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Borst, Arno; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1989, 1. Abhandlung): Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende: vorgetragen am 11. Februar 1989 — Heidelberg: Winter, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48156#0123
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Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende

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Abgesehen von diesen Auszeichnungen, die das Textverständnis
optisch erleichtern, fehlt jede Verzierung.
Der Schreiber behandelte den Text gewissenhaft, ohne sachlichen
Irrtum, aber auch ohne formale Routine. Er benutzte erstaunlich
wenige Abkürzungen, außer den Strichen über -a und -u für -am und
-um lediglich die geläufigsten Kürzel für est, et, per, pre, pro, -que, -qui,
quod und vel, sogar diese nicht immer. Sein Kürzungsstrich bildete
nicht wie der von Reichenauer Schreibkünstlern ausgebildete eine
elegante Wellenlinie mit karoartigem Punkt am rechten Ende, sondern
eine schlichte, leicht ansteigende Gerade, allenfalls mit kleinem
Abwärtshaken rechts. Sein Kürzungszeichen für -que bestand aus q mit
hochgestelltem Komma, wie auf der Reichenau gebräuchlich. Doch
verschmähte er sogar das auffälligste Kürzel des dortigen Scriptoriums,
r mit einem Kreuzstrich für -rum. Als einziges Interpunktionszeichen
verwendete er einen hohen Punkt. Bei dem Fragezeichen auf der
Vorderseite von Blatt 1 Zeile 10 setzte er über dieses Interpunktions-
zeichen ein c; von dessen Kopfende ging ein Schrägstrich nach rechts
oben ab, der in einen Punkt mündete.
Dem Schreiber unterliefen einige sprachliche Versehen, neben
Deklinationsfehlern (rare, harum) vergessene Kürzungsstriche (altudi-
ne, nocnalium) und eine Art Doppelschreibung (pariliditatem). Bloß
einen Fehler korrigierte er während des Schreibens (scendas - sciendas,
mit Punkt unter dem hochgestellten z). Wenn ihm ein Buchstabe
mißriet, zog er ihn dicker nach, fast immer ohne zu radieren. Stehen
ließ er zahlreiche falsche Satzanschlüsse (nach Nebensatz Neubeginn
mit Großbuchstaben), verkehrte Worttrennungen (preter mitto) und
irrige Wortverbindungen (adsciendas'). Keine zweite Hand brachte
Verbesserungen oder Randbemerkungen an.
Ein neuzeitlicher Buchbinder beschnitt das vordere Blatt am Außen-
rand um durchschnittlich 66 Millimeter. Dabei gingen vom Text 10 bis
15 Buchstabenbreiten je Zeile verloren. Dann wurde das Fragment
waagrecht gefaltet, dem hohen Schmalformat des einzubindenden
Bandes entsprechend. Er ist am Fundort noch vorhanden: Band N
(Spitalverwaltung Konstanz) Nr. 634 (Ausgaben des Spitalmeisters für
das Pestjahr 1588).
Auf der Vorderseite von Blatt 2 rechts unten, nunmehr Vorderseite
des Bandes oben rechts, notierte eine Hand des 17. Jahrhunderts -
nicht die den Band füllende - seinen Inhalt: 1588 Seclmaisters ußgab in
den Sterbenden Leüfftn beschehn. Links davon erinnerte auf derselben
Seite, inzwischen Rückseite des Bandes, eine andere, etwas jüngere
 
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