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Borst, Arno; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1989, 1. Abhandlung): Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende: vorgetragen am 11. Februar 1989 — Heidelberg: Winter, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48156#0031
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Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende

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Gebetszeiten, die sich nach dem Sonnenstand richten mußten, und des
Fastenmonats, der vom Mondlauf abhing.26
Zwar entlehnten die Araber den Namen des Geräts von den
Griechen: asturläb. Aber sie priesen als seinen Erfinder seit dem 10.
Jahrhundert nicht bloß einen profanen Gelehrten, zumeist Ptolemaios,
sonst Hipparchos oder gar Aristoteles, sondern einen heiligen Weisen
der Urzeit, den jüdischen Erzvater Abraham, noch lieber einen
eigenen namengebenden Helden, Läb, den angeblichen Sohn des
Patriarchen Henoch oder des Gottes Hermes. Die Welthaltigkeit des
Astrolabs, seine vielseitige Verwendbarkeit im ganzen Bereich zwi-
schen Kult und Legende, Gelehrsamkeit und Lebenskunst erhob das
Instrument im islamischen Orient jahrhundertelang zum Attribut
erhabenster Weisheit und Macht.27
Ein und dasselbe Gerät wurde zur gleichen Zeit von Byzantinern und
Muslimen ganz verschieden aufgenommen, weil sie die Welt nicht nach
ihren Werkzeugen, sondern nach ihren Weltbildern einrichteten.
3. Übertragung des Astrolabs vom Orient zum Okzident im
10. Jahrhundert
Der lateinische Westen erfuhr infolge der Völkerwanderung von
alledem nichts. Die Germanen mußten sich nicht an den Sternen
orientieren, als sie den nordalpinen Kontinent zu Pferde durchquerten.
Romanische und keltische Geistliche, die ihnen das Christentum
predigten, faßten Zeit anders auf als Orthodoxe und Muslime.
Politisches Handeln und gelehrtes Denken klammerten sich an das von
alters her Heilige und empfanden den jetzigen Augenblick mit allem,
was aus ihm entstehen würde, als Geheimnis des Schöpfers, das sich
dem Kalkül der Kreaturen entzog. Die Liturgie der Gottesdienste und
die Ökonomie der Feldarbeiten banden jede örtliche Gegenwart

26 Dazu Willy Härtner, Asturläb, in: The Encyclopaedia of Islam, Bd 1 (21960) S.
722-728; David A. King, Astronomical Instrumentation in the Medieval Near
East (zuerst 1981), jetzt in: King, Instruments S. I 1-21, hier S. 4-8.
27 Zu Abraham Michel, Traite S. 5 f.; zu den sonstigen Heroen David A. King, The
Origin of the Astrolabe according to the Medieval Islamic Sources (zuerst 1981),
jetzt in: King, Instruments S. III 43-83, hier S. 48-62. Zur späteren Geschichte
und Bedeutung des Astrolabs im Islam Turner, Museum S. 20-29, 60-111.
 
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