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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0175
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zweite verteidigungsschrift (1543)

171

Dann wa etwan ein Gemeinde Gottes were, die ein offentlich ¹ sündigen Priester
nit darfür haltenn oder aber nit gemeinlich meiden wolte vnd der selbige
doch das wort Gottes rein predigte vnd die H. Sacrament vermöge des wort
Gottes handlete vnnd reychete, ausser dem einigen mangel seines lebens, da
müssen die fromen Christen die den feyl ² am leben jres Priesters erkennen, jn
derhalben auch gern meyden vnd einen onstreflichen an sein stadt haben wolten,
wie das Gottes wort gebeutet, aber gleyche erkantniß vnd die folge hiezu
bey der gantzen Gemeinden nit haben mögen, die sachen recht Got befehlen
vnd sie sich darumb nit selb des worts vnnd der Sacramenten, die solcher onreiner
Priester, doch an jhm selb recht, auß spendet, berauben, Noch weniger
sich von den anderen Gotsforchtigen vnd gleubigen ab- | xcvija/Bbja | sonderen
vnnd also ein trennung in der Gemeinden Christi anrichten.

Dann das meyden vnnd fliehen solicher Priester allein dazu vom Herren
gebotten ist, wie das der H. Augustinus gar Gotseliglich lehret lib. 3 Contra
Epistolam Parmeniani, cap. 2. ³ vnd an anderen orten meer, Das soliche streffliche
Leuth durch das meyden vnd fliehen zur buß meer beweget, wa das
möglich, andere von sünden meer abgeschrecket vnd die Gemeinden Gottes
von befleckung solicher besser bewaret werden, Welche frücht man nit erlangen
kan, wann das meerer theyl der Gemeinden die sündigen nit meyden
will ⁴ , Dagegen aber würdt gefahrliche spaltung angerichtet, zu dem, das
solche onzeitig eyffrige leuth, die die gemeinen diener der kirchen meyden
wolten, on beyfal der Gemeinden sich selb des worts der Sacramenten vnd gemeines
bettens beraubeten, Denen doch, so sie auff den rechten Priester Christum,
des die wort vnd Sacrament sein vnd der da alles zu vnserem heyl wür-
cket, mit warem glauben sehen, der vnreinen Priester feyl nichts schaden
noch die Heyligen gaben Gottes verunreynen köndten.

Noch ist diß Gottes recht vnd gebot, das alle vnchristliche Priester sollen
gemitten vnd jre dienst in allen Götlichen sachen geflohen werden, Allein das
solichs geschehe mit gehelle ⁵ des meeren ⁶ theyls jeder Gemeinden Gottes, Wa
nemlich am Priester allein des lebens halben ⁷ mangel ist; Dann wa auch an der
lehre vnd am brauch der Sacramenten mangel ist, das nem- | xcvijb/Bbjb | lich
eyner wider das wort Gottes lehret vnd handlet, da müssen alle schaffe Christi
soliche frembde, ja dieb vnd mörder fliehen vnd sie mit nichten hören oder
jnen folgen; Alle die, sage ich, welchen der Herre das zu erkennen gegeben
hat, Vnd in allen dem, das soliche wider Christum, den Herren, fürbringen.

Vom dritten: das die frommen Priester jr volck dahin weysen vnd treulich
vermanen sollen, das sie das H. Abentmal nit wöllen zu eynem schauspiel ma-

1. offenkundig.
2. Fehler, Mangel.
3. Augustinus, Contra epistolam Parmeniani III,2. PL43, Sp.86–95.
4. Vgl. I Kor 5,1–13; II Thess 3,6; ITim5,20.
5. Zustimmung.
6. größeren.
7. wegen der Lebensführung.
 
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