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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0271
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deutsche nation inn christlicher religion (1545)

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den Apostolischen kirchen suchen. Er lehret aber darbei, welches für Apostolische
kirchen zuhalten seind, die nemlich, in denen der Apostel brieue, welche
jre stimm lauten ¹ vnd jr angesicht erzeigen, gelesen werden, nit die, die
sich allein jrer stül ² rhümen. Ja er schreibt, das dis die Apostolischen kirchen
seien, die die zucht vnnd glauben der Apostel in warheit halten. Der erzelet ³
nun auch mit Rom etliche andere Apostolische kirchen als die zu Corintho,
die zu Philippis, die zu Thessalonica, die zu Epheso. Wie nun, das man die
lehr vnd traditionen der Apostelen solte mehr zu Rom, dann zu Corintho
oder Epheso suchen, so doch der Apostolischen zucht vnd glaubens zu Rom
gleich so wenig mehr gefunden würt (bei denen nemlich, die allein von allem
glauben der kirchen richten wöllen) als zu Thessalonic, Philippis, Epheso, da
Türcken vnd Juden das best ⁴ haben?

Der h. Petrus vermeldet ⁵ sein selb vnd seiner mit | 20/Cijb | Apostelen
zeugnuß vnd tradition von der vetterlichen stimmen auß dem himmel, von
Christo, vnserm Herren: »Das ist mein geliebter Son«, welche stimm er selb
gehöret. Noch schreibet er auff solche vermeldung: »Wir haben noch ein gewissere
prophetische rede, so jr auff die achten, als auff ein liecht in einem
duncklen ort, biß der tag anbreche vnd der morgen stern auffgehe in eweren
hertzen, so thut jr wol. Vnnd das solt jr für das erst wissen, das kein weissagung
in der schrifft geschicht aus eigner außlegung. Dann es ist noch nie keine
weissagung aus menschlichem willen herfür bracht, sonder die heiligen menschen
Gottes haben geredt, getriben von dem heiligen Geist.«

Sihe, frommer Christ, S. Peter selb weiset von seiner gantz gewissen tradition,
die er selb gehöret vnd gesehen hat, auff die prophetische rede, auff die
h. schrifft, vnd nennet die gewisser vnd vester, Nit an jr selb, dann sein vnd der
propheten red war von einem h. geist dargegeben, aber von wegen sein, des
dargebers. Dan die prophetische rede ware in der h. schrifft, die aller ding keinen
fehl mage haben, dargegeben, seine rede aber war von jm fürbracht, der
noch im fleisch lebet vnd deshalben auch noch fehlen könde. Also haben auch
andere Apostel jre rede mit der h. schrifft beweret ⁶ , ja der Herre selb.

Darumb rhümen die widerwertigen vom gemeinen verstandt vnd außlegen
der kirchen oder auch traditionen der alten kirchen, was sie wöllen; so ist
doch diß der allgemeinest verstandt der kirchen vnd die gewisseste tradition
der Apostel, das die h. schrifft in aller erörterung Christlicher lehre allen anderen
| 21/Ciija | schrifften vnd lehren solle vorgesetzt vnd auch alle andere
leeren vnd traditionen durch sie, die h. schrifft, gerichtet vnd bewert werden.
Dis haben alle h. vetter ein helliglich bezeuget vnd sich des auch selb vest gehalten.

1. laut werden lassen.
2. sc. der Gründer ihrer Bistümer.
3. zählt auf.
4. die Hauptsache.
5. II Petr 1,17–21.
6. bekräftigt, bewahrheitet.

2. Pet. 1[17–21]

Die schriffte ist gewisser
dann s. Peters
tradition.

Ein allgemein vnd
gewisse tradition,
das man alle kirchen
lehre vnd ordenung
durch die
h. schrifft beweren.
 
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