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Hornung, Herwig Hans; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Die Inschriften Niederösterreichs (Wiener Reihe, 3. Band, 1. Teil): Die Inschriften der politischen Bezirke Amstetten und Scheibbs — Graz, Wien, Köln: Hermann Böhlaus Nachf., 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.55961#0018
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reichhaltigen Registerapparat nach möglichst vielen Fachrichtungen hin aufzuschlüsseln. Bisher
ist ja das Inschriftenmaterial schon verschiedentlich, vor allem in der Österreichischen Kunst-
topographie, die aber bisher nur für einige Räume Niederösterreichs vorliegt, und in heimat-
kundlichen Werken veröffentlicht worden. Fast ausschließlich aber geschah dies nur entweder
in Regestenform oder in schriftdeutscher Übertragung. Dadurch war eine Auswertung des Wort-
und Formengutes für Wörterbücher oder grammatische Darstellungen bisher unmöglich. Einzelne
besondere Objekte sind freilich manchmal schon von den Fachgelehrten gleichsam wie Rosinen
aus der großen Masse herausgeholt worden, wenn es darum ging, besonders interessante Probleme,
für einen Kunsthistoriker oder einen Heraldiker etwa, zu betrachten. Viel undankbarer jedoch
ist es aber, einer möglichst zu erreichenden Vollzähligkeit zuliebe, schmackhaftes und weniger
ansprechendes Material aneinanderzureihen, etwa auch fast nicht mehr lesbares oder datierbares
Inschriftengut der Fachwelt vorzulegen, in Niederösterreich oft aus Räumen, in denen sich noch
kein Heimatkundler oder Lokalforscher betätigt hat.
Doch wird nur eine Betrachtung aller noch irgendwie erfaßbarer Inschriftenträger zu dem
Ergebnis führen können, das sich das Sammelwerk der ,,Deutschen Inschriften“ gesetzt hat, ein
Corpus inscriptionum des deutschen Mittelalters bis 1650 zu sein, eine mittelalterliche und früh-
neuzeitliche Epigraphik zu erarbeiten, mit deren Hilfe es möglich werden soll, von schriftge-
schichtlicher Seite aus genaue Datierungen zu erzielen.
Da eine Veröffentlichung der niederösterreichischen Inschriften wegen des großen Umfanges
in einem Bande nicht möglich ist, wird das Material in mehreren, in sich abgeschlossenen Teilen
publiziert werden, die sich räumlich an die politische Gliederung des Landes halten sollen. So
werden in einem Bande ein oder mehrere Bezirke zusammengefaßt: Im vorliegenden sind es
die politischen Bezirke Amstetten und Scheibbs, beide zur Gänze südlich der Donau gelegen, im
westlichsten Teil des historischen „Viertels ober dem Wienerwald“. Während im Süden dieses
Raumes die steirisch-niederösterreichischen Kalkalpen eine recht verkehrsfeindliche Grenze
bilden, stößt das Land im Westen und Norden an Oberösterreich, mit dem sich vielfache politi-
sche und kulturelle Beziehungspunkte ergeben. Die von Westen her erfolgte Besiedlung des
Raumes, der Einfluß der Bistümer Freising, Passau und Regensburg, Burgen und Besitzungen
eines Adels, der vielfach im oberösterreichischen Raum seine Stammsitze hatte, und kulturelle
Ausstrahlungen der oberösterreichischen Städte Grein, Enns, Steyr und Weyer mögen als Faktoren
dieser Beeinflussung angeführt werden. Als größere Siedlungszentren unseres Raumes, in denen
auch eine Ballung der Inschriftenträger ein tritt, müssen die alten Eisenhandelszentren Waid-
hofen an der Ybbs und Scheibbs genannt werden, die neben Steyr und Weyer im auch in die
Steiermark hineinreichenden Raume der sogenannten „Eisenwurzen“ liegen, eines vom steiri-
schen Erzberg her geprägten recht einheitlichen Kultur- und Wirtschaftsraumes. Daneben ist
Stadt Haag zu nennen, wogegen die größte Siedlung des Raumes, Amstetten, nur sehr wenig
altes Inschriftengut bietet, da es im Spätmittelalter noch recht bedeutungslos war. Als geistliches
Zentrum in unserem Raum, der ganz zum Bistum St. Pölten gehört, hat sich das Benediktiner-
stift Seitenstetten mit einigen Stiftspfarren erhalten. Früher waren es außerdem noch das
Kollegiatstift Ardagger, das Benediktinerinnenkloster Erla und die Kartause Gaming. Eine
Sonderstellung nimmt der ottonische Zentralbau der Wieselburger Pfarrkirche ein, dessen Ent-
stehung mit seinen neu freigelegten Fresken in den Anfang des 11. Jahrhunderts zurückreicht.
Alles das drückt sich auch wieder an den an diesen Orten zahlreicher als sonst üblich vorhandenen
Inschriftenobjekten aus, ebenso wie das Vorhandensein von einigen Burgen und Schlössern, die
Adelssitze waren und in deren zur Herrschaft gehörigen Kirchen sich Erbbegräbnisstätten
befinden. Als Beispiele mögen genannt sein: Ferschnitz (Strein und Zinzendorf), Gresten (Zin-
zendorf), Haag (Rohrbach), Purgstall (Auersperg), St. Georgen am Ybbsfeld (Sinzendorf),
St. Peter in der Au (Seeman von Mangern), Seitenstetten (Salburg), Sindelburg mit Wallsee,
Steinakirchen (Wolfstein), Strengberg (Wolzogen), Viehdorf (Greiffenberg), Wieselburg (Lins-

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