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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Lutz, Dietrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 15 : Münchner Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt Rothenburg ob der Tauber — München: Druckenmueller, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.45638#0026
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Metallepitaphien erhalten, von den großen Holzepitaphien haben nur die Tafelgemälde die Zeit über-
dauert.
Die Metallepitaphien sind in den meisten Fällen gegossen und anschließend feinbearbeitet. Nur bei
einigen frühen Beispielen - die Metallinschriften setzen, mit Ausnahme einiger älterer Glocken, etwa um
die Mitte des 15. Jahrhunderts ein - handelt es sich um einfache dünne Bronze- oder Messingbleche, aus
denen die Inschriften getrieben wurden, worauf auch die breiten und teilweise sehr unscharfen Buch-
stabenformen hinweisen. Dabei ist jedoch eine Nachbearbeitung der Oberfläche, z. B. mit dem Grab-
stichel, nicht auszuschließen (z. B. Nr. 62).
Bei allen späteren Epitaphien muß man annehmen, daß die Platte gegossen und nachträglich beschriftet
wurde, wobei im Einzelfall die Rohform der Schrift mitgegossen werden konnte. Die Inschrift wurde in
allen Fällen erhaben herausgearbeitet, indem die Zwischenräume der Buchstaben mit dem Grabstichel
abgearbeitet wurden. Zuletzt wurde bei einigen Inschriften der Grund der Platte mit schwarzer Farbe
gestrichen und die erhabene Schrift plangeschliffen (z. B. Nr. 410). Dadurch wurde die Lesbarkeit der
Inschriften mittels der Kontrastwirkung verbessert49). Die Platten, auf denen die Inschriften angebracht
wurden, waren ursprünglich flach; erst gegen Ende des untersuchten Zeitraumes treten leicht gewölbte
Epitaphien auf (1634, Nr. 581). Dafür gibt es keine technische Erklärung; es ist offenbar eine Modeerschei-
nung, die noch lange nach 1650 beobachtet werden kann. - In das Metall eingearbeitete oder eingeätzte
Inschriften fehlen in Rothenburg.
Die Inschriften auf Holz bilden die dritte Hauptgruppe, sie befanden sich vor allem auf Holzepitaphien
und Totenschilden, daneben auch auf Altären usw. Von den Holzinschriften sind vor allem im 19. Jahr-
hundert so viele verloren gegangen, daß die erhaltenen Beispiele äußerst gering an Zahl sind (Nr. 85, 127,
160,165,167, 169, 178). Die Holztafelgemälde der zerstörten Holzepitaphien enthalten außer Jahreszahlen,
Künstlerinitialen und Titulus bei Kreuzigungsdarstellungen keine Inschriften. Außerdem besitzen wir
einen Totenschild und zwei Konsulatstafeln (Nr. 625, 597, 612).
Am häufigsten wurde das Holz mit einer aufgemalten Inschrift versehen; hierzu wurden anfangs
Temperafarben auf Kreidegrund verwendet, vor allem bei den Holztafelgemälden und den Altären (Nr.
85, 167, 169). Die Rothenburger Passion wurde ohne Kreidegrund direkt auf das Holz gemalt (Nr. 127).
Ein Holztafelgemälde wurde mit Ölfarbe gemalt (Nr. 629). Daneben wurden Inschriften in das Holz ein-
geschnitten oder durch Abarbeiten der Zwischenräume erhaben gestaltet (Nr. 160,178). Dadurch entstehen
ähnliche Formen wie bei Stein- und Metallinschriften der gleichen Technik.
Die Grabsteine und Grabmäler sind fast ausnahmslos in den Fußboden der Kirchen oder in die Wand
eingelassen; bei denen, die an eine Wand gelehnt sind, dürfte es sich ausnahmslos um ursprüngliche Boden-
platten handeln, die in jüngerer Zeit gehoben wurden (z. B. Nr. 27, 38, 549). Vereinzelt passen sich Grab-
mäler den Gegebenheiten der Architektur an, z. B. die Grabmäler an den Pfeilern der Franziskanerkirche
(Nr. 132 und Nr. 159). Als Platte eines Tumbengrabes hat sich Nr. 21 erhalten. Von den überlieferten
Grabmonumenten des Friedhofs (z. B. Nr. 359t) ist keines mehr vorhanden.
Die Metallepitaphien waren ursprünglich meist mit eingegossenen Bolzen (vielfach aus Eisen, wie die
Rostspuren mancher Epitaphien noch zeigen) auf den Grabsteinen des Friedhofs befestigt, seltener auf
Grabplatten in den Kirchen oder gar an deren Wänden. An ihrem ursprünglichen Platz auf Grabsteinen
des Friedhofs befinden sich nur wenige Epitaphien aus der Zeit vor 1650 (z. B. Nr. 389, 426). Die meisten
der erhaltenen Metallepitaphien sind heute in der Friedhofkapelle und in der Franziskanerkirche ange-
bracht.
Die Verbindung von Metall und Holz war bei Epitaphien ungewöhnlich, doch werden gelegentlich
hölzerne Rahmen um Metallepitaphien erwähnt (z. B. Nr. 468t). Bei steinernen Grabmälern befanden
sich die Inschriften zuweilen auf Metalltafeln (z. B. Nr. 166). Inschriftteile aus Stein und Holz waren
offenbar nirgends zu einer Einheit verbunden. Die Holzepitaphien und Totenschilde hingen an denWän-
den und Pfeilern der Kirchen (besonders in St. Jakob).
Die meisten Inschriftträger sind Kunstwerke, deren Entwicklung im folgenden kurz beschrieben wer-
den soll50). Bei den Inschriften auf Stein ist die schmucklose geglättete Platte (mit oder ohne Rahmen),
in die der Text zeilenweise eingehauen wird, besonders häufig. Auf den einfachen Grabplatten ist der Text
am Rand umlaufend meist zwischen zwei eingeritzten Linien eingehauen. Diese Grabplatten sind beson-
ders im 14. Jahrhundert häufig, gleichzeitig treten Grabplatten mit eingehauenen oder erhabenen Wappen
im Bildfeld auf. Ab 1400 werden die Wappen plastisch herausgearbeitet und reicher gestaltet. In einem
Fall ist das gesamte Bildfeld der Grabplatte mit mehreren Inschriften bedeckt (Nr. 21). Die Darstellung
der Verstorbenen auf dem Grabstein beginnt mit der halbplastischen Figur (Nr. 12). Nach zwei Ritz-

49) Vgl. P. Zahn, Beiträge S. 7off.
50) Vgl. Lutz S. 31-33.

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