Sir Ronald Syme, 'Die römische Revolution’ und die deutsche Althistorie 31
darin, daß sie verwandt- und freundschaftliche Beziehungen unter
den Adligen nicht nur für etwas Politisches halten, was diese zweifellos
sind, sondern ohne weiteres mit einstiger politischer Bindung im
Sinne ihrer Faktionsthese identifizieren’127. So zielt die Kritik nicht
auf die prosopographische Methode selbst, sondern auf die Art ihrer
Anwendung128 - ähnlich wie im wichtigen Werk von H. Bruhns,
einem Schüler von Chr. Meier, der Symes Ergebnisse hinsichtlich des
Verhältnisses zwischen Caesar und der römischen Aristokratie in den
Jahren von 49 bis 44 v.Chr. aufgrund einer sorgfältigen prosopo-
graphischen Analyse modifizieren konnte129. Nichtsdestoweniger ist
die Ablehnung des 'Symian approach to history’ bei Chr. Meier
grundlegender als in allen anderen Strömungen der Forschung.
Hier ist kein Platz für eine Diskussion der Frage, ob Syme oder
Meier recht hat130. Im ganzen gesehen möchte ich dem ausgeglichenen
Urteil von E. S. Gruen folgen: 'It will not be obligatory to select
between these two alternatives. The former ignores significant changes
which Roman society and politics had undergone since the era of
the Gracchi. Links among noble houses cannot by themselves explain
the course of politics. Too many other elements, social, economic,
and personal, permeated the scene. In a constantly changing political
climate, those links did not possess consistency or endurance. The
alternative view, however, would appear to deny all structure to Roman
politics. Aristocratic families continued to form marriage connections,
to adopt relatives and friends, to flaunt their amici, and to feud with
their inimici. It would be foolish to imagine that these maneuvers
possessed no political connotations’131. Davon abgesehen sei hier nur
eine Bemerkung zu den 'permanenten Faktionen’ in der 'Römischen
Revolution’ erlaubt. Der Ausdruck kommt im Buch tatsächlich vor -
einmal, am Ende, in einem Rückblick auf die Späte Republik132.
Sonst wird der Leser eher davon beeindruckt, wie oft Syme vom
Wandel in der Zusammensetzung politischer Faktionen spricht133.
127 Ebd. 187.
128 Ebd. 187; vgl. auch R. Rilinger, a.a.O. (oben Anm. 125), 2ff.
129 H. Bruhns, Caesar und die römische Oberschicht in den Jahren 49-44 v.Chr.
Untersuchungen zur Herrschaftsetablierung im Bürgerkrieg, Göttingen 1978.
130 Für die Existenz von Faktionen plädiert wieder B. Twyman, a.a.O. (oben Anm. 105),
816ff, bes. 831f. und 874.
131 E. S. Gruen, The Last Generation of the Roman Republic, Berkeley - Los Angeles -
London 1974, 49.
132 The Roman Revolution 491.
133 Ebd. 32, 43 f., 58 ff, 64, 67, 136, 157.
darin, daß sie verwandt- und freundschaftliche Beziehungen unter
den Adligen nicht nur für etwas Politisches halten, was diese zweifellos
sind, sondern ohne weiteres mit einstiger politischer Bindung im
Sinne ihrer Faktionsthese identifizieren’127. So zielt die Kritik nicht
auf die prosopographische Methode selbst, sondern auf die Art ihrer
Anwendung128 - ähnlich wie im wichtigen Werk von H. Bruhns,
einem Schüler von Chr. Meier, der Symes Ergebnisse hinsichtlich des
Verhältnisses zwischen Caesar und der römischen Aristokratie in den
Jahren von 49 bis 44 v.Chr. aufgrund einer sorgfältigen prosopo-
graphischen Analyse modifizieren konnte129. Nichtsdestoweniger ist
die Ablehnung des 'Symian approach to history’ bei Chr. Meier
grundlegender als in allen anderen Strömungen der Forschung.
Hier ist kein Platz für eine Diskussion der Frage, ob Syme oder
Meier recht hat130. Im ganzen gesehen möchte ich dem ausgeglichenen
Urteil von E. S. Gruen folgen: 'It will not be obligatory to select
between these two alternatives. The former ignores significant changes
which Roman society and politics had undergone since the era of
the Gracchi. Links among noble houses cannot by themselves explain
the course of politics. Too many other elements, social, economic,
and personal, permeated the scene. In a constantly changing political
climate, those links did not possess consistency or endurance. The
alternative view, however, would appear to deny all structure to Roman
politics. Aristocratic families continued to form marriage connections,
to adopt relatives and friends, to flaunt their amici, and to feud with
their inimici. It would be foolish to imagine that these maneuvers
possessed no political connotations’131. Davon abgesehen sei hier nur
eine Bemerkung zu den 'permanenten Faktionen’ in der 'Römischen
Revolution’ erlaubt. Der Ausdruck kommt im Buch tatsächlich vor -
einmal, am Ende, in einem Rückblick auf die Späte Republik132.
Sonst wird der Leser eher davon beeindruckt, wie oft Syme vom
Wandel in der Zusammensetzung politischer Faktionen spricht133.
127 Ebd. 187.
128 Ebd. 187; vgl. auch R. Rilinger, a.a.O. (oben Anm. 125), 2ff.
129 H. Bruhns, Caesar und die römische Oberschicht in den Jahren 49-44 v.Chr.
Untersuchungen zur Herrschaftsetablierung im Bürgerkrieg, Göttingen 1978.
130 Für die Existenz von Faktionen plädiert wieder B. Twyman, a.a.O. (oben Anm. 105),
816ff, bes. 831f. und 874.
131 E. S. Gruen, The Last Generation of the Roman Republic, Berkeley - Los Angeles -
London 1974, 49.
132 The Roman Revolution 491.
133 Ebd. 32, 43 f., 58 ff, 64, 67, 136, 157.