In diesem Beitrag wird also versucht, eine moglichst exakte zoologische
Eingrenzung der auf den Felsen des Oberen Indus eingeritzten Tiere
vorzunehmen.^ Es gibt zweifellos Falle, in denen es 'unwichtig' sein
mag, ob der Ktinstler einen Adler oder Falken bzw. einen Lowen oder
Tiger meinte.^ Oft fungieren namlich die dargestellten Tiere lediglich
als eine Art Identifizierungshilfe, als um eine bestimmte Szene
zu kennzeichnen. In einem solchen Fall spielt das Tier selbst eine unter-
geordnete Rolle, und der ihm einmal gegebene Name wird zur Traditi-
on und bleibt mit der jeweiligen Szene oder Geschichte verbunden.
Buddhas beruhmte und vielfach zitierte Tredigt im Gazellenhain' ist
hierfur ein konkretes Beispiel. Das indische Wort (Sanskrit mrgmwra,
Pali bedeutet so viel wie 'Tier-' oder 'Wildpark', da unter
eine ganze Reihe von Tieren, darunter Antilopen, Hirsche,
Rehe und gar der Yak verstanden werden konnen.^ Auch friihe bildli-
che Darstellungen lassen nicht unbedingt auf die Gazelle ruckschlie-
ben.^ Dieser Umstand stort jedoch den Geisteswissenschaftler wenig:
H. und V. Venzlaff sowie Frau Elisabeth Sepi, die fast alle Zeichnungen anfertigte,
Dr. G. Bandini und meinem Kollcgen Martin Bemmann sei hier herzlich fur ihre
Hilfe gedankt.
Mein ganz besonderer Dank gilt jedoch Prof. Dr. Gerard Fussman vom College de
France (Paris), der fur die Datierungen verantwortlich zeichnet und mir vielfach
mit wertvollen Hinweisen zur Seite stand. Ihm ist es auch zu verdanken, dab mir
wahrend eines Forschungsstipendiums in Paris u.a. die Gelegenheit gegeben wurde,
die vorliegende Arbeit fertigzustellen.
10 Versuche dieser Art wurden u.a. fur chinesische Felsbilder von GAI SHANEIN (1991:
415ff.) und fur indische Felsbilder von BADAM/PRAKASH (1992: 69ff.) unternom-
men.
11 Siehe DANI 1983: 54; ders. 1983a: 178.
12 Afnarakoya II,v,10. Die tibetische Ubersetzung von /a/gavaaa lautet n-^vagy-Ayi-gnay
^Platz der /a/ga". Das tibetische Wort n'-^vagy bezeichnet sowohl wilde (ra/ga) wie
auch zahme (paya) harmlose Tiere, darunter verschiedene Antilopen bzw. Gazellen
(Aaraaga, Aaaaa). Es ist eine allgemeine Bezeichnung fur Wild, wobei a-Jvagy-pa
"Jager" bedeutet (siehe CHANDRA 1976: y.v.). La in dem ar/gavaaa entsprechenden
chinesischen Ausdruck /a ye yaaa bezeichnet ebenfalls einen nicht naher bestimm-
ten Cerviden. Siehe auch FUSSMAN 1994a: 63ff.
13 Siehe z.B. INGHOLT 1957: Abb. 75, 76, 77, 79; BACHHOFER 1972: Tafeln 23 (Bhar-
hut), 52 (Sanchl), 152 (Taxila); KURITA 1988-90: Bd. 1, S. 138ff. Die beiden Tiere
zu Fuben Buddhas in Amaravati (siehe BACHHOFER 1972: Tafel 128) durften mit
ihren langen geraden Hornern allerdings vermutlich Gazellen wiedergeben.
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Eingrenzung der auf den Felsen des Oberen Indus eingeritzten Tiere
vorzunehmen.^ Es gibt zweifellos Falle, in denen es 'unwichtig' sein
mag, ob der Ktinstler einen Adler oder Falken bzw. einen Lowen oder
Tiger meinte.^ Oft fungieren namlich die dargestellten Tiere lediglich
als eine Art Identifizierungshilfe, als um eine bestimmte Szene
zu kennzeichnen. In einem solchen Fall spielt das Tier selbst eine unter-
geordnete Rolle, und der ihm einmal gegebene Name wird zur Traditi-
on und bleibt mit der jeweiligen Szene oder Geschichte verbunden.
Buddhas beruhmte und vielfach zitierte Tredigt im Gazellenhain' ist
hierfur ein konkretes Beispiel. Das indische Wort (Sanskrit mrgmwra,
Pali bedeutet so viel wie 'Tier-' oder 'Wildpark', da unter
eine ganze Reihe von Tieren, darunter Antilopen, Hirsche,
Rehe und gar der Yak verstanden werden konnen.^ Auch friihe bildli-
che Darstellungen lassen nicht unbedingt auf die Gazelle ruckschlie-
ben.^ Dieser Umstand stort jedoch den Geisteswissenschaftler wenig:
H. und V. Venzlaff sowie Frau Elisabeth Sepi, die fast alle Zeichnungen anfertigte,
Dr. G. Bandini und meinem Kollcgen Martin Bemmann sei hier herzlich fur ihre
Hilfe gedankt.
Mein ganz besonderer Dank gilt jedoch Prof. Dr. Gerard Fussman vom College de
France (Paris), der fur die Datierungen verantwortlich zeichnet und mir vielfach
mit wertvollen Hinweisen zur Seite stand. Ihm ist es auch zu verdanken, dab mir
wahrend eines Forschungsstipendiums in Paris u.a. die Gelegenheit gegeben wurde,
die vorliegende Arbeit fertigzustellen.
10 Versuche dieser Art wurden u.a. fur chinesische Felsbilder von GAI SHANEIN (1991:
415ff.) und fur indische Felsbilder von BADAM/PRAKASH (1992: 69ff.) unternom-
men.
11 Siehe DANI 1983: 54; ders. 1983a: 178.
12 Afnarakoya II,v,10. Die tibetische Ubersetzung von /a/gavaaa lautet n-^vagy-Ayi-gnay
^Platz der /a/ga". Das tibetische Wort n'-^vagy bezeichnet sowohl wilde (ra/ga) wie
auch zahme (paya) harmlose Tiere, darunter verschiedene Antilopen bzw. Gazellen
(Aaraaga, Aaaaa). Es ist eine allgemeine Bezeichnung fur Wild, wobei a-Jvagy-pa
"Jager" bedeutet (siehe CHANDRA 1976: y.v.). La in dem ar/gavaaa entsprechenden
chinesischen Ausdruck /a ye yaaa bezeichnet ebenfalls einen nicht naher bestimm-
ten Cerviden. Siehe auch FUSSMAN 1994a: 63ff.
13 Siehe z.B. INGHOLT 1957: Abb. 75, 76, 77, 79; BACHHOFER 1972: Tafeln 23 (Bhar-
hut), 52 (Sanchl), 152 (Taxila); KURITA 1988-90: Bd. 1, S. 138ff. Die beiden Tiere
zu Fuben Buddhas in Amaravati (siehe BACHHOFER 1972: Tafel 128) durften mit
ihren langen geraden Hornern allerdings vermutlich Gazellen wiedergeben.
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