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Hornung, Herwig Hans; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Die Inschriften Niederösterreichs (Wiener Reihe, 3. Band, 1. Teil): Die Inschriften der politischen Bezirke Amstetten und Scheibbs — Graz, Wien, Köln: Hermann Böhlaus Nachf., 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.55961#0135
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210

Sindelburg/Amstetten

(1570)

Figürl. Grabstein des Johann Reinprecht Reichenburg, im Inneren der Pfarrkirche an der Süd-
wand des Langhauses (heute im Volksmund noch lutherische Seite genannt), der erste Stein
neben dem Eingang. Auf einem mächtigen Sockelteil, der in einer Pilasterrahmung aus r. M.
eine I.-Tafel aus grauem M. umschließt, steht in einer Säulenrahmung auf kleinem Podest in
Hochrelief ein Jüngling in voller Rüstung mit Schwert und Helm, eine Fahne in der rechten Hand,
die linke in die Hüfte gestützt. Die Rüstungsteile, wie etwa die fratzenartigen Kniestücke, sind
besonders schön gearbeitet. Im verzierten r. M. Aufsatz wieder eine I.-Tafel aus grauem Marmor.
An der Rückwand des Mittelteiles unten zwei kleine Reliefw.: rechts auf Dreiberg springender
Wolf mit Krone, offener gekrönter Helm, Wolf mit Krone wachsend (Reichenburg); links drei-
blättr. Krone, offener gekr. Helm mit 3 Pfauenfedern (Schärffenberg). Die Buchstaben waren
mit schwarzer Farbe nachgezogen. Gesamtgröße ca. 500 : 185 cm; Antiqua 4 cm.
I0HA III CAP
NON HOMINVM QVISQVAM SPACIOSI LVMINA COELI
SCANDERE, QVI TOTO VIVIT IN ORBE, POTEST
FILIVS HVC HOMINIS, CLARO QVI VENIT OLYMPO
QVIQVE AGIT IN COELIS, SOLVS ADIRE POTEST •
HVIC HOMINIS GNATO, QVISQVIS CONFIDIT, ET IPSE
HAC PETET, VT GNAT VS, COELICA REGNA, SCALA
Auf der unteren I.-Tafel:
REICHENB VRGIAC2E IACEO HIC SPES VLTIMA STIRPIS
INTERIIT MECVM NVNC SINE PROLE DOMVS,
SIM LICET EXTREMVS IAM NOMINIS HEROS.
ET TRISTI SVBEAM MORTE SOLVTVS HVMVM
ATTAMEN HIC SVMAM RENOVATO CORPORE VITAM
CVM VENIENT SVMMO GAVDIA SVMMA DIE
CHRISTVM EGO VELATVM NOSTRA CVM CARNE VIDEBO
CARNE NOVA INDVTVS QVANDO LEVABO CAPVT
NVNC VBI TRISTE MORI EST, IBI DVLCE RESVRGERE QVONDAM
VITA MIHI CHRISTVS, MORS MIHI DVLCE LVCRVM
GRATIA CHRISTE TIBI, MAGNVM MIHI STIRPIS HONOREM
EXTREMO REDDES, MOX REDITVRE DIE

E.: Bei QVISQVAM (Zeile 1) sind die BuchstabemV und A übereinandergeschlagen.
Ü.: Kein Mensch, der auf der ganzen Welt lebt, kann zum Lichte des weiten Himmels empor-
steigen, nur der Menschensohn, der vom hohen Himmelsgewölbe herabgekommen ist und der im
Himmel lebt, vermag dorthin zu kommen. Wer immer diesem Menschensohn vertraut, wird auch
selbst, wie der Menschgeborene, auf dieser Leiter das Himmelreich erlangen.
Hier liege ich, die letzte Hoffnung des Geschlechtes derer von Reichenburg, mit mir ging nun
unter das Haus ohne Sproß. Ich bin, mit Verlaub zu sagen, nun der letzte Held dieses Namens und
vom düsteren Tode dahingerafft nimmt mich die Erde auf. Und doch werde ich hier wieder zum
Leben erwachen mit erneuertem Leibe, wenn am Jüngsten Tag die höchsten Freuden kommen
werden. Ich werde, mit neuem Fleisch angetan, Christus sehen in der Hülle unseres Fleisches,
wenn ich mein Haupt dann erhebe. Jetzt ist es zwar traurig, sterben zu müssen, dann aber ein-
stens süß wiederzuerstehen. Mein Leben wird dann Christus sein, der Tod ist mir daher ein

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