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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0205
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zweite verteidigungsschrift (1543)

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volck mitt ihrem diener zuuergleychen ist vnnd ein leib Christi sein solle.
Christus ist der rechte consecrans ¹ , der das volck vnnd die Sacrament heyliget,
nit der priester, vnnd was der priester an disem werck dienet, dienet er
von der gantzen Gemein wegen. Darumb auch der H. Augustinus sagt ² : »Die
Gemeinde seye die, die opfre vnd geopfret werde«.

Damitt du aber sehest, waß die gantz H. Christliche Gemeinde von diser gemeinschafft
deß volcks mit dem priester erkennet vnnd gehalten habe, so will
ich hie die zeugniß des H. Chrysostomi ᵃ erzelen, der hatt also geschriben in
der xviij. Homeli vber die andere Epistel zun Corintheren ³ :

»Es ist, da der priester von der vnderthonen keinen vnderscheydt hatt, Als
wenn sie sich der hochwirdigen geheymnissen gebrauchen vnnd niessen ⁴ sollen,
Dann wir zu den selbigen alle zugleych zugelassen werden. Es ist nitt wie
im alten Testament, da der priester dises asse ⁵ , der vnderthon ein anders vnd
nitt zugegeben ward, das daß volck von denen dingen teyl | cxixa/Ggiija | entpfangen
mochte, deren der Priester teilhafftig ᵇ ware. Aber nun ists nit also,
Sonder allen wirdt ein leyb fürgelegt vnd ein trinckgeschirr, Vnnd in den gebetten
sicht man, das das volck vil mit opffret. Dann für die vom bösen geyst
eingetryben werden vnd für die in der buß sindt geschehen gemeine gebett
von dem Priester vnnd von dem volck, vnnd alle sprechen ein gebett, ein gebett
voller barmhertzigkeit; Widerumb nach dem wir von dem H. Chor abge-
schafft ⁶ haben die des H. Disch nit mögen teylhafft sein vnnd man ein ander
gepet thun solle, so ligen wir alle zu gleych vff der erden, stohn alle zu gleych
wider vff; Als ⁷ man den friden entpfahen vnd geben solle, so grüssen wir zu
gleych alle einander, Vnd in den hochwirdigen geheymnissen wünschet der
Priester dem volck vnnd wünschet das volck dem Priester. Dann das das volck
sagt: »Vnd mit deinem geyst« ⁸ , ist anders nichts dann die ding, so in der
dancksagung geredt werden, sollen gemein ⁹ seyn; Denn er, der Priester, nit allein
dancksaget, sonder auch alles volck, Dann er nimmet vor ¹⁰ jhre stimmen

a) Chrystomi.
b) Drf. tellhafftig.

1. Heiligende.

2. Vermutlich meint Bucer folgende Stelle: Augustinus, De civitate dei X,6. PL 41,
Sp. 284; CChr.SL 47, S. 279,53–55. Vgl. auch die folgenden Stellen: Augustinus, De civitate
dei X,1,1. PL 41, Sp. 277; CChr.SL 47, S. 272; Augustinus, De civitate dei XXII,10. PL 41,
Sp.772; CChr.SL 47, S.828.
3. Chrysostomus, In epistolam ad Corinthios secundam hom. XVIII. PG 61, Sp.527.
4. genießen, einnehmen.
5. aß.
6. wegschicken, wegjagen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.309.
7. So, wie.
8. Antwort des Volkes im Einleitungsdialog zu Orationen in Messe und Stundengebet.
9. gemeinsam.
10. zuvor.

Merck: im H.
Abendtmal ist
kein vnderscheid
zwischen priester
vnd leyen.

Mercke: nun ist
nit also.
Allen ein leyb, allen
ein tranck
Sehe, was opffren
seye.
Alle ein gebet

Sihe: das volck
sagt »et cum spiritu
tuo«.
Mercke: auch alles
volck.
 
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