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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0244
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240 zweite verteidigungsschrift (1543)

Dagegen sind aber, sagen sie, die Canones vnd auch der Apostolen ¹ . Lieber,
welcher Apostolen? Man hatt freilich zun zeyten der Apostolen sich vmb die
zeyt, Ostern zu halten, gezancket ² , Die Bistumb eigentlich ³ vnderscheiden,
Guldene vnnd silberne kirchen geschirr | cxlva/Ooja | gehabt, Die bischoffs
dienst durch weltlich gewalt überkomen, von welchen dingen die selbigen ge- 5
nanten ⁴ Canones Apostolorum gesatz geben. Aber wer weyß nicht, wes würden
vnd glaubens diese Canones sind? Doch sie seyen wie alt vnd ansichtig ⁵
sie wöllen, noch muß man sie Gottes wort nitt vorsetzenn, dasselbige schewet
⁶ die eh an kirchen dieneren nit, sonder fordret sie meer. Dann es will, das
jeder in dem sich halte nach seyner gabe, j. Corinth. vij[7]. 10

Wa nun einem jungen Priester, der von Gott zum kirchen dienst wol begabet
were vnnd den trewlich verrichtet, besser dann man als bald eynigen anderen
bekomen möchte, seyn weyb sturbe, were auch nit von denen, die den
waren Celibatum ⁷ fassen könden, sonder meer von den brennenden, von welchen
der H. geyst sagt, das besser seye, solche greiffen zur ehe ⁸ , Das er nun 15
mitt Gott nitt dorffte ausser der ehe bleyben, Wolte man jn nun vom kirchen
dienst, den keyn ander besser verrichten könde, darumb, das er Gottes beruff
gehorsam sein vnnd das besser in seynem leben hette wöllen fürnemen, abstossen,
Was solte doch dessen vrsach sein? Nemlich, weyl die ehe an jr selb
Heylig vnd in den beruffenen darzu zu allem guten forderlich ist? 20

Hie sagen sie nun: Ey, der Apostel fordret doch selb, das ein Priester eins
weybs mans seie ⁹ . Also ist auch ein jeder, der zumal ¹⁰ nur ein weyb hat. Dann
eins weibs man hat der Apostel gegen die gesatzt, so zumal meer dann eins
hatten. Diß zeuget der H. Chrysostomus | cxlvb/Oojb | vnd andere Vätter
mehr, die auch der H. Hieronymus anzeucht vnnd darinn nit straffet in Epi- 25
stola ad Titum ¹¹ .

Die Cölnischen Deputaten sagen aber hie, ich seye nequissimus falsarius
Chrysostomi. Ja, so sind sie, die mich des falschs so falschlichen ᵃ vnd mutwilliglich
zeihen, dann diß sind die wort vnd der sententz Chrysostomi ¹² : »Diese

a) Drf. faschlichen.

1. 85 apostolische Kanones, enthalten in den Apostolischen Konstitutionen (VIII,47).

Les constitutions apostoliques III, S.275–309.
2. Eusebius, Ecclesiastica historia V, 23–25. PG20, Sp.489–510.
3. zutreffend, genau.
4. erwähnten.
5. angesehen, geachtet.
6. nimmt Anstoß. Grimm 14 (= VIII), Sp.2616.
7. Zölibat, zu dem man von Gott selbst aufgrund entsprechender Konstitution berufen
ist.
8. I Kor 7,2.9.
9. I Tim 3,2.
10. gleichzeitig, auf einmal.
11. Hieronymus, Commentariorum in epistolam ad Titum III,5. PL26, Sp.565.
12. Chrysostomus, In epistolam ad Titum, hom 5. PG62, Sp. 694.
 
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