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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0364
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2. Cor. 4[3];
Psalm. 69[23]

Das sich vil in der
schrifft verwikklenn,
ist jre, nit
der schrifft schuld.

2. Thess. 2[10–
11]; 2. Cor.
11[13–14]

Psal. 25[12.10]

Der Herre hatt
seine Schrifft seinen
kinderen gegebenn,
denen
macht er sie auch
wol verstendig.

Psal. 19[8–9]

360

vnnd gewiß lernen mögen, das sie auß den selbigen auch in den minder klaren
vnnd ongleich verstandenen orten (in welchen der Herre vnseren fleiß üben
vnd die maßleidigkeit ¹ , wie der H. Augustinus ² sagt ³ , vertreiben wille) dennach
alweg etwas besserlichs lernen mögen vnd sich in solchem mit nichten
verirren oder verergeren. 5

Das aber denen, die die warheyt vnd hertzlichen ⁴ Gottes dienst nit meynen
noch suchen, das Euangeli verdecket ist ⁵ vnd die h. Schrifft zum strick gerahtet,
ist der verdiente lohne jres gottlosen stoltzes vnd falsches ⁶ . Dann sollche
nit, wie sie den willen des Herren erkennen vnnd thuen, sonder wie sie jren
bösen begirden aus der Schrifft ein schanddeckel ⁷ suchen, die Schrifft lesen 10
vnd ersuchen. Das dann dise durch jr falsches anziehen der schrifft vil mit
jnen verwirren, wie das auch | viij/Bjb |zun zeiten der Apostel vnd zu allen zeiten,
wann je ⁸ die h. Gottes lehre rein gefuret worden, beschehen, ist auch kein
wunder, weil alle mal ⁹ deren nit wenig sind, die die liebe der warheyt nit annemen
vnd damit verdienen, das jnen der Herre krefftig jrthumb zusende ¹⁰ durch 15
den Satan, der sich selb zum Engel des liechts vnd seine diener vnd Apostel zu
Apostolen Christi verstellet ¹¹ , Des man heutigs tags im Niderland grewlich
exempel hatt ¹² . Der Herre gebe, das disen armen leuten durch gesunde lehre
geholffenwerde,eederteuffel,einlügnervnndtodtschlegervonanfang ¹³ ,abermal
ein feur anzünde, das auch den nachkomnen zum schrecken seye. 20

Der herre hatt seine h. schrifft seinen kinderen gegeben, denen gibt er, sie
auch zu jrem heyl richtig vnd wol zu verstohn. Also singet der Psalm ¹⁴ : Wer ist
der mann, der den Herren förchtet; den selbigen würdt er seinen erwelten weg
lehren. Das gesatz des herren ist einfaltig vnd gantz, erquicket die seel. Die
zeugnuß des Herren ist gewiß vnnd machet weiß die einfaltigen vnd onuer- 25
schalcketen ¹⁵ . Die befelch vnd gepott des Herren sind richtig vnd erfröwen

1. Überdruß (fastidium).
2. Aurelius Augustinus (354–430). TRE 4,S.646–698; Lexikon der antiken christlichen

Literatur, S.78–98.
3. Augustinus, Sermones I (De scripturis), Sermo LXXI,7(11). PL 38, Sp.450. Den Hinweis
auf diese Stelle verdanke ich Herrn Prof. Cornelius Petrus Mayer OSA, Würzburg.
4. von Herzen kommenden.
5. Mk 3,1–6; ferner II Kor 4,3 und II Kor 3,16–18.
6. Vgl. Ps 69,23.
7. Deckmantel, Beschönigung.
8. immer.
9. alle mal: stets.
10. II Thess 2,10–11.
11. II Kor 11,13–14.
12. Bucer denkt hier an die in diesen Jahren durch die habsburgische Regierung in Brüssel
verfolgten Täufer in den Niederlanden und in Friesland. TRE 32, S.612; Mellink, De Wederdopers
in de noordelijke Nederlanden 1531–1544, S.153–420 (passim); Zijlstra, Omde
ware gemeente, S.232–247.
13. Vgl. Joh 8,44.
14. Ps 25,12.10.
15. die nicht Arglistigen, die nicht Durchtriebenen. Grimm 24 (=XI,3), Sp.2081 und 25

(=XII,1), Sp.1055.
 
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