Metadaten

Burkert, Walter; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 1. Abhandlung): Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion und Literatur: vorgetragen am 8. Mai 1982 — Heidelberg: Winter, 1984

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47812#0025
License: In Copyright
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
I
ΟΙ ΔΗΜΙΟΕΡΓΟΙ ΕΑΣΙΝ:
Orientkontakte und wandernde Handwerker
1. Historische Grundlagen
Nach den Umwälzungen und Verwüstungen, die der Seevölkersturm im öst-
lichen Mittelmeerraum hinterlassen hatte, war Stadt- und Schriftkultur - abge-
sehen von Ägypten - nur im Raum Kilikien-Syrien-Palästina erhalten geblie-
ben1. Dabei wirkte bis Nordsyrien das Erbe der Hethiter, in der Bildkunst, zumal
der monumentalen Skulptur - man denkt an Städte wie Teil Halaf-Guzana, Kar-
kemis, Malatya, Zincirli-Sam’al, Karatepe2 - und besonders deutlich in der hiero-
glyphenhethitischen Schrift, die in Karatepe bis gegen Ende des 8. Jh. fortbe-
steht. Darüber schoben sich erobernde Aramäerstämme, die Fürstentümer wie
Guzana und Sam’al errichteten. Der südsyrische Raum seinerseits mit den Städten
Byblos, Sidon, Tyros war seit langem von ägyptischem Einfluß mitgeprägt. Die
hier ansässigen Westsemiten, von den Griechen Phoinikes genannt, konnten mehr
und mehr den Seehandel ausweiten. Frühe Verbindungen laufen nicht nur nach
Cypem, sondern auch nach Kreta3. Zunehmend wichtig wird dabei die Suche
nach Kupfer- und Eisenerzen4.
Die zukunftsträchtigste Errungenschaft des syrisch-palästinensischen Raums war
die Konsonantenschrift5, die durch ihre geniale Vereinfachung Schreiben und Lesen
erstmals weiteren Kreisen zugänglich machte. Sie wird von Hebräern, Phöni-
kem, Aramäem gleichermaßen verwendet.
1 Zur historischen Übersicht Labat (1967) und jetzt bes. CAH III 3, darin Braun (1982);
Klengel (1980); Murray (1982). Mazzarino (1947) war ein kühner, nicht durchweg fun-
dierter, inzwischen überholter Vorstoß (vgl. A. Momigliano, Quarto Contributo alla storia
degli studi classici e del mondo antico [1969] 581-8).
2 Vgl. Sendschirli I-V; Landsberger (1948); zu den archäologischen Befunden neuerdings
Winter (1973); Genge (1979).
3 Bronzeschüssel mit phönikischer Inschrift aus einem Grab bei Knossos, ca. 900 v. Chr.:
Arch. Rep. 1976-77, 11-4; Μ. Sznycer, Kadmos 18 (1979) 89-93; Coldstream (1982)
263; 271; pl. 27; vgl. auch Stucky (1981); Blome (1982).
4 Oppenheim (1967/9); Wäller (1982); Röllig (1982) 26.
5 ->■ I 3. Gründliche Übersicht bei Heubeck (1979); er kennt noch nicht das phönikische
Alphabet aus dem 8. Jh. (A. Lemaire, Semitica 28 [1978] 7-10) und das sensationellere
aus dem 12. Jh. (Μ. Kochavi, Tel Aviv 4 [1977] 1-13; A. Demsky ib. 14-27; J. Naveh,
Bibi. Archaeologist 43 [1980] 22-25); vgl. auch Naveh (1979); Lemaire (1981) 7-10.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften