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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0217
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zweite verteidigungsschrift (1543)

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wyr erwisen haben, das diß ein offenbare verkerung ist der einsatzung Christi,
vnerhört in den alten, besseren zeyten der kirchen, vnd verlengest ¹ verdampt
ist vnd als ein Sacrilegium verdamnet.

Aber es seye dieser mißbrauch vnnd verkerung des H. Sacraments gleich
seer alt vnd aller welt gemein gewesen, so lang es die C. Deputaten selb erdichten
dörffen, mögen sie ² darumb Christen leuthe für recht vnd gut erkennen?
Tausent jar vnnd so lang die welt gestanden ist vnrecht gethan – vnd
wenns schon alle menschen auff erden gethan haben vnnd thun – warde nie
recht. Der liebe Cyprianus schreybet – vnnd ist war – Epist. viij., lib. j. ³ : »Ehbrecherisch,
Gottloß, Gotts raub, i. ⁴ Sacrilegium ᵃ ist alles, das auß menschlicher
vnsinnigkeyt angericht würdt, das ⁵ die Göttlich ordnung verletzet
wurdt«. Furor humanus, non sapientia est, non cultus Dei, sed abominatio
Deo, verbo Domini addere quicquam vel detrahere ⁶ .

Die C. Deputaten sagen aber, ihre kirchen hebe ⁷ deß macht, vnd weyl dieser
mißbrauch so vil jar in der kirchen angenomen gewesen seye vnd durch
den langen brauch bestetiget worden, heben ihn billich das Costentzer ⁸ vnd
Baßler Concilium ⁹ bestetiget; Vnd daß die kirch die traditiones auß rechten
vrsachen endere, die Leh- | cxxvija/Ji iija | re vnuerletzet (Verstohn vileicht
durch die traditiones eussere ordnungen), solle niemant frembd duncken
oder der regel der kirchen vngemeß. Die Apostel habens auch gethan, Als sie
getaufft haben im namen Jesu Christi, so der Herre doch befohlen hatte zu
tauffenn im namen des Vatters, Suns vnd H. Geysts ¹⁰ ; Jtem, da Paulus vnnd die
kirchen die notwendige satzung des H. Geysts vnd Christi von nichts ersticktes
¹¹ vnnd blut essen gar ab than haben; Jtem, da Paulus das H. Abentmal
niechtern ¹² zu halten vnnd zu entpfahen geordnet hatte ¹³ .

Got erlöse sein volck von diesen zerstörern Götlichs gesetz vnd aller Religion
Christi. Jst das am H. Abentmal etwas geendret, die füglichste ¹⁴ zeit darzu
ᵒ ordnen? Hat dann der Herr gesagt, thundiß, zu der oder ander zeyt? Er

a) Drf. Sacrilegum.

1. schon vor langer Zeit. Grimm 25 (= XII,1), Sp.722f.
2. sc. den Mißbrauch und die Verkehrung.
3. Cyprian, Ep. 40,5. PL4, Sp.345; CChr.SL III/B (hier Ep. 43), S.205,93f.
4. id est.
5. [so] daß.
6. Die lateinische Formulierung stammt wahrscheinlich von Bucer.
7. habe.
8. Konstanzer Konzil (1414–1418). Sessio XIII (15. Juni 1415). Conciliorum Oecumenicorum
Decreta, S. 394f.
9. Basler Konzil (1431–1448). Sessio XXX (22.–30. Dezember 1437). Monumenta Conciliorum
generalium, Concilium Basiliense 2, S.1112–1144.
10. Taufe nur auf den Namen Jesu: Act 2,38; Act 8,16; Act 10,48; Act 19,5.
11. Verdorbenes. Grimm 3, Sp.1014.
12. nüchtern.
13. I Kor 11,21–22.
14. schicklichste.
 
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