fragen, ob die Schopfer der Felsbilder tatsachlich immer die Absicht
hatten, eine ganz bestimmte Tiem/t darzustellen (und nicht vielmehr
einfach nur eine Gattung, Familie, Ordnung etc.). Zum zweiten erlaubt
es die vielfach grobe, nachlassige oder aber etwa bei heraldischen Dar-
stellungen stark stilisierte Ausfuhrung der Ritzungen oft nicht, die et-
waige Absicht des Kiinstlers zu erkennen. Drittens labt sich haufig nicht
ausschlieben, dab es sich bei einem scheinbar realen Tier in Wirklich-
keit urn ein Fabelwesen handelt.
Zu einer vollstandigen Erfassung der Felsbildstationen gehort jedoch
notwendigerweise auch eine Identifizierung - soweit dies eben moglich
ist - der dargesteliten Objekte und damit natilrlich auch der Tiere.
Ebenso wie ein Archaologe alie Fundstucke seiner Grabung zu bestim-
men und aufzunehmen trachtet, so darf der lediglich an den Beziehun-
gen zwischen Volkern oder Stammen interessierte Historiker soiche De-
tails nicht vernachlassigen, die vielleicht fur andere als ihn von Bedeu-
tung sein konnten. Wie Paul Veyne bemerkt, konnte man denken, be-
stimmte Fakten seien wichtiger als andere, "mais cette importance elle-
meme depend entierement des criteres choisis par chaque historien et
n'a pas de grandeur absolue."^ Wer weib denn, ob sich nicht eines Ta-
ges ein anderer Wissenschaftler fur die Tierwelt dieser Region interes-
siert, ein anderer fur die Beziehungen zwischen Jagd und Ackerbau und
wieder ein anderer fur die Klima- und Vegetationsveranderungen? Fur
sie alle konnte eine Identifizierung selbst einiger weniger Felsbildtiere
in Verbindung mit Reflexionen tiber die Moglichkeit ihres Vorkommens
in dieser Region durchaus von Nutzen sein.
In jedem Fall aber ist klar, dab durch die Zusammenarbeit mit Speziali-
sten anderer Fachbereiche^ oder auch nur dadurch, dab man Aussa-
gen, die einen nicht direkt interessieren, dennoch nicht unbesehen wie-
dergibt - weil man namlich mit Konrad Lorenz "iiberhaupt nichts mei-
nen soil, wenn die Moglichkeit besteht nachzusehen, wie es sich ver-
h^it"2o _ ganze Reihe von Fehlern vermieden werden konnten:
Der Ga:ze//enhain ist nicht unbedingt^ ein G^rze//e/rhain, sondern eher
18 VEYNE 1971: 25.
19 Siehe CLOTTES 1989: 37.
20 LORENZ 1988: 117.
21 Sollte allerdings das Wort ein Synonym von sein, wie
CAtLLAT (1968: 181) ausfuhrt, und sollte Pali auf Sanskrit riyg zurilckgehen
(ebd.: 179f.), das laut MONlER-WtLLIAMS (1964: 226) "the male of a species of an-
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hatten, eine ganz bestimmte Tiem/t darzustellen (und nicht vielmehr
einfach nur eine Gattung, Familie, Ordnung etc.). Zum zweiten erlaubt
es die vielfach grobe, nachlassige oder aber etwa bei heraldischen Dar-
stellungen stark stilisierte Ausfuhrung der Ritzungen oft nicht, die et-
waige Absicht des Kiinstlers zu erkennen. Drittens labt sich haufig nicht
ausschlieben, dab es sich bei einem scheinbar realen Tier in Wirklich-
keit urn ein Fabelwesen handelt.
Zu einer vollstandigen Erfassung der Felsbildstationen gehort jedoch
notwendigerweise auch eine Identifizierung - soweit dies eben moglich
ist - der dargesteliten Objekte und damit natilrlich auch der Tiere.
Ebenso wie ein Archaologe alie Fundstucke seiner Grabung zu bestim-
men und aufzunehmen trachtet, so darf der lediglich an den Beziehun-
gen zwischen Volkern oder Stammen interessierte Historiker soiche De-
tails nicht vernachlassigen, die vielleicht fur andere als ihn von Bedeu-
tung sein konnten. Wie Paul Veyne bemerkt, konnte man denken, be-
stimmte Fakten seien wichtiger als andere, "mais cette importance elle-
meme depend entierement des criteres choisis par chaque historien et
n'a pas de grandeur absolue."^ Wer weib denn, ob sich nicht eines Ta-
ges ein anderer Wissenschaftler fur die Tierwelt dieser Region interes-
siert, ein anderer fur die Beziehungen zwischen Jagd und Ackerbau und
wieder ein anderer fur die Klima- und Vegetationsveranderungen? Fur
sie alle konnte eine Identifizierung selbst einiger weniger Felsbildtiere
in Verbindung mit Reflexionen tiber die Moglichkeit ihres Vorkommens
in dieser Region durchaus von Nutzen sein.
In jedem Fall aber ist klar, dab durch die Zusammenarbeit mit Speziali-
sten anderer Fachbereiche^ oder auch nur dadurch, dab man Aussa-
gen, die einen nicht direkt interessieren, dennoch nicht unbesehen wie-
dergibt - weil man namlich mit Konrad Lorenz "iiberhaupt nichts mei-
nen soil, wenn die Moglichkeit besteht nachzusehen, wie es sich ver-
h^it"2o _ ganze Reihe von Fehlern vermieden werden konnten:
Der Ga:ze//enhain ist nicht unbedingt^ ein G^rze//e/rhain, sondern eher
18 VEYNE 1971: 25.
19 Siehe CLOTTES 1989: 37.
20 LORENZ 1988: 117.
21 Sollte allerdings das Wort ein Synonym von sein, wie
CAtLLAT (1968: 181) ausfuhrt, und sollte Pali auf Sanskrit riyg zurilckgehen
(ebd.: 179f.), das laut MONlER-WtLLIAMS (1964: 226) "the male of a species of an-
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