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Lutz, Dietrich [Oth.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 15 : Münchner Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt Rothenburg ob der Tauber — München: Druckenmueller, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.45638#0020
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Ehemalige Marienkapelle auf dem Milchmarkt17).
Durch eine Stiftung Peter Kreglmgers (vgl. Nr. 36, 37) wurde 1404 die nach den Judenverfolgungen
des Jahres 1397 an die Stadt gefallene Synagoge in eine Kapelle umgewandelt. Aus dieser Kapelle werden
uns nur zwei Epitaphien von Bezold überliefert, darunter das des Ansbacher Kanonikus Stephan Scheu
(vgl. Nr. 91t), der eine Predigerstelle stiftete. Renovierungen fanden 1680 und 1712 statt. 1804/05 wurde
die Kapelle abgebrochen.
Ehemalige St. Michaelskapelle18).
Die Michaelskapelle wurde 1411 als Totenkapellc und Karner für den Friedhof bei St. Jakob geweiht.
Mit einer Neuweihe anläßlich eines Umbaus war ein Ablaß verbunden (vgl. Nr. 66f). Nach der Verlegung
des Friedhofs wurde die Kapelle als Bibliotheksraum genutzt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie
abgebrochen.
Evangelisch-lutherische Kirche St. Wolfgang (Schäferkirche)19).
1475 erfolgte die Grundsteinlegung (vgl. Nr. 93, auch Nr. 95) in Verbindung mit der Schäferbruder-
schaft. Nach zwei Inschriften war der Bau 1493 vollendet (vgl. Nr. 638, III). In der Kirche fanden offenbar
auch Gottesdienste für Pilger und Kranke statt, wie die Mitpatrone des Hauptaltars Sebastian und Rochus
zeigen (vgl. Nr. 167).
Die Kirche ist in die Stadtbefestigung, die Klingenbastei, einbezogen. Im Laufe des 18. Jahrhunderts
verlor sie ihre Bedeutung. 1660 und 1702 fanden Renovierungen statt, weitere im 19. und 20. Jahrhundert,
die letzte 1956.
Ehemalige Kapelle zur Reinen Maria20).
Nach der Judenverfolgung von 1519/20 auf Betreiben des Predigers Teuschlein wurde die Synagoge,
die für die 1397 verlorene (vgl. Marienkapelle auf dem Milchmarkt) beim Judenfriedhof errichtet worden
war, ebenfalls in eine Marienkapelle mit zugehörigem Friedhof umgewandelt. Die Kapelle wurde bereits
1525 zerstört, von dem Friedhof haben sich keine Grabsteine oder Epitaphien erhalten.
Friedhof und Friedhof kapelle 2 L).
Nach dem Vorbild anderer Städte (z. B. Würzburg, Dinkelsbühl, Nürnberg, Heilbronn) beschloß der
Rat der Stadt Rothenburg um das Jahr 1559, den Friedhof vor die Stadt zu verlegen. Seit 1560 erfolgten
dort Bestattungen (vgl. Nr. 218); nach der Inschrift am Eingangstor wurde der Friedhof im Jahr 1561 ein-
geweiht (vgl. Nr. 220). Gleichzeitig mit der Anlage des Friedhofs wurde die Friedhofkapelle erbaut, wobei
man Teile der im Bauernkrieg zerstörten Marienkapelle verwendete (vgl. Nr. 638, VI).
Der Friedhof sah vermutlich ähnlich - wenn auch bescheidener - aus wie die beiden großen Friedhöfe
St. Johannis und St. Rochus in Nürnberg22). Aus der Anordnung bei Bezold sind lange Reihen west-
ostgerichteter Gräber mit Grabplatten, auf denen ein bis vier Epitaphien befestigt waren, zu entnehmen.
Seltener waren Inschriften in den Stein gehauen. Ob unter den Grabplatten gemauerte Grüfte oder ein-
fache Erdgräber waren, läßt sich heute nicht mehr feststellen, doch kann auch hier angenommen werden,
daß wie in Nürnberg ein großer Teil der Gräber aus gemauerten, mehrmals benützten Grüften bestand.
Über den Zeitpunkt der Zerstörung von Epitaphien auf dem Friedhof liegen verschiedene Nachrichten
vor. Erste Verluste traten bereits im Dreißigjährigen Krieg ein; 1637 waren Metallepitaphien, von denen
uns keine weiteren Einzelheiten überliefert sind, von den Gräbern entfernt worden23). 1645 verwüsteten
Franzosen Kapelle und Friedhof. Dennoch konnte Bezold 1747 einen reichen Bestand von Grabsteinen,
Epitaphien und Grabmälern auch aus der Zeit vor 1650 verzeichnen. 1817 mußte ein Verbot erlassen wer-
den, Grabsteine und Epitaphien vom Friedhof zu verkaufen24); 1855 wurde im letzten Moment der Ver-

17) Kdm. S. 528-531.
18) Kdm. S. 525-528.
19) Kdm. S. 416-418.
20) Kdm. S. 532h
21) Kdm. S. 327-329.
22) G. P. Fehring und A. Ress, Die Stadt Nürnberg (Bayerische Kunstdenkmale 10), München 1961, S. 230
bis 253, 290-333 ; P. Zahn, Beiträge zur Epigraphik des 16. Jahrhunderts. Die Fraktur auf den Metallinschriften der
Friedhöfe St. Johannis und St. Rochus zu Nürnberg, Kallmünz 1966, S. 25h.
23) Vgl. Kdm. S. 328; „Verzeichnis der Epitaphiorum und Bilder in hiesiger Stadt Kirchen zu St. Jakob“,
aufbewahrt im Stadtarchiv Rothenburg unter der Signatur A 1424 (im folgenden zitiert StAR 1424), fol. 315r.
24) Vgl Kdm. S. 329; H. Wirsching, Vom alten Rothenburger Friedhof, Linde 29 (1939) 33 h.

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