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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0014
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Harald von Petrikovits

ist noch nicht veröffentlicht. Tokod liegt südöstlich von Esztergom
(Gran), nur rd. 3,5 km südlich des heutigen Donauverlaufes. Auch
diese Festung enthielt Magazine, die wohl auch zur Aufnahme länd-
licher Erträge dienten. Daß die Landbevölkerung dort Zuflucht fand,
wird schon durch den Umstand nahegelegt, daß die Bevölkerung
einer weiter nördlich gelegenen offenen Siedlung im 5. Jahrh. diese
verließ und wohl in die Festung umzog. Das macht der Grabungs-
befund wahrscheinlich. Die Nordsiedlung blieb nur in einer Schrumpf-
form weiter bestehen. Sie und die Festung wurden durch den Avaren-
einfall im 6. Jahrh. zerstört.14 Fenekpuszta und Tokod sind nur die
am besten untersuchten Beispiele einer ganzen Gruppe solcher bin-
nenpannonischer Festungen.
Wenden wir uns den beiden norischen Provinzen zu. Die wichtig-
sten Nachbarn der Provinz Noricum ripense waren Rugier. Eine
größere Gruppe dieser Ethnie hatte sich nach etwa 453 in Nieder-
österreich nördlich der Donau niedergelassen. Ihr Gebiet reichte
nach Westen kaum bis zur Ennsmündung. Während ein Streifen
Landes südlich der Donau ihrer militärischen Schutzherrschaft unter-
stand, war Lauriacum von ihnen schon unabhängig. Vermutlich waren
sie vertraglich zum Schutz des ihnen anliegenden Donauabschnittes
verpflichtet, denn im Jahr 457 oder 458 stellten sie dem Kaiser
Majorian ein militärisches Kontingent.15 In der 511 geschriebenen
Vita sti Severini erzählt der Verfasser Eugippius von manchen Über-
griffen der Rugier gegen die an der norischen Donau wohnenden
Romanen. Der Biograph scheint diese Vorkommnisse ein wenig hoch-
zuspielen, damit er den Heiligen wirkungsvoller darstellen konnte.
Das Wirken Severins war ein Segen für die Bewohner des nördlichen
Ufemorikum und darüber hinaus bis in das östliche Rätien. Er ver-
fügte über große Ausstrahlungs- und Überzeugungskraft, er wußte
zu organisieren und verstand es, mit Mut, geistlicher Autorität und
Geschick die Anführer der benachbarten Rugier und selbst der Ala-
mannen zu behandeln. Severin kam aus dem Osten (de partibus
14 Zu Fenekpuszta: Mocsy, Pannonia 302-306 u. 353 mit einer Planskizze Abb. 50.
Tokod: Ders. (Hrsg.), Die spätrömische Festung und das Gräberfeld von Tokod
(Budapest 1981). Die ursprünglichen Gründe für die Anlage dieser Art von Festun-
gen ist umstritten: vgl. E. Toth, Antik tanulmänyok 23, 1976, 122 f (ungarisch).
15 L. Schmidt, Die Ostgermanen 2(München 1941, Neudruck 1969) 119-123. H. Mit-
scha-Märheim, Dunkler Jahrhunderte goldene Spuren (Wien 1963) 74f über archäo-
logische Reste.
 
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