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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0239
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zweite verteidigungsschrift (1543)

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Will derhalben diese ᵃ so gar muttwillige vnscheinliche lesterung faren lassen
Vnd zum beschluß vff das ein wenig antworten, das sie mir der Eh halben vnd
felschen der Vatter schrifft fürwerfen. Sie sagen, ich habe zuuor wider mein
gelübd ein Gott verlobte person zur Eh genomen. Die beyde sind vnwar;
Dann ich vnd mein vorige Haußfrauw selig ¹ , die orden gelubd, die wir beyde
gethon, in dem alter, in dem vnwissen vnd zwang gethon haben ² ,daß sie für
keine krefftige ³ vnd bindige ⁴ gelubden, auch nach jren selb, der C. Deputaten,
lehren ᵇ , haben mögen gehalten werden, welches meinet halben auch der
Päpstlich richter rechtlich erkennet hat ⁵ . So habe ich weiter gelübden, die Eh
berüren, weder in der Priester weyhe noch sunst ie gethon implicite oder ex-
plicite mein leben lang.

Vnnd ob ich schon einige solche gelubd gethon hette, weyl ich befunden, daß
mir der ehlich stadt ⁶ zu allem Christlichen leben vnnd diensten beforderlich
hat sein mögen, als er mir auch auß Gottes genaden mercklich gewesen ist, so
hette mich doch dauon kein gelubd abhalten sollen; Dann kein Christ sich
durch gelubde oder etwaß anders dar an zuuerhinderen macht hatt, das ihm
zu recht Christlichem leben vnd diensten forderlich sein kan vnd jm darumb
von Gott selb fürgegeben ist, wie die heylige Eh ist allen denen, die der Herr
nitt ausser der Eh zu leben durch mangel der natur oder ander geschefft beruffen
hat. Aber dauon vnd von der gantzen disputation der ge- | cxlija/Nnija |
lubden in der Latinische antwort ⁷ . Die ietzige fraw ⁸ , so mir der Herre gegeben,
ist kein Closter person gewesen, als die C. Deputaten auß ir gewonheyt
mitt vnwarheyt fürgeben.

a) Drf. dese.
b) wohl Drf. lehrern.

1. sc. Elisabeth Silbereisen (um 1495–1541), Klosterfrau in Lobenfeld (im Kraichgau),
Eheschließung mit Bucer 1522. Sie starb in Straßburg am 16. November 1541 an der Pest.
Ebert, Elisabeth Silbereisen; De Lange, Martin Bucer, S.23.

2. Bucer legte 1508 die Mönchsgelübde ab (Profeß bei den Dominikanern). Greschat,
Martin Bucer, S. 28. Elisabeth Silbereisen trat wohl 1511 oder 1512 ins Benediktinerinnenkloster
Lobenfeld ein und legte ihre Gelübde einige Jahre danach ab. Ebert, Elisabeth Silbereisen,
S.33–42.
3. rechtskräftige.
4. bindende.
5. Die Bulle betreffend die Entlassung Bucers aus dem Orden wurde im März 1521 ausgefertigt.
Greschat, Martin Bucer, S.47.
6. Stand.
7. Eine lateinische Übersetzung von Bucers Zweiter Verteidigungsschrift ist nicht nachweisbar.

8. Wibrandis Rosenblat (1504–1564). Sie heiratete in vierter Ehe den ebenfalls verwitweten
Martin Bucer am 16. April 1542. De Lange, Martin Bucer, S.23; Staehelin, Frau Wibrandis.

Jch hab kein gelubd
gebrochen.
 
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