Einleitung
Vom 14. Dezember 1542 an weilte Martin Bucer auf Einladung des Kölner
Erzbischofs Hermann von Wied in Bonn und entfaltete dort eine umfangreiche,
rastlose Tätigkeit ¹ . Im Januar 1543 begann er im Auftrag des Kölner Erzbischofs
mit der Abfassung eines Reformationsentwurfs (»Einfaltigs Bedenkken«,
Edition in BDS 11,1, S.147–432) für das Kurfürstentum Köln. Kurz
zuvor war dem Erzbischof vom Domkapitel schon ein anderer Reformationsentwurf
unterbreitet worden, den Johannes Gropper rasch hergestellt
hatte. Bucer erhielt bei der Vollendung seines umfassenden und sorgfältig
ausgearbeiteten Werkes die Unterstützung von Philipp Melanchthon, der auf
Einladung des Erzbischofs von Anfang Mai bis gegen Ende Juli ebenfalls in
Bonn war ² , und von dem Straßburger Prediger Kaspar Hedio, der Ende Juni
für kurze Zeit nach Bonn kommen konnte. An den Beratungen und Vorbereitungen
beteiligt war in jenen Wochen ferner der hessische Theologe Johannes
Pistorius. Natürlich hatte auch der Erzbischof seinen Anteil an dem Reformationsentwurf,
der schließlich in seinem Namen verfaßt war. Am 23. Juli
1543 wurde er im Manuskript dem Landtag vorgelegt, der den Reformplänen
Hermann von Wieds und Bucers ausdrücklich zustimmte. Kurz danach
wurde das Werk von Laurentius von der Mülen in Bonn gedruckt.
In denselben Wochen verfaßte Bucer auch zahlreiche Briefe und publizierte
mit Melanchthon zusammen die »Christliche und ware verantwortung«
(Edition in BDS 11,1, S.133–145) als eine Entgegnung auf eine Klagschrift
der Universität Köln. Zu derselben Zeit arbeitete er aber auch an der
zweiten Verteidigungsschrift (»Die ander verteydigung«), mit der er sich ein
weiteres Mal gegen die Angriffe und Verleumdungen des Kölner Klerus
wandte. Diese Schrift wird im vorliegenden Band (S.21–247) ediert.
Die Verhältnisse ließen in jenen Wochen bei Bucer und seinen Mitstreitern
keine frohe Stimmung aufkommen. So berichtete er Justus Jonas am 19. Juni
1543 über den heillosen Streit: »Patimur a Coloniensi clero, schola, a senatu
prosus eadem, quae passi sunt apostoli a Sacerdotibus, Scribis, et Senioribus
Ierusalem, nisi quod dominus nos nondum eo honore dignos habuerit, ut de
contumelia flagellorum aut carceris vel crucis ab his hostibus Christi illata
gloriemur. Caeterum si non par, profecto parum dissimilis furor est.« ³ Melanchthon
kehrte Ende Juli über Runkel an der Lahn, einem Sitz der Grafen
von Wied, und Erfurt nach Wittenberg zurück. Kaspar Hedio berichtete ihm
am 11. August kurz über die unerfreuliche Lage, in der er und Bucer sich befanden
und gegen welche Widerstände sie anzukämpfen hatten: »Bucerus et
1. Zu Bucers Tätigkeit in Bonn vgl. Greschat, Martin Bucer, S. 192–200; BDS 11,1, S. 16–
18; Varrentrapp, Hermann von Wied, S. 100–218 und passim; Drouven, Hermann von
Wied, S.66–137; Franzen, Bischof und Reformation, S.56–98; Pollet I, S.83–234.
2. Vgl. dazu die in Anm.1 angegebene Literatur und Simons, Melanchthon in Bonn.
3. CR 5, Sp.122f. (Nr.2717).
Vom 14. Dezember 1542 an weilte Martin Bucer auf Einladung des Kölner
Erzbischofs Hermann von Wied in Bonn und entfaltete dort eine umfangreiche,
rastlose Tätigkeit ¹ . Im Januar 1543 begann er im Auftrag des Kölner Erzbischofs
mit der Abfassung eines Reformationsentwurfs (»Einfaltigs Bedenkken«,
Edition in BDS 11,1, S.147–432) für das Kurfürstentum Köln. Kurz
zuvor war dem Erzbischof vom Domkapitel schon ein anderer Reformationsentwurf
unterbreitet worden, den Johannes Gropper rasch hergestellt
hatte. Bucer erhielt bei der Vollendung seines umfassenden und sorgfältig
ausgearbeiteten Werkes die Unterstützung von Philipp Melanchthon, der auf
Einladung des Erzbischofs von Anfang Mai bis gegen Ende Juli ebenfalls in
Bonn war ² , und von dem Straßburger Prediger Kaspar Hedio, der Ende Juni
für kurze Zeit nach Bonn kommen konnte. An den Beratungen und Vorbereitungen
beteiligt war in jenen Wochen ferner der hessische Theologe Johannes
Pistorius. Natürlich hatte auch der Erzbischof seinen Anteil an dem Reformationsentwurf,
der schließlich in seinem Namen verfaßt war. Am 23. Juli
1543 wurde er im Manuskript dem Landtag vorgelegt, der den Reformplänen
Hermann von Wieds und Bucers ausdrücklich zustimmte. Kurz danach
wurde das Werk von Laurentius von der Mülen in Bonn gedruckt.
In denselben Wochen verfaßte Bucer auch zahlreiche Briefe und publizierte
mit Melanchthon zusammen die »Christliche und ware verantwortung«
(Edition in BDS 11,1, S.133–145) als eine Entgegnung auf eine Klagschrift
der Universität Köln. Zu derselben Zeit arbeitete er aber auch an der
zweiten Verteidigungsschrift (»Die ander verteydigung«), mit der er sich ein
weiteres Mal gegen die Angriffe und Verleumdungen des Kölner Klerus
wandte. Diese Schrift wird im vorliegenden Band (S.21–247) ediert.
Die Verhältnisse ließen in jenen Wochen bei Bucer und seinen Mitstreitern
keine frohe Stimmung aufkommen. So berichtete er Justus Jonas am 19. Juni
1543 über den heillosen Streit: »Patimur a Coloniensi clero, schola, a senatu
prosus eadem, quae passi sunt apostoli a Sacerdotibus, Scribis, et Senioribus
Ierusalem, nisi quod dominus nos nondum eo honore dignos habuerit, ut de
contumelia flagellorum aut carceris vel crucis ab his hostibus Christi illata
gloriemur. Caeterum si non par, profecto parum dissimilis furor est.« ³ Melanchthon
kehrte Ende Juli über Runkel an der Lahn, einem Sitz der Grafen
von Wied, und Erfurt nach Wittenberg zurück. Kaspar Hedio berichtete ihm
am 11. August kurz über die unerfreuliche Lage, in der er und Bucer sich befanden
und gegen welche Widerstände sie anzukämpfen hatten: »Bucerus et
1. Zu Bucers Tätigkeit in Bonn vgl. Greschat, Martin Bucer, S. 192–200; BDS 11,1, S. 16–
18; Varrentrapp, Hermann von Wied, S. 100–218 und passim; Drouven, Hermann von
Wied, S.66–137; Franzen, Bischof und Reformation, S.56–98; Pollet I, S.83–234.
2. Vgl. dazu die in Anm.1 angegebene Literatur und Simons, Melanchthon in Bonn.
3. CR 5, Sp.122f. (Nr.2717).