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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0209
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zweite verteidigungsschrift (1543)

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erlösung, die genad vnnd bestettigung des neuwen Testaments, verzeyhung
der sünden.

Die C. Deputaten, weyl sie nit brot vnd weyn da lassen, sonder setzen einn
verendrung des brots vnnd weins ¹ vnd dann das aller gröste, die frucht des
Sacraments, bestettigung des neuwen Testaments, abschneidenn, bringen sie
ein neuwe, verderbliche weyß für, von diesem H. Sacrament zu reden.

Vom gedicht ² der Transubstantiation ³ , das noch nieman je hat gewißlich erkleren
konden, was es doch sein solle, will ich mit der hylff Gottes jm ᵃ Latinischen
Bericht ⁴ genugsame antwort geben. Die alten Vätter vnnd Papst Gelasius
⁵ – wider die Euthycher ⁶ von den zweyen naturen in Christo ⁷ – zeugen,
wie in Christo, dem Herren, beyde naturen, Gottliche vnd menschliche,
vnuermischet vnnd gantz bleyben, das also im H. Sacrament bleybe auch die
natur vnd Substantz des brots vnnd weyns vnnd werde vns doch die gemeinschafft
Christi, vnsers Herren, damit mit geteylet. Es ist kein natürliche, sonder
ein geystliche verenderung der zeychen, Also das, so die vor nichts dann
brot vnnd wein waren, wir nach dem wort des Herren seyn leyb vnnd blutda
haben vnd entpfahen vnnd nit allein brot vnnd wein; diß ist ja ein grosse enderung,
Von welcher die lieben Vätter etwan herlich geredt haben, aber im rechten
verstand, Als ⁸ das aber die nachkommen nit verstanden, haben sie jhr
vnentlich vnnd vnerorterts ⁹ gedicht ¹⁰ der Transubstan- | cxxija/Hhija | tiation
herfürbracht ¹¹ . Dauon aber in der Lateinischen antwort ¹² .

a) Drf. jhm.

1. Nach Auffassung der Altgläubigen wurden Brot und Wein in Leib und Blut Christi
gewandelt, wenn der Priester die Wandlungsworte spricht. Bucer löste sich im Spätherbst
1524 von dieser Auffassung der Transsubstantiation und lehnte am Reichstag zu Regensburg
1541 diese von Kardinal Gasparo Contarini verteidigten Dogmen ab, worauf es dort
am 5. Mai 1541 zum Bruch kam. Greschat, Martin Bucer, S.84 und 189.
2. Phantasie, Erfindung.
3. Luther lehnte in der Diskussion um das Abendmahl die Lehre von der stofflichen
Wandlung des Brotes und Weines in Leib und Blut Christi (Transsubstantiation) ab, behielt
jedoch die Gegenwart von Leib und Blut (Realpräsenz) bei. Vgl. auch oben S. 205, Anm. 1
und 11.

4. Eine lateinische Übersetzung von Bucers Zweiter Verteidigungsschrift ist nicht nachweisbar.
5. Gelasius I., Papst von 492 bis 496. LThK ² 4, Sp.630; TRE 12, S.273–276.
6. Eutyches (4. Jahrhundert) und seine Anhänger, die die zwei Naturen in Christus nach
deren Vereinigung ablehnen. LThK ² Sp.3, Sp.1213f.; TRE 10, S.558–565.
7. Gelasius, De duabus naturis in Christo. PL Suppl.3, Sp.763–787.
8. weil.
9. erörterte, auseinandergesetzte.
10. Erfindung.
11. Im vierten Laterankonzil im Jahre 1215 wurde lediglich eine Kurzfassung der Transsubstantiation
anerkannt. LThK ² 10, Sp.311–314.
12. Eine lateinische Übersetzung von Bucers Zweiter Verteidigungsschrift ist nicht nachweisbar.

Von der Transubstantiation,
verwandlung
brot
vnd weins

Tamen esse non
desinit substantia
vel natura panis et
vini.
 
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