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Geyer, Dietrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 2. Abhandlung): Klio in Moskau und die sowjetische Geschichte: vorgetragen am 27. Okt. 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47816#0033
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Klio in Moskau

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der „Herausbildung der Kultur des einen sowjetischen Volkes“, der
sozialistischen Lebensweise dieser „neuen historischen Menschen-
gemeinschaft“. Die Beschlüsse der Plenarsitzungen des Zentralkomi-
tees haben seit dem Tod des Generalsekretärs Breznev (10.11.1982)
allen Gesellschaftswissenschaftlern, also auch den Historikern, solche
Aktualitätsforderungen immer wieder eingeschärft. Die historischen
Institute wurden zu entsprechenden Korrekturen ihrer Forschungspla-
nung veranlaßt.71
Nach den Plankorrekturen von 1984 geht es vor allem um Konzen-
tration der Kräfte. Bis zur Jahrtausendwende sollen sechs langfristig
programmierte historiographische Makrothemen im Zentrum aller
Anstrengungen stehen: „Revolution und sozialer Fortschritt“ (Leitung
I. I. Mine), „Geschichte des Aufbaus der entwickelten sozialistischen
Gesellschaft“ (M. P. Kim), „Der historische Beitrag der Völker der
UdSSR zur Kultur der sowjetischen Gesellschaft“ (B. A. Rybakov),
„Ethnogenese und ethnische Prozesse der Gegenwart“ (Ju. V. Brom-
lej), „Probleme des Krieges und Friedens im 20. Jahrhundert“ (A. M.
Samsonov), schließlich: „Allgemeine Gesetzmäßigkeiten und spezi-
fische Besonderheiten der vorkapitalistischen Klassenformation“ (Z.
V. Udal’cova).72 Im letzten Themenkomplex ist, wie man sieht, die vor-
71 Der Entscheidungsprozeß für Planungskorrekturen in der historischen Forschung
läßt sich auf den verschiedenen Ebenen spezieller Zuständigkeit beispielhaft rekon-
struieren: Die Plenarsitzung des ZK der KPdSU vom 14. und 15. 6.1983 appellierte
an die Historiker und andere Gesellschaftswissenschaftler, aktuellen Aufgaben der
Gegenwart Vorrang zu geben. Am 30.6.1983 beschäftigte sich das Präsidium der
Akademie der Wissenschaften mit dem ZK-Plenum und faßte einen Beschluß
„Über die Aufgaben der Akademie der Wissenschaften der UdSSR zur Erfüllung
der Beschlüsse des Juni-Plenums des ZK der KPdSU“. In diesem Beschluß wurde
kritisiert, daß die Struktur mancher Institute den Forschungsaufgaben nicht ent-
spreche, daß das wissenschaftliche Potential unrationell verteilt sei, daß es zu unge-
rechtfertigter Parallelität in der Arbeit einiger Institute komme etc. Auch Koordina-
tionsmängel wurden beklagt. Das Büro der Abteilung für Geschichte der Akademie
erörterte im Juni, September und Oktober 1983 die Ergebnisse des ZK-Plenums in
mehreren Sitzungen. Am 20.9.1983, auf der Allgemeinen Versammlung der Abtei-
lung für Geschichte, äußerten sich die Leiter der Forschungsräte und die Hauptre-
dakteure der Fachzeitschriften zu den notwendigen Konsequenzen, die aus den ZK-
Beschlüssen für die Geschichtsforschung zu ziehen seien. Die Allgemeine Ver-
sammlung faßte nun ihrerseits einen Beschluß über die Durchführung der
Beschlüsse des ZK VgL Tichvinskij, in: Voprosy istorii 1984/1, S. 5, 16.
72 Ebd., S. 18; Obscee sobranie Otdelenija istorii, ebd., 1984/6, S. 113. - Die Existenz
der seit vielen Jahren bestehenden „Wissenschaftlichen Räte“ (vgl. Anm. 50) bleibt
von dieser neuerlichen Schwerpunktbildung offenbar unberührt. Vgl. die Mitteilun-
 
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