5
10
15
20
25
zweite verteidigungsschrift (1543)
219
vor Gott damit, das sie das Sacrament leyblich sehen vnd verehren, das der
Herr nit befohlen, ja welches man nitt thun kann, wen man thut, das er befohlen
hat, nemlich ¹ , so mans isset vnnd trincket. Wir sollen Christum, den Herren,
nicht nach menschen gedichten ² , sonder nach seynem wort im geyst
vnnd der warheyt anbetten ³ , Welches wir thun, so wir das H. Sacrament
handlen, entpfahen vnnd niessen, wie er vns das befohlen hat, Vnnd da die
knie vnsers hertzens vnnd leybs vor im in recht hertzlichem glauben biegen
vnnd den Vatter durch in anrüffen vnd preysen ⁴ .
Sollichen brauch vnd ehr der H. Sacramenten vnnd anbetten vnsers Herren
Jesu Christi haben die alten H. Gemeinden vnnd jre getreuwe diener erken-
net, gehalten vnd gelert vnd von den neuwen vnd so grewlichen Abgöttischen
fünden ⁵ vnd Sacramentuerkerungen, die in kurtzen ⁶ jaren vffkommen sind,
gar nichts gewisset, Das man nemlich das brot gegen fewer | cxxxja/Kkiija |
vnd wasser, bösem lufft ⁷ , feinden vnnd freunden als grosse herren zu entpfahen,
vmb die frucht vnd festigung der stett vnd flecken ⁸ tregt, mit singen,
klingen, allerley seytenspielen, trummen ⁹ vnd pfeyffen, mit kertzen vnnd
facklen, mitt götzen vnd ander geschmuck, damitt allerley vnglück abzuwendenvnndallerleigluckvonGottzuerlangen
¹⁰ ,Vnddaßsonder ¹¹ reuwvndleyd
der sünden, on vbung des glaubens an Christum, ja wol mit gantz vppigem
pracht vnd heidnischer torheyt vnd leychfertigkeyt, Ja von solchen so er-
schrecklichen greuwelen haben die lieben alten kirchen vnd Vätter nit allein
nichts gewisset, sonder würden dar wider zum ernstlichsten, wa der Widerchrist
sie damals vff bracht hette, gestritten vnd geschryben haben.
Das ist wol war: in etlichen kirchen hat man etwaß vom brot vnd kelch des
Herren behalten für die krancken. Man hatt auch etwan ¹² den gesten vnd an-
deren dauon zur herberg vnd hauß geschicket. Etliche haben aber auch daß ¹³ ,
vberbliben vom H. Abentmal, verbrennet. Wie dem allen aber, so hatt man
a) Drf. werden.
1. namentlich.
2. Erfindungen, Phantastereien.
3. Joh 4,23–24.
4. II Chr 11,33.
5. Kniffen, neuen Moden.
6. in den letzten.
7. Seuchen.
8. kleine Orte, Marktflecken.
9. Trommeln.
10. Bittprozessionen, zum Beispiel um Fruchtbarkeit bei Flurumgängen, um Verschonung
vor Wasser- und Feuersnot bei St. Christophorus-Prozessionen, um Verschonung vor
Feuersnot bei St. Floriansprozessionen, um Verschonung vor Seuchen bei St. Rochus- und
Sebastiansprozessionen.
11. ohne.
12. gelegentlich.
13. das, [was ... ist].
Das recht anbetten
Christi bey
dem Sacrament
Der greuwel der
processionen des
Sacraments
Wie daß vberblibe
von Sacrament gehalten
worden ᵃ
seye.
10
15
20
25
zweite verteidigungsschrift (1543)
219
vor Gott damit, das sie das Sacrament leyblich sehen vnd verehren, das der
Herr nit befohlen, ja welches man nitt thun kann, wen man thut, das er befohlen
hat, nemlich ¹ , so mans isset vnnd trincket. Wir sollen Christum, den Herren,
nicht nach menschen gedichten ² , sonder nach seynem wort im geyst
vnnd der warheyt anbetten ³ , Welches wir thun, so wir das H. Sacrament
handlen, entpfahen vnnd niessen, wie er vns das befohlen hat, Vnnd da die
knie vnsers hertzens vnnd leybs vor im in recht hertzlichem glauben biegen
vnnd den Vatter durch in anrüffen vnd preysen ⁴ .
Sollichen brauch vnd ehr der H. Sacramenten vnnd anbetten vnsers Herren
Jesu Christi haben die alten H. Gemeinden vnnd jre getreuwe diener erken-
net, gehalten vnd gelert vnd von den neuwen vnd so grewlichen Abgöttischen
fünden ⁵ vnd Sacramentuerkerungen, die in kurtzen ⁶ jaren vffkommen sind,
gar nichts gewisset, Das man nemlich das brot gegen fewer | cxxxja/Kkiija |
vnd wasser, bösem lufft ⁷ , feinden vnnd freunden als grosse herren zu entpfahen,
vmb die frucht vnd festigung der stett vnd flecken ⁸ tregt, mit singen,
klingen, allerley seytenspielen, trummen ⁹ vnd pfeyffen, mit kertzen vnnd
facklen, mitt götzen vnd ander geschmuck, damitt allerley vnglück abzuwendenvnndallerleigluckvonGottzuerlangen
¹⁰ ,Vnddaßsonder ¹¹ reuwvndleyd
der sünden, on vbung des glaubens an Christum, ja wol mit gantz vppigem
pracht vnd heidnischer torheyt vnd leychfertigkeyt, Ja von solchen so er-
schrecklichen greuwelen haben die lieben alten kirchen vnd Vätter nit allein
nichts gewisset, sonder würden dar wider zum ernstlichsten, wa der Widerchrist
sie damals vff bracht hette, gestritten vnd geschryben haben.
Das ist wol war: in etlichen kirchen hat man etwaß vom brot vnd kelch des
Herren behalten für die krancken. Man hatt auch etwan ¹² den gesten vnd an-
deren dauon zur herberg vnd hauß geschicket. Etliche haben aber auch daß ¹³ ,
vberbliben vom H. Abentmal, verbrennet. Wie dem allen aber, so hatt man
a) Drf. werden.
1. namentlich.
2. Erfindungen, Phantastereien.
3. Joh 4,23–24.
4. II Chr 11,33.
5. Kniffen, neuen Moden.
6. in den letzten.
7. Seuchen.
8. kleine Orte, Marktflecken.
9. Trommeln.
10. Bittprozessionen, zum Beispiel um Fruchtbarkeit bei Flurumgängen, um Verschonung
vor Wasser- und Feuersnot bei St. Christophorus-Prozessionen, um Verschonung vor
Feuersnot bei St. Floriansprozessionen, um Verschonung vor Seuchen bei St. Rochus- und
Sebastiansprozessionen.
11. ohne.
12. gelegentlich.
13. das, [was ... ist].
Das recht anbetten
Christi bey
dem Sacrament
Der greuwel der
processionen des
Sacraments
Wie daß vberblibe
von Sacrament gehalten
worden ᵃ
seye.