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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0265
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deutsche nation inn christlicher religion (1545)

261

wandlen in deiner warheit. Mach einig mein hertz, das es dich förchte. So wil
ich dich preisen, o mein Herre vnd mein Gott, in allem meinem hertzen vnd
will deinen nammen gros machen inn ewigkeit.« ¹ So vil von dem Ersten mittel
vnd wege, christliche einigkeit zu erlangen.

Das ander mittel, zu Christlicher vergleichung ² vnd einigkeit im Herren zu
kommen, ist das gotsferchtig vnd hertzlichs ersuchen der lehre vnd des willens
vnsers Gottes vnd Heylands aus seiner götlichen Schrifft. Dann lestere
Pighius ³ , Latomus ⁴ vnd aller päpstlicher hauffe von ⁵ kurtze vnd onuolkomenheit
oder auch ongewisse vnd onuerstendlicheit der h. Schrifft, was jnen
der feind der warheit eingibt, Vnd rhüme auch Gropper von dem algemeinen
verstand der Christlichen kirchen, dem nach man die h. Schrifft solle verstohn
vnd auslegen des gleichen von den alten Traditionen, auch gewalt der kirchen,
der Concilien, der Bischouen, inn auslegung der Schrifft, in anrichtung ⁶ der
ceremonien vnd enderung der eusserlichen ⁷ weisen, inn göttlicher Schrifft
dargegeben, was auch jm ⁸ der Geist des widerchrists dauon müge eingeben,
so wirt dennoch das noch bei allen gleubigen leicht zu erkennen sein, das der
h. Geiste vns kein onwarheit inn seiner h. Schrifft fürgeben hat vnd das gewislich
muss war sein alles, das der h. Geist von seiner h. Schrifft gezeuget hatt.
Nun | 13/Biija | hat der h. Geist von seiner schrifft dise zeugnüs gegeben:
»Bleibe du in dem, das du gelernet hast vnd dir vertrawet ist, weil du weist,
von wem du gelernet hast, vnd das du die h. Schrifft von kindheit vff weysst,
welche dich weise machen mag zum heyl durch den glauben in Christo Jesu.
Alle schrifft ist von Gott eingegeben vnd nutz zur lere (des, das war vnd gut
ist), zur widerlegung (des falschen vnd bösen), zur vnderrichtung vnd reformation
i. ⁹ ε� πανόρ�ωσιν (des, das vnrichtig vnnd krum worden ist), zur
vnderweisung vnd anfürung (der einfeltigen vnd onwissenden) in der gerechtigkeit,
das der mensch Gottes gantz seie zu allen guten wercken aus bereittet
vnd geschickt gemacht.« Dis ist die zeügnüs des h. Geists von seiner h.
Schrifft.

Jst die nun war, als sie ewiglich war ist vnd war bleiben muss, so muss ja das
ein gantz grewliche lesterung sein des h. Geists vnd seiner h. Schrifften, fürgeben
¹⁰ vnd schreiben, wie nun auch D. Latomus hat thundörffen, der h. Geist
habe vns in seiner h. Schrifft nit alles, das vns zuwissen zum heyl von nöten
seie, gnugsam vnd verstendtlich dar gegeben, sonder es seie vns dessen auch
ettwas fürbracht vnd müsse vns noch fürbracht werden durch die Päpst vnd

1. Ps 86,10–12.
2. Übereinstimmung.
3. Albert Pighius (s. oben S.260, Anm.5).
4. Bartholomäus Latomus (s. oben S.260, Anm.4).
5. über die.
6. Gestaltung, Ausführung.
7. weltlichen, fremden, eigenartigen. Frühneuhochdt. WB 2, Sp.1373f.
8. ihm, sc. Gropper.
9. id est.
10. Darlegung, Behauptung.

Ander mittel

ij. Timo. 3[14–17]

Zeugnus von
götlicher schrifft
 
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