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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0362
De praescriptionibus
Aduersus Praxeam
Durch was mittel
ware Religion zu
erkundigen.
Was lehre die H.
Kirch on schrifft
empfangen, müsz
doch durch die H.
Schrifft erkennet
vnd bewehret ¹⁵
werden.
358
schreibt ¹ , haben sie den kirchen alle lehre außgegossen. Darumb ist auch, was
das erst ist, war ² , wie auch der selbige Tertullianus zeuget ³ , was hernaher komen,
falsch. Auß disem würdt freylich ein jeder Christ, der es allein recht
Christlich bedencken wille, wol ⁴ erkennen vnd vest ⁵ schliessen, das alle Christen,
als wol ⁶ wir Teutschen als andere – vnnd wir Teutschen für ⁷ anderen, so 5
vil vnß der liebe Gott alle seine H. Schriffte vnnd lehre für anderen durch so
vil herrliche beyde ⁸ dolmetschung vnnd erklärung vnd dann auch freyheit,
die selbige zu hören vnd zu lesen, begabet hat –, Wa wir allein die H. Schrifft,
die lehre Christi, vnsers Heylands vnd einigen Meysters, wie vnß die in Euangelien
vnd Schrifften der Apostlen dargegeben ist, wolten in warer Gotts- 10
forcht ansehen vnd ersuchen Vnnd darbei vnserem himlischen vatter im nammenn
vnsers Herren Jesu Christi vmb seinen H. Geist | v/Aiiija | bitten, Auch
gern hören, wem der Herre hierin etwas offenbaret hat, Gar leicht vnnd bald
finden vnnd erlernen mögen, was die ware, einige ⁹ Religion Christi seie, die
rechte eigentliche ¹⁰ bestellung ¹¹ vnd versehung ¹² der kirchen Christi vnd der 15
rechtgeschaffene, reine dienst der seelsorge.
Vil wolten gern diser zeit grosse dempff vnd dicke nebel, wider die klarheit
vnnd richtigkeit Christlicher lehre durch etliche Sophistische ¹³ vorgeben ¹⁴ ,
auffblasen Vnnd erstlich mit dem, das sie sagenn, Es seie die Christliche lehre
nit allein in göttlicher Schriffte, sonder auch inn den Traditionen, das ist leh- 20
ren vnd gebreuchen, welche die ᵃ kirchen von Apostolen one Schrifft empfangen
haben sollen, dargegeben. Man sage aber von ongeschrifft ¹⁶ übergebnen ¹⁷
lehren vnnd traditionen der Apostlen, was man wölle, so müssen doch alle soliche
lehren durch die H. Schrifft erkennet vnd bewehret werden. Wir haben
je ¹⁸ kein buch auff erden, in dem vnß soliche onschrifftliche ¹⁹ lehren vnnd tra- 25
a) Drf. der.
1. Tertullian, De praescriptione haereticorum, cap. 36. PL 2, Sp. 49; CSEL 70, S. 45,10–11.
2. wahr.
3. Tertullian, Adversus praxean, cap.2. PL2, Sp.157; CSEL 47, S.229.
4. genau.
5. sicher.
6. als wol ... als: sowohl ... als auch.
7. vor.
8. beyde ... vnnd: sowohl ... als auch.
9. einzige.
10. genaue.
11. Ordnung, Verwaltung.
12. Pflege.
13. spitzfindige, wortverdrehende.
14. Vorschläge.
15. nicht schriftlich.
16. überlieferten.
17. bewiesen.
18. jedenfalls.
19. nicht schriftlichen.
Aduersus Praxeam
Durch was mittel
ware Religion zu
erkundigen.
Was lehre die H.
Kirch on schrifft
empfangen, müsz
doch durch die H.
Schrifft erkennet
vnd bewehret ¹⁵
werden.
358
schreibt ¹ , haben sie den kirchen alle lehre außgegossen. Darumb ist auch, was
das erst ist, war ² , wie auch der selbige Tertullianus zeuget ³ , was hernaher komen,
falsch. Auß disem würdt freylich ein jeder Christ, der es allein recht
Christlich bedencken wille, wol ⁴ erkennen vnd vest ⁵ schliessen, das alle Christen,
als wol ⁶ wir Teutschen als andere – vnnd wir Teutschen für ⁷ anderen, so 5
vil vnß der liebe Gott alle seine H. Schriffte vnnd lehre für anderen durch so
vil herrliche beyde ⁸ dolmetschung vnnd erklärung vnd dann auch freyheit,
die selbige zu hören vnd zu lesen, begabet hat –, Wa wir allein die H. Schrifft,
die lehre Christi, vnsers Heylands vnd einigen Meysters, wie vnß die in Euangelien
vnd Schrifften der Apostlen dargegeben ist, wolten in warer Gotts- 10
forcht ansehen vnd ersuchen Vnnd darbei vnserem himlischen vatter im nammenn
vnsers Herren Jesu Christi vmb seinen H. Geist | v/Aiiija | bitten, Auch
gern hören, wem der Herre hierin etwas offenbaret hat, Gar leicht vnnd bald
finden vnnd erlernen mögen, was die ware, einige ⁹ Religion Christi seie, die
rechte eigentliche ¹⁰ bestellung ¹¹ vnd versehung ¹² der kirchen Christi vnd der 15
rechtgeschaffene, reine dienst der seelsorge.
Vil wolten gern diser zeit grosse dempff vnd dicke nebel, wider die klarheit
vnnd richtigkeit Christlicher lehre durch etliche Sophistische ¹³ vorgeben ¹⁴ ,
auffblasen Vnnd erstlich mit dem, das sie sagenn, Es seie die Christliche lehre
nit allein in göttlicher Schriffte, sonder auch inn den Traditionen, das ist leh- 20
ren vnd gebreuchen, welche die ᵃ kirchen von Apostolen one Schrifft empfangen
haben sollen, dargegeben. Man sage aber von ongeschrifft ¹⁶ übergebnen ¹⁷
lehren vnnd traditionen der Apostlen, was man wölle, so müssen doch alle soliche
lehren durch die H. Schrifft erkennet vnd bewehret werden. Wir haben
je ¹⁸ kein buch auff erden, in dem vnß soliche onschrifftliche ¹⁹ lehren vnnd tra- 25
a) Drf. der.
1. Tertullian, De praescriptione haereticorum, cap. 36. PL 2, Sp. 49; CSEL 70, S. 45,10–11.
2. wahr.
3. Tertullian, Adversus praxean, cap.2. PL2, Sp.157; CSEL 47, S.229.
4. genau.
5. sicher.
6. als wol ... als: sowohl ... als auch.
7. vor.
8. beyde ... vnnd: sowohl ... als auch.
9. einzige.
10. genaue.
11. Ordnung, Verwaltung.
12. Pflege.
13. spitzfindige, wortverdrehende.
14. Vorschläge.
15. nicht schriftlich.
16. überlieferten.
17. bewiesen.
18. jedenfalls.
19. nicht schriftlichen.