DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0236
Vom kirchen raub
232
zweite verteidigungsschrift (1543)
Daß ¹ sie dann vom kirchen raub für werfen, dauon hab ich im vorigen buch ²
genug gesagt. Die kirchen gütter sind nicht der falsch genanten oder auch waren
kirchen diener, sonder der gantzen Gemeinden Christi an iedem ort; daß
zeugen alle Canones ³ . Die geben auch der oberkeyt zu, das sie das nach Gotlichem
gesatz helfe, solche gütter erstlichen ⁴ zu fürderen vnd erhalten die reli- 5
gion vnd versehung ⁵ der dürfftigen, für- | cxxxixb/Mmiijb | ter ⁶ zu aller notturfft
der gemeinden, daß ist aller Christen in der selbigen angelegt vnnd außgespendet
werden. Die selbigen Canones erkennen auch – vnd das simpliciter,
nicht hyperbolice, wie die C. Deputaten Gottes vnd seiner Gemeinden gesatz
vnderstohn zu entkrefftigen –,daß alle die rechte Sacrilegi – kirchen reuber – 10
vnd durch die Oberkeyten von solchem raub ab zutreyben sind, die des waren
kirchen diensts besoldung einnemen vnd den Gemeinden Gottes sollichen
dienst nit trewlich verrichten. Auß dem schleust sichs vnwidersprechlich,
das alle ordenliche Oberkeyten, die die keyserliche oberkeyt bey den
jren verwalten vnd merum ⁷ imperium ⁸ haben, bey den selbigen, so irer regie- 15
rung befolhen, recht, macht vnnd befelch haben, alle gemelte ⁹ ware Sacrilegia
zu straffen vnnd tätlich ¹⁰ abzuschaffen, Auch jrer kirchen güter widerumb zu
irem rechten gebrauch vnd nieß ¹¹ zuuerordnen.
Hatt ieman von den Protestierenden diese maß vber schritten, den will ich nit
entschuldigen. Die aber dabey bliben sind, hat kein mensch des kirchen raubs 20
zu schelten. Nun weyß ich mitt vilen anderen auch die Stat Straßburg darzugeben
¹² ,alß die bey diser maß bliben ist. Dann sie einigen haller ¹³ nicht von allen
kirchen gütteren, die in jr verwaltung komen, in gemein oder besonderen
gebrauch, sonder alles dahin gewendet hatt, dahin es gestifftet vnd gegeben
vnd durch die Canones verordnet ist, So sie doch in den pur religion sachen 25
grossen, mercklichen vnkosten erlitten haben, | cxla/Mmiiija | der jhnen von
kirchen gütteren billich solte erstattet werden.
1. Das [was].
2. Bucers Erste Verteidigungsschrift, 1543 (s. oben S. 32, Anm. 5), Bl. g2a-h1a. BDS 11,1,
S.59,22 bis S.64,11.
3. Decretum Gratiani II, Causa 17, qu. 4, c. 20f. (Friedberg I, Sp. 819f.); Causa 12, qu. 2,
c. 5 (Friedberg I, Sp. 688).
4. als erstes.
5. Versorgung.
6. als Zweites.
7. reine, lautere, ungeteilte.
8. Merum Imperium, die ungeteilte Amtsgewalt des Herrschers, die aus der kaiserlichen
Gerichtsgewalt und Rechtspflege hergeleitete herrschaftliche Macht. Vgl. dazu BDS 10,
S. 403, Anm. 2.
9. erwähnten.
10. mit Taten.
11. Nutzen.
12. anzugeben, anzuführen.
13. Heller.
232
zweite verteidigungsschrift (1543)
Daß ¹ sie dann vom kirchen raub für werfen, dauon hab ich im vorigen buch ²
genug gesagt. Die kirchen gütter sind nicht der falsch genanten oder auch waren
kirchen diener, sonder der gantzen Gemeinden Christi an iedem ort; daß
zeugen alle Canones ³ . Die geben auch der oberkeyt zu, das sie das nach Gotlichem
gesatz helfe, solche gütter erstlichen ⁴ zu fürderen vnd erhalten die reli- 5
gion vnd versehung ⁵ der dürfftigen, für- | cxxxixb/Mmiijb | ter ⁶ zu aller notturfft
der gemeinden, daß ist aller Christen in der selbigen angelegt vnnd außgespendet
werden. Die selbigen Canones erkennen auch – vnd das simpliciter,
nicht hyperbolice, wie die C. Deputaten Gottes vnd seiner Gemeinden gesatz
vnderstohn zu entkrefftigen –,daß alle die rechte Sacrilegi – kirchen reuber – 10
vnd durch die Oberkeyten von solchem raub ab zutreyben sind, die des waren
kirchen diensts besoldung einnemen vnd den Gemeinden Gottes sollichen
dienst nit trewlich verrichten. Auß dem schleust sichs vnwidersprechlich,
das alle ordenliche Oberkeyten, die die keyserliche oberkeyt bey den
jren verwalten vnd merum ⁷ imperium ⁸ haben, bey den selbigen, so irer regie- 15
rung befolhen, recht, macht vnnd befelch haben, alle gemelte ⁹ ware Sacrilegia
zu straffen vnnd tätlich ¹⁰ abzuschaffen, Auch jrer kirchen güter widerumb zu
irem rechten gebrauch vnd nieß ¹¹ zuuerordnen.
Hatt ieman von den Protestierenden diese maß vber schritten, den will ich nit
entschuldigen. Die aber dabey bliben sind, hat kein mensch des kirchen raubs 20
zu schelten. Nun weyß ich mitt vilen anderen auch die Stat Straßburg darzugeben
¹² ,alß die bey diser maß bliben ist. Dann sie einigen haller ¹³ nicht von allen
kirchen gütteren, die in jr verwaltung komen, in gemein oder besonderen
gebrauch, sonder alles dahin gewendet hatt, dahin es gestifftet vnd gegeben
vnd durch die Canones verordnet ist, So sie doch in den pur religion sachen 25
grossen, mercklichen vnkosten erlitten haben, | cxla/Mmiiija | der jhnen von
kirchen gütteren billich solte erstattet werden.
1. Das [was].
2. Bucers Erste Verteidigungsschrift, 1543 (s. oben S. 32, Anm. 5), Bl. g2a-h1a. BDS 11,1,
S.59,22 bis S.64,11.
3. Decretum Gratiani II, Causa 17, qu. 4, c. 20f. (Friedberg I, Sp. 819f.); Causa 12, qu. 2,
c. 5 (Friedberg I, Sp. 688).
4. als erstes.
5. Versorgung.
6. als Zweites.
7. reine, lautere, ungeteilte.
8. Merum Imperium, die ungeteilte Amtsgewalt des Herrschers, die aus der kaiserlichen
Gerichtsgewalt und Rechtspflege hergeleitete herrschaftliche Macht. Vgl. dazu BDS 10,
S. 403, Anm. 2.
9. erwähnten.
10. mit Taten.
11. Nutzen.
12. anzugeben, anzuführen.
13. Heller.