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Geza Alföldy
So können wir feststellen, daß die Rezeption der 'Römischen Revo-
lution’ in Deutschland, im ganzen betrachtet und im Vergleich mit
der englischsprachigen Wissenschaft, weder wirklich effektiv noch
sonderlich günstig war. Die Gründe hierfür scheinen offensichtlich
zu sein. Erstens muß nochmals hervorgehoben werden, daß Symes
Buch in Deutschland infolge des Zweiten Weltkrieges erst spät all-
gemein bekannt wurde. Es ist höchst kennzeichnend, daß 'Die römi-
sche Revolution’ in H. Sibers Werk über die Geschichte des römi-
schen Verfassungsrechtes - in einem Werk, das größtenteils am Ende
der vierziger Jahre geschrieben wurde - nur in einer kurzen Notiz in
den Literatumachträgen erscheint134, und daß Symes Besprechung
der Arbeit von Siber über das 'Führeramt’ im Jahrgang 1946 des
Journal of Roman Studies diesem deutschen Gelehrten, der bis zu
seinem Tode im Jahre 1951 in Leipzig tätig war, anscheinend gänz-
lich unbekannt blieb135. Weiterhin glaube ich, daß W. L. Wanne-
macher, einer der ersten Rezensenten der 'Römischen Revolution’,
mit seiner Bemerkung recht hatte, daß 'to many readers the abrupt
and concise style employed in writing will offer some difficulty’136.
Der 'high style’ des Buches ist für einen Leser, der das Englische
nicht perfekt versteht, manchmal ein Hindernis, und die deutsche
Übersetzung ist - ohne die Anmerkungen und mit zahlreichen stö-
renden Fehlem wie 'weltliche Spiele’ für 'Seculares Games’ oder
'Fraktion’ für 'faction’ - unzulänglich137. Die wichtigste Ursache für
den begrenzten Einfluß der 'Römischen Revolution’ in Deutschland
liegt jedoch weder in der verspäteten Verbreitung noch in der Sprache.
Sie ist m.E. in der traditionellen Haltung der deutschen Althistorie
gegenüber mehreren Grundelementen der Symeschen Historiogra-
phie zu erblicken. Der unkonventionelle Gebrauch der Quellen berei-
tete zwar einer günstigen Aufnahme kein Hindernis; die auf die Füh-
rungselite gerichtete Perspektive stieß auf keinen Widerstand; selbst
die Zerstörung des herkömmlichen Augustusbildes von einem erha-
134 H. Siber, Römisches Verfassungsrecht in geschichtlicher Entwicklung, Lahr 1952,
392.
135 Zur Entstehung des erwähnten Werkes von Siber und zu den damaligen Biblio-
theksverhältnissen in Leipzig siehe das Vorwort von J. Rosenthal zum 'Römischen
Verfassungsrecht’, Vllf.
136 W. L. Wannemacher, Class. Weekly 34, 1940/41, 19.
137 Die römische Revolution. Machtkämpfe im antiken Rom, Stuttgart 1957 (Taschen-
buchausgabe: München o.J.), 313 und 355, nach The Roman Revolution 339
und 384.
Geza Alföldy
So können wir feststellen, daß die Rezeption der 'Römischen Revo-
lution’ in Deutschland, im ganzen betrachtet und im Vergleich mit
der englischsprachigen Wissenschaft, weder wirklich effektiv noch
sonderlich günstig war. Die Gründe hierfür scheinen offensichtlich
zu sein. Erstens muß nochmals hervorgehoben werden, daß Symes
Buch in Deutschland infolge des Zweiten Weltkrieges erst spät all-
gemein bekannt wurde. Es ist höchst kennzeichnend, daß 'Die römi-
sche Revolution’ in H. Sibers Werk über die Geschichte des römi-
schen Verfassungsrechtes - in einem Werk, das größtenteils am Ende
der vierziger Jahre geschrieben wurde - nur in einer kurzen Notiz in
den Literatumachträgen erscheint134, und daß Symes Besprechung
der Arbeit von Siber über das 'Führeramt’ im Jahrgang 1946 des
Journal of Roman Studies diesem deutschen Gelehrten, der bis zu
seinem Tode im Jahre 1951 in Leipzig tätig war, anscheinend gänz-
lich unbekannt blieb135. Weiterhin glaube ich, daß W. L. Wanne-
macher, einer der ersten Rezensenten der 'Römischen Revolution’,
mit seiner Bemerkung recht hatte, daß 'to many readers the abrupt
and concise style employed in writing will offer some difficulty’136.
Der 'high style’ des Buches ist für einen Leser, der das Englische
nicht perfekt versteht, manchmal ein Hindernis, und die deutsche
Übersetzung ist - ohne die Anmerkungen und mit zahlreichen stö-
renden Fehlem wie 'weltliche Spiele’ für 'Seculares Games’ oder
'Fraktion’ für 'faction’ - unzulänglich137. Die wichtigste Ursache für
den begrenzten Einfluß der 'Römischen Revolution’ in Deutschland
liegt jedoch weder in der verspäteten Verbreitung noch in der Sprache.
Sie ist m.E. in der traditionellen Haltung der deutschen Althistorie
gegenüber mehreren Grundelementen der Symeschen Historiogra-
phie zu erblicken. Der unkonventionelle Gebrauch der Quellen berei-
tete zwar einer günstigen Aufnahme kein Hindernis; die auf die Füh-
rungselite gerichtete Perspektive stieß auf keinen Widerstand; selbst
die Zerstörung des herkömmlichen Augustusbildes von einem erha-
134 H. Siber, Römisches Verfassungsrecht in geschichtlicher Entwicklung, Lahr 1952,
392.
135 Zur Entstehung des erwähnten Werkes von Siber und zu den damaligen Biblio-
theksverhältnissen in Leipzig siehe das Vorwort von J. Rosenthal zum 'Römischen
Verfassungsrecht’, Vllf.
136 W. L. Wannemacher, Class. Weekly 34, 1940/41, 19.
137 Die römische Revolution. Machtkämpfe im antiken Rom, Stuttgart 1957 (Taschen-
buchausgabe: München o.J.), 313 und 355, nach The Roman Revolution 339
und 384.