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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0158
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Die folge gilt nit,
da man die wunderwerck
bey den
Heiligen jm leben
vernomen, ist man
zu jnen gelauffen ᵃ ,
warumb nit auch
zu den todten.

Wunderwerck

Gottes bey der
Heiligen gedechtnissen
süchen hat
kein verheissung;
darumb ists vnrecht.

Jst kein gleubige
folge: Die alten haben
wunderwerck
bey den todten
heyligen gesu-
chet; darumb mö-
gen wir das auch
thun.

154
zweite verteidigungsschrift (1543)

in jhm vereinbaren ¹ vnd in seinem namen zu samen komen ² . Darbey sollen
wirs bleiben lassen vnd den lieben Christum in allem vnser einigs ³ Heilthumb
der hülff vnd gnadenstul erkennen vnd halten, bey dem wir reichlich alle Gottes
hülff finden werden.

Da werffen sie aber für das exempel der leuthen, die zu Christo, dem Herren, 5
vnd den lieben Apostolen hie auff erden gelauffen sein vnd die hülff Gottes
durch jre wunderwerck gesucht habenn, nach dem sie soliche wun- | lxxxiiijb/
Xiiijb | derwerck, anderen bewysen, vernomen hatten, Welches exempel die
schrifft als loblich vermeldet. Warumb, sagen sie, solten wir dann nit also auch
zu den Gedechtnissen der Heiligen lauffen, wenn wir vernemen, das war- 10
haffte wunderzeichen alda geschehen sindt, Nemlich ⁴ , wa wir alda allein Gottes
hülff durch den verdienst Christi suchen?

Antwort: Zu Christo, dem Herren, kamen billich vnnd suchten ᵇ Gottes hülff
bey jm durch seine wunderwerck alle, die in leiden vnd anfechtung waren,
weyl er selber zu jm kommen hiesse alle, die bekümmert vnd beladen waren, 15
Matt xj[28], Also auch zu den Apostolen, dieweil der Herre jnen gewalt vnd
befelh gegeben hatt, vber alle suchten vnd allen gewalt des feindts, Mat. x[8],
Luc. x[9]. Mit den Heyligen gedechtnissen hat es aber nit die meinung, Dann
von denen haben wir keyne soliche verheyssung; Vnnd darumb, weyl man
bey solichen Gedechtnüssen die wunder Gottes one sein wort gesuchet, hat 20
so gar zeitlich ⁵ der Teuffel sein gespenst ⁶ an solichen orten angerichtet vnnd
so grausame Abgöttereye erwecket, Des vns die Historien zu vil grobe ⁷ exempel
anzeygen.

Hie bringen sie dann das exempel der alten Vätter vnd Christen für, die Gottes
wunderbare hülff durch Christum bey solichen Heiligen gedechtnüssen ge- 25
sucht haben, wann sie vernommen, das etwan wunderwerck bey solichen gedechtnissen
geschehen sein. Darauff ge- | lxxxva/Yja | be ich die antwort: Es
seind nit alles Heilige werck vnd exempel, denen wir nachfolgen sollen oder
auch mit Got mögen ⁸ , welche die Heiligen gethan haben, dauon oben weyter
gesagt ist im xlix. vnnd folgenden zweyen blettern ⁹ . Es haben ja die alten al- 30

a) Drf. gelnuffen.
b) Drf. such- chten.

1. identifizieren, in Übereinstimmung bringen.
2. Mt 18,20.
3. alleiniges.
4. vor allem.
5. dann ganz schnell.
6. Blendwerk, Täuschung.
7. deutliche, leicht verständliche.
8. vermögen, können.
9. s. oben S. 103,25 bis 106,15.
 
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