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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0344
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Also solle man nit
von ketzern vnd

Schismaticen
reden.

Dis lob gepüret
keinen ketzeren
vnd schismaticen.

Nun ist diser
mann der einig
Eolus ⁴ , der alle
Sturmwind ⁵ wider
die kirchen
Christi vnd seinen
frommen Ertzbischoue
mehr außlasset
vnd treibet.
Vnd nieman ehe
vnd mehr dann
du.

Was ist dir aber leider,
dann das du
so ein warer prophet
bist gewesen?
Dabei ist auch von
dem vermögen
vnd onuermögen
des menschens vor
vnd nach dem fal,
welches du nun als

Manicheisch
lesterest ⁹ .

340
von den einigen rechten wegen und mitlen

Das ist ¹ : Vnd zwar ² , wie ehrlich ich allwegen vnd mit was lobe ich von dir bei
jederman rede, Ja auch vnderweilen nit on schweren onwillen, den ich deinethalben
gering achte, das will ich lieber das andere von mir bezeugen, dann das
ichs selbs ᵃ thüe.

Vnd wie mir nichs herbers ist, dann sehen die sachen Christi in diser ver- 5
derptisten zeit nit allein ellendlich verlassen werden, sonder auch alle ding
durch den teuffel auß verhengnüß Gottes vmb vnser sünden willen also gehandlet
werden, das die sach Christi gar, wa es möglich were, möchte vmbgekeret
werden, Also hab ich erfaren, das auch dir nichts hat mögen ³ vnnd
nichts mage beschwerlicher sein. Dann ich weiß, wie dir die reinigkeit vnd das 10
beforderen der lehre Christi hertzlich ist angelegen, wie girig vnd beflissen du
bist zu Christlicher Concordi. Weil dann der teuffel nun gar außgelassen, wie
es die sach selb beweiset, vnd wütend dis alles mit höchstem schaden vnnd
nachteil der kirchen betrübet vnnd zerstöret, meinstu, das ich daran zweifel,
das du deßhalben mit mancherlei schmertzen gequelet werdest? Was wöllen 15
wir aber thun, freuntlicher Bucere? wens also vmb die welt staht, so es vnsere
sünd also verdienen, so es von Gott also verordnet ist, das er seine erwehlten
will, ehe der frid seiner kirchen werde wider zugestellet, beweren? Jch zwar
sehe keinen anderen rhat, dann das wir nach dem exempel der Apostel alle, die
noch etwas von der Gottseligkeit auß Gottes gnaden vberig behalten, zu dem 20
schlaffenden Christo lauffen vnnd jn mit den Apostlen anrüffen: »Herr, hilff
| 105/Oja | vns, wir verderben!« ⁶ Vnser alter ⁷ , den du weist ein gantz guten
mann sein, höret nit auff, von der Reformation zugedencken; vil ding sind, die
jn verhinderen. Du solt aber helffen, das sein vorhaben vnd vnderstohn nit
gantz solle vergeblich sein. Dauon ich zu dir mit nechstem botten will weiter 25
schreiben.

Jch hab empfangen den theil deines wercks, in welchem du von der Erbsünd
hast geschriben ⁸ . Jch wolt, du hettest das gantze werck auff die meinung
geendet, wie du angefangen, dann vilen würstu die augen auffthun, die, auß
schwerer eigen liebe geblendet, meynen, sich sehen ¹⁰ , das sie nit sehen. Jch 30

a) Drf. sels.

1. Es folgt eine vollständige deutsche Übersetzung eines weiteren Teiles des lateinischen

Briefes vom 8. August 1542.
2. in der Tat.
3. können.
4. Aeolus (Aiolos), in der antiken Mythologie der Gott der Winde. Reclams Lexikon der

Antike, S.26f.
5. Anspielung auf den Namen ( Jakob) Sturm.
6. Mt 8,25.
7. Gemeint ist Hermann von Wied.
8. Bucer, Zweite Verteidigungsschrift, Bl. ija–xb. Edition in diesem Band, S.31–247.
9. Gropper hat also Bucers Schrift »De vera ecclesiarum in doctrina, ceremoniis, et disciplina
reconciliatione et compositione ...« (s. oben S.323, Anm.9) empfangen und darauf reagiert.

10. sie seien sehend.
 
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