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https://doi.org/10.11588/diglit.47815#0078
68
Eberhard Jüngel
VII. Kritische Rückfragen
Die Würdigung der vielfachen Vorzüge, die Bultmanns begriffliche
Fassung des Glaubens als eines neuen Sich-selbst-Verstehens in sich
vereint, wäre nicht sachgemäß, wenn sie die kritischen Bedenken ver-
schweigen würde, die sich angesichts der Durchführung der Interpreta-
tion des christlichen Kerygmas in seiner Theologie einstellen. Daß
Bultmann zum umstrittensten evangelischen Theologen des 20. Jahr-
hunderts geworden ist, ist zwar weitgehend in groteskem Mißverstehen
seiner Äußerungen begründet, in Mißverständnissen, die in der Regel
eine fatale Leseunfähigkeit und Denkunwilligkeit verraten. Gleich-
wohl gibt es eine Reihe sehr emstzunehmender Einwände, von denen
zum Schluß die mir wichtigsten immerhin angedeutet werden sollen.
Sie sind zum Teil, wenn auch in anderer Intention oder aufgrund ande-
rer Prämissen auch von anderen Gesprächspartnern Bultmanns erho-
ben worden243.
243 Zur Diskussion um Bultmann vgl. den Literaturbericht von G. Bornkamm, Die
Theologie Bultmanns in der neueren Diskussion. Literaturbericht zum Problem der
Entmythologisierung und Hermeneutik, in: ders., Geschichte und Glaube. Erster
Teil. Gesammelte Aufsätze, Bd. 3, BEvTh 48, 1968, 173-275 (173-184). Weitere
Literatur bei M. Kwiran, Index to Literature on Barth, Bonhoeffer and Bultmann,
ThZ. S 7, 1977.
Vgl. insbesondere:
M. Boutin, Relationalität als Verstehensprinzip bei Rudolf Bultmann, BEvTh 67,
1974.
G. Ebeling, Zum Verständnis von R. Bultmanns Aufsatz: „Welchen Sinn hat es, von
Gott zu reden?“, in: ders., Wort und Glaube, Bd. 2, Beiträge zur Fundamentaltheo-
logie und zur Lehre von Gott, 1969, 343-371.
E. Fuchs, Marburger Hermeneutik, HUTh 9, 1968.
R. W. Funk, Language, Hermeneutic, and Word of God. The Problem of Language in
the New Testament and Contemporary Theology, London 1966.
H. -G. Gadamer, Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Her-
meneutik, 41975, 492ff.
E. Käsemann, Sackgassen im Streit um den historischen Jesus, in: ders., Exegetische
Versuche und Besinnungen, Bd. 2, 1964, 31-68. Ders., Was ich als deutscher Theo-
loge in fünfzig Jahren verlernte, in: ders., Kirchliche Konflikte, Bd. 1,1982,233-244.
G. M. Martin, Vom Unglauben zum Glauben. Zur Theologie der Entscheidung bei
Rudolf Bultmann, ThSt 118, 1976.
Eberhard Jüngel
VII. Kritische Rückfragen
Die Würdigung der vielfachen Vorzüge, die Bultmanns begriffliche
Fassung des Glaubens als eines neuen Sich-selbst-Verstehens in sich
vereint, wäre nicht sachgemäß, wenn sie die kritischen Bedenken ver-
schweigen würde, die sich angesichts der Durchführung der Interpreta-
tion des christlichen Kerygmas in seiner Theologie einstellen. Daß
Bultmann zum umstrittensten evangelischen Theologen des 20. Jahr-
hunderts geworden ist, ist zwar weitgehend in groteskem Mißverstehen
seiner Äußerungen begründet, in Mißverständnissen, die in der Regel
eine fatale Leseunfähigkeit und Denkunwilligkeit verraten. Gleich-
wohl gibt es eine Reihe sehr emstzunehmender Einwände, von denen
zum Schluß die mir wichtigsten immerhin angedeutet werden sollen.
Sie sind zum Teil, wenn auch in anderer Intention oder aufgrund ande-
rer Prämissen auch von anderen Gesprächspartnern Bultmanns erho-
ben worden243.
243 Zur Diskussion um Bultmann vgl. den Literaturbericht von G. Bornkamm, Die
Theologie Bultmanns in der neueren Diskussion. Literaturbericht zum Problem der
Entmythologisierung und Hermeneutik, in: ders., Geschichte und Glaube. Erster
Teil. Gesammelte Aufsätze, Bd. 3, BEvTh 48, 1968, 173-275 (173-184). Weitere
Literatur bei M. Kwiran, Index to Literature on Barth, Bonhoeffer and Bultmann,
ThZ. S 7, 1977.
Vgl. insbesondere:
M. Boutin, Relationalität als Verstehensprinzip bei Rudolf Bultmann, BEvTh 67,
1974.
G. Ebeling, Zum Verständnis von R. Bultmanns Aufsatz: „Welchen Sinn hat es, von
Gott zu reden?“, in: ders., Wort und Glaube, Bd. 2, Beiträge zur Fundamentaltheo-
logie und zur Lehre von Gott, 1969, 343-371.
E. Fuchs, Marburger Hermeneutik, HUTh 9, 1968.
R. W. Funk, Language, Hermeneutic, and Word of God. The Problem of Language in
the New Testament and Contemporary Theology, London 1966.
H. -G. Gadamer, Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Her-
meneutik, 41975, 492ff.
E. Käsemann, Sackgassen im Streit um den historischen Jesus, in: ders., Exegetische
Versuche und Besinnungen, Bd. 2, 1964, 31-68. Ders., Was ich als deutscher Theo-
loge in fünfzig Jahren verlernte, in: ders., Kirchliche Konflikte, Bd. 1,1982,233-244.
G. M. Martin, Vom Unglauben zum Glauben. Zur Theologie der Entscheidung bei
Rudolf Bultmann, ThSt 118, 1976.