Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende
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Die folgende Anleitung zur Messung der Sternhöhe steht logisch am
richtigen Platz, denn angepeilt werden die eben lokalisierten Astrolab-
sterne. Die Vorschrift stammt jedoch aus einem anderen Traktat, ‘De
horologio secundum alkoram, id est speram rotundam’. Er bespricht,
wie schon die Untersuchung des Inhalts vermuten ließ, ein nicht
planisphärisches, sondern kugelförmiges Astrolab, von dem nur weni-
ge Exemplare gebaut wurden, alle im islamischen Bereich. Nahe an ihn
führt auch das arabische Wort alkora im Titel heran. Als Verfasser
dieser Quelle wurde der Erzdiakon Seniofredus-Lupitus von Barcelona
vorgeschlagen. Ihn bat Gerbert 984 brieflich um Zusendung eines
astronomischen oder astrologischen Buches, das Lupitus übersetzt
habe. Ob es genau dieses war, wissen wir allerdings nicht. Dafür
spräche, daß unser Text die Stunden nach astrologischen Häusern
zählt.* * * 64
Da sich indes Lupitus selbst von der Astrologie energisch distanzier-
te, wird es eher ein anderer, unbekannter Spanier gewesen sein, der das
Stück, zweifellos direkt aus dem Arabischen, übersetzte, wahrschein-
lich vor 981, vor den Feldzügen al-Mansurs, vielleicht noch in
Andalusien. Unser Autor hat sich keine Mühe gegeben, die Besonder-
heiten eines sphärischen Astrolabs zu erklären, aber wenigstens
begriffen, daß das dort beschriebene Meßverfahren auch auf das ihm
vertraute flache Astrolab übertragen werden kann.65
Danach wechselt er wieder zu der Abhandlung aus Reims, um von
der Sternhöhenmessung folgerichtig zur Feststellung der Nachtstunde
zu kommen. Auch dafür zieht er noch einmal die Quelle aus Spanien
heran. Eben wo er von neuem zu Gerberts Schüler und dessen
Computus S. 30 f. Ins 11. Jahrhundert möchte Poulle, Astronomie S. 615 f. sie
verschieben; das wird nun durch das Konstanzer Fragment ausgeschlossen. Zur
Verfasserfrage unten Anm. 141.
64 Gerbert, Briefsammlung Nr. 24 S. 46 f. Zu Lupitus oben Anm. 43. Weniger
behutsam als Millas, Assaig S. 185-187 nimmt ihn Destombes, Astrolabe S. 24 f.
als Übersetzer von ‘De horologio’ in Anspruch. Da die Schrift weder seinen
Namen trägt noch inhaltliche oder formale Analogien zu seinem Prolog (unten
Anm. 118) aufweist, ziehe ich es vor, sie mit Vyver, Traductions S. 279, 288 für
anonym zu halten.
65 De horologio secundum alkoram, hg. von Millas, Assaig S. 288-290. Zu dem
Traktat (J'a nach Bubnov, II D nach Millas und Kunitzsch) Kunitzsch, Glossar
S. 478; Bergmann, Innovationen S. 126 f. Mißglückt und durch das Konstanzer
Fragment vollends überholt ist der Versuch von Vyver, Traductions S. 279-283,
den Traktat einer gesonderten Handschriftengruppe innerhalb des Corpus
zuzuweisen. Zur Abwehr der Astrologie bei Lupitus unten Anm. 74.
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Die folgende Anleitung zur Messung der Sternhöhe steht logisch am
richtigen Platz, denn angepeilt werden die eben lokalisierten Astrolab-
sterne. Die Vorschrift stammt jedoch aus einem anderen Traktat, ‘De
horologio secundum alkoram, id est speram rotundam’. Er bespricht,
wie schon die Untersuchung des Inhalts vermuten ließ, ein nicht
planisphärisches, sondern kugelförmiges Astrolab, von dem nur weni-
ge Exemplare gebaut wurden, alle im islamischen Bereich. Nahe an ihn
führt auch das arabische Wort alkora im Titel heran. Als Verfasser
dieser Quelle wurde der Erzdiakon Seniofredus-Lupitus von Barcelona
vorgeschlagen. Ihn bat Gerbert 984 brieflich um Zusendung eines
astronomischen oder astrologischen Buches, das Lupitus übersetzt
habe. Ob es genau dieses war, wissen wir allerdings nicht. Dafür
spräche, daß unser Text die Stunden nach astrologischen Häusern
zählt.* * * 64
Da sich indes Lupitus selbst von der Astrologie energisch distanzier-
te, wird es eher ein anderer, unbekannter Spanier gewesen sein, der das
Stück, zweifellos direkt aus dem Arabischen, übersetzte, wahrschein-
lich vor 981, vor den Feldzügen al-Mansurs, vielleicht noch in
Andalusien. Unser Autor hat sich keine Mühe gegeben, die Besonder-
heiten eines sphärischen Astrolabs zu erklären, aber wenigstens
begriffen, daß das dort beschriebene Meßverfahren auch auf das ihm
vertraute flache Astrolab übertragen werden kann.65
Danach wechselt er wieder zu der Abhandlung aus Reims, um von
der Sternhöhenmessung folgerichtig zur Feststellung der Nachtstunde
zu kommen. Auch dafür zieht er noch einmal die Quelle aus Spanien
heran. Eben wo er von neuem zu Gerberts Schüler und dessen
Computus S. 30 f. Ins 11. Jahrhundert möchte Poulle, Astronomie S. 615 f. sie
verschieben; das wird nun durch das Konstanzer Fragment ausgeschlossen. Zur
Verfasserfrage unten Anm. 141.
64 Gerbert, Briefsammlung Nr. 24 S. 46 f. Zu Lupitus oben Anm. 43. Weniger
behutsam als Millas, Assaig S. 185-187 nimmt ihn Destombes, Astrolabe S. 24 f.
als Übersetzer von ‘De horologio’ in Anspruch. Da die Schrift weder seinen
Namen trägt noch inhaltliche oder formale Analogien zu seinem Prolog (unten
Anm. 118) aufweist, ziehe ich es vor, sie mit Vyver, Traductions S. 279, 288 für
anonym zu halten.
65 De horologio secundum alkoram, hg. von Millas, Assaig S. 288-290. Zu dem
Traktat (J'a nach Bubnov, II D nach Millas und Kunitzsch) Kunitzsch, Glossar
S. 478; Bergmann, Innovationen S. 126 f. Mißglückt und durch das Konstanzer
Fragment vollends überholt ist der Versuch von Vyver, Traductions S. 279-283,
den Traktat einer gesonderten Handschriftengruppe innerhalb des Corpus
zuzuweisen. Zur Abwehr der Astrologie bei Lupitus unten Anm. 74.