungen, Entwick-
lung und Zusammenhang mit den politischen Ereignissen in Italien. Abh. d.
Heidelberger Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Kl., Jg. 1960, 3. Abh., Heidelberg 1960;
P. Sattler, Augustus und der Senat. Untersuchungen zur römischen Innenpolitik
zwischen 30 und 17 vor Christus, Göttingen 1960; siehe noch bes. ders., Iulia
und Tiberius, in: P. Sattler, Studien aus dem Gebiet der Alten Geschichte,
Wiesbaden 1962, lff. = in: Augustus (oben Anm. 50) 486 ff. Zu dieser 'Heidel-
berger Schule’ vgl. jetzt K. Christ, Römische Geschichte und deutsche Geschichts-
wissenschaft, München 1982, 294f. (für die vorliegende Untersuchung konnte
dieses Werk Christs nicht mehr entsprechend berücksichtigt werden).
Nichtsdestoweniger gibt es zwei 'Schulen’ der Alten Geschichte
in Deutschland, für welche 'Die römische Revolution’ weitaus mehr
war als nur ein Standardwerk für die Geschichte der Jahre von
60 v.Chr. bis 14 n.Chr., das man als einen Steinbruch für Detail-
probleme der politischen Geschichte und der Prosopographie benützt.
Doch war der Einfluß hier wiederum nicht der gleiche wie in der
englischsprachigen Welt: Er bedeutete vielmehr Anregung dazu,
neue Wege für die historische Forschung zu suchen, als den Imperativ
eines dargebotenen Modells zu folgen.
Die erste dieser Schulen ist diejenige von H. Schäfer, vertreten
durch die Werke dreier Schüler, W. Schmitthenner (der auch bei
Syme studieren konnte), H. Buchheim und P. Sattler über Probleme
der frühen Jahre des Augustus124. Der Einfluß der 'Römischen Revo-
lution’ ist hier ganz offensichtlich - nicht nur deshalb, weil Schmitt-
henner in seinem Buch über Oktavian und Caesars Testament Symes
Namen bereits auf der ersten Seite erwähnt, oder weil in Buch-
heims Buch über Antonius der erste Satz mit dem Namen 'Syme’
beginnt. Alle diese Gelehrten beschäftigten sich sehr eingehend mit
der politischen Geschichte jener Epoche, welche den Aufstieg Okta-
vians und die Begründung des Prinzipates erlebte, und sie zollten
der Beschreibung dieses Prozesses durch Syme eine hohe Anerken-
nung. Sie strebten aber danach, zu erhellen, worin dieser politische
Prozeß jenseits der Schicksale der Angehörigen der Führungsschicht,
hinter den prosopographisch erfaßbaren Erscheinungen, bestand.
Oktavians Aufstieg im Jahre 44 v.Chr., die Feldzüge in Illyricum
35-33 v. Chr. und die spanischen Kriege des Augustus erscheinen in
Schmitthenners Arbeiten ebenso wie in Buchheims Studie über die
124 W. Schmitthenner, Oktavian und das Testament Cäsars, 2. Aufl., München 1973;
ders., Octavians militärische Unternehmungen in den Jahren 35-33 v. Chr. Historia
7,1958,189ff. und Augustus’ spanischer Feldzug und der Kampf um den Prinzipat.
Historia 11, 1962, 29ff. = in: Augustus (oben Anm. 50) 404ff.; H. Buchheim,
Die Orientpolitik des Triumvim M. Antonius. Ihre Voraussetzungen, Entwick-
lung und Zusammenhang mit den politischen Ereignissen in Italien. Abh. d.
Heidelberger Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Kl., Jg. 1960, 3. Abh., Heidelberg 1960;
P. Sattler, Augustus und der Senat. Untersuchungen zur römischen Innenpolitik
zwischen 30 und 17 vor Christus, Göttingen 1960; siehe noch bes. ders., Iulia
und Tiberius, in: P. Sattler, Studien aus dem Gebiet der Alten Geschichte,
Wiesbaden 1962, lff. = in: Augustus (oben Anm. 50) 486 ff. Zu dieser 'Heidel-
berger Schule’ vgl. jetzt K. Christ, Römische Geschichte und deutsche Geschichts-
wissenschaft, München 1982, 294f. (für die vorliegende Untersuchung konnte
dieses Werk Christs nicht mehr entsprechend berücksichtigt werden).