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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0213
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zweite verteidigungsschrift (1543)

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kelch auch mit gegeben habe? Vnd ob daß auch nit geschehen, So haben wir
doch nit den wunderthaten, sonder der claren ordnung vnd befelch Christi zu
folgen.

Solche doctoren sollen haben, die ¹ sich wider das reych Christi setzen. Du
aber, frommer Christ, hast auß den worten vnsers Herren Christi selb vnd seines
lieben Pauli wol zu erkennen, daß, wie ich dirs dargegeben habe, die ordnung
vnd einsatzung ist vnsers Herren Jesu Christi, deren sich auch alle ware
Christliche Bischoff alweg ² gehalten haben, deß man bey allen heyligen Vät-
teren clare vnd vnwidersprechliche zeugniß hat.

Vnd was solle ich von den alten H. Vätteren sagen ³ ? Wir haben doch auch
in den Statuten der Carthewser ⁴ , Praemonstratenser ⁵ vnnd viler ander Orden
⁶ , die nit vber cccc. jar alt sein, daß man das blutdeßHerren noch zu ihren
zeyten den Layen außgespendet hatt, So hatt man noch in vilen kirchen sylbern
rörlin ⁷ , die man da zu gebrauchet hatt. Also hatt man des auch zeugniß
inn alten meßbücheren, deren ich eins hie zu | cxxiiijb/Hhiiijb | Bonn gesehen
hab. Ja noch zun zeyten Thomae Aquinatis ⁸ hat man den brauch Christi in vilen
kirchen gehalten ⁹ . Dann da er den gegen mißbrauch beschirmen will, auß
der so gar nichtigen vrsachen der vermeinten gewarsamkeyt ¹⁰ , da mit nichts
verschuttet werde, sagt er: Darumb würdt es in etlichen kirchen – in quibusdam
Ecclesijs – gehalten, daß man dem volck daß blut Christi nit gebe.

Weil nun dem also, das vnser Herr Christus die außspendung vnd niessung ¹¹
beyder Sacramenten allen Christen verordnet vnd gebotten hat, wie das die
lieben Euangelisten vnd der Apostel Paulus so hell vnd klar bezeugen vnd es

1. diejenigen, die.
2. immer.
3. Warum soll ich die alten Väter anziehen?
4. Kartäuser: von Bruno von Köln Ende des 11. Jahrhunderts gegründeter Eremitenorden.
Die »Statuta antiqua« (bis 1259), die »Statuta nova« (1295–1367) und die »Tertia compilatio
Statutorum« (1367–1509) wurden 1510 zusammengefaßt publiziert. Denzler/Andresen,
dtv-Wörterbuch der Kirchengeschichte, S.303f.; LThK ² 5, Sp.1381–1384. Vgl. etwa
Disciplina ordinis Cartusiensis lib. I, cap. VIII, cap. 68. Hogg, The evolution, S. 135f. Bucers
Feststellung trifft nicht zu.

5. Prämonstratenser: von Norbert von Gennep 1120 gegründeter Orden regulierter
Chorherren. Ihre Statuten stammen aus der Zeit um 1140. Denzler/Andresen, dtv-Wörterbuch
der Kirchengeschichte S.475f.; LThK ² 8, Sp.688–694. Vgl. etwa Statuten von 1290.
Les Statuts de Prémontré, S.81. Bucers Feststellung trifft nicht zu.

6. In den Ordensstatuten der Zisterzienser und anderer Orden findet sich keine entsprechende
Stelle.

7. Röhrlein, durch die die Laien den Kelch aufnahmen. Vgl. Angenendt, Geschichte der
Religiosität im Mittelalter, S.489 und S.514. Zur Kelchentziehung vgl. RGG ³ 3, Sp.1236;
Smend, Kelchversagung. Zur Laienkelchfrage in Köln (bei Hermann von Wied) vgl. Franzen,
Die Kelchbewegung am Niederrhein, S.17–27.
8. Thomas von Aquin (1225–1274).
9. Thomas von Aquin, Summa theologica III q. 80, a. 12. Thomas von Aquin, Opera omnia,
Bd.2, S.908; Thomas von Aquin, Summa theologica, Bd.30, S.273–276.
10. Sicherheit.
11. Einnehmen.

Parte 3., c. 80,
art. 12

Jn etlichen, nit in
allen, ia nit in
vilen
 
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