Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0186
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
182 zweite verteidigungsschrift (1543)

Man hats in der kirchen nit gehalten, wie es die Apostel auß des Herren that
vnd befelh geordnet, das nemlich alle die die Sacrament mit entpfangen habenn,
die bey dem H. Abentmal gewesen sindt. Warumb folget nit meer, weil
die H. Vätter vbertrettung dieser ordnung schelten, so ist sie etwan gehalten
worden? Dann das ehrlich vnd heylig ist, wie sie diß sein, das alle, die bey dem 5
H. Abentmal bleyben, die Sacrament auch mit entpfahen, selb bekennen
vnnd, wie Calixtus ¹ zeuget ² von den Apostolen geordnet ist, würdt dennoch
etwan gehalten worden seyn.

Das sie dann dem Canoni Calixti ³ entgegen andere Canones anziehen, die die
Communion sollen frey machen, vnd eynen, der Augustini seye, Auch in dem 10
treyben sie nichs dann offenbaren mutwillen. Der H. Augustinus ⁴ redet von
dem teglichen Sacrament entpfahen; das will er weder loben noch schelten,
redet kein wort von denen, die bey dem H. Abentmal bleyben vnd doch nit
comunicieren, vermanet aber dennoch, auff alle Sonnentag zu Communicieren.
Dann als dann pflegeten die gleubigen alle zu dem H. Abentmal zu kom- 15
men, das ⁵ sie nit theten, wann etwan die lieben Vät- | cva/Ddja | ter auch auff
andere tag Privatas missas ⁶ – das ist: besondere Abentmal – mit etwan ⁷ wenigen
besonderen ⁸ leuthen vnd nit für die gantze Gemeinden hielten.

Die anderen zwen Canones, die sie anziehen, reden wider die, so nimmer
oder gar selten die Sacrament entpfingen; die straffen sie, Vnd fordret die rede 20
Fabiani ᵃ⁹ , welche doch auch Apocrypha ist, das die leuth, wa nit offter, doch
dreymal im jar Communicieren wöllen ¹⁰ . Damit ists noch nit frey gemacht ¹¹ ,
zu anderen zeyten bey dem H. Abentmal bleyben vnd doch nit communicieren.
So schelten auch diß so selten communicieren der war authenticus ¹² vnd

a) Drf. Fabriani.

1. s. oben S. 181, Anm. 4.
2. zeuget, (daß dies).
3. s. oben S. 181, Anm. 4.
4. Augustinus, Ep. 54,2 und Ep. 54,4. PL33, Sp.200, 201f.; CSEL 34,1, S.160, 162f. Augustinus,
In Ioannis evangelium tractatus XXVI,15. CChr.SL 36, S.267f. Die Hinweis auf
die Stellen verdanke ich Herrn Prof. Cornelius Petrus Mayer OSA, Würzburg, und Herrn
Prof. Martin Klöckener, Freiburg/Üe.
5. das [was].
6. Zur Privatmesse vgl. Angenendt, Geschichte der Religiosität im Mittelalter, S. 495f.;

Angenendt, Missa specialis, v.a. S.153–163.
7. zuweilen, dann und wann.
8. einzelnen.
9. Fabianus, Papst (236–250). RGG ³ 2, Sp.855; LThK ² 3, Sp.1331f.
10. Decretum Gratiani III, De consecratione, Dist. 2, c.16 (Friedberg II, Sp.1319). Eine
dreimalige jährliche Kommunion schreibt erstmals das Konzil von Agde (506) vor.
CChr.SL 148, S. 202. Vgl. dazu Jungmann, Missarum Sollemnia, Bd. 2, S. 449, Anm. 9;
Browe, Die Pflichtkommunion, S. 27–46, hier v. a. S. 35–39. Den Hinweis verdanke ich
Herrn Prof. Martin Klöckener, Freiburg/Üe.
11. freigestellt, erlaubt.
12. wahre, echte.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften