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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]; Lutz, Dietrich [Oth.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 15 : Münchner Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt Rothenburg ob der Tauber — München: Druckenmueller, 1976

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45638#0027
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Zeichnungen (Nr. 19 und Nr. 24) werden die späteren Plastiken immer porträtähnlicher und erreichen um
etwa 1500 ihren künstlerischen Höhepunkt (Nr. 36, 107, 132, 159).
Bei der Entwicklung der Metallepitaphien sind, zumindest im 16. und 17. Jahrhundert, vor allem die
Nürnberger Werkstätten zu berücksichtigen51). Sie beginnt 1470 und 1475 (Nr. 87 und Nr. 92) mit zwei
sehr schön gegossenen Arbeiten, die wahrscheinlich der gleichen Werkstatt entstammen, ohne daß ihre
Herkunft geklärt werden konnte. Einige Zeit später sind einfache Platten aus Messing oder Bronzeblech
entstanden, aus denen mit Treibhammer und Grabstichel die erhabene Inschrift herausgearbeitet ist. Ein-
zige Verzierung ist der eingerollte Rand (vgl. Nr. 123 und Nr. 168).
Später können wir stilistisch zwei größere Gruppen von Epitaphien unterscheiden, die bis zum Ende
des untersuchten Zeitraums vorkommen. Zur ersten gehören die querrechteckigen Epitaphien mit meist
mehrzeiligen Inschriften. Oft sind oben oder unten ein oder zwei, gelegentlich auch mehrere Wappen an-
gebracht. Zu Anfang sind sie nur am linken und rechten Rand mit Pflanzenmotiven verziert, später er-
halten sie einen Rahmen von Rollwerkornamenten. Erst gegen 1650 werden diesen Verzierungen Symbole
der Vergänglichkeit des Lebens, der Kardinaltugenden und Putten hinzugefügt (Nr. 553, 557). Aus dieser
Gruppe entwickeln sich ungefähr ab 1630 ovale, reich verzierte Epitaphien, die auf einer leicht gewölbten
Platte die Inschrift tragen, während die Ränder mit Wappen, Putten, Todes- und Tugendsymbolen und
Rankenwerk geschmückt sind (z. B. Nr. 581, 593).
Die zweite Gruppe wird von runden Epitaphien gebildet, in deren Bildfeld ein oder mehrere Wappen
(meist Vollwappen) plastisch hervorgehoben sind. Eine einzeilige Inschrift umzieht auf erhöhtem Rand
dieWappen. Der Rand ist zunächst unverziert (z. B. Nr. 221, 296), wird aber ungefähr seit 1575 von einem
Lorbeerkranz eingefaßt (z. B. Nr. 284, 299, 624).
Die Totenschilde, die seit dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts sehr zahlreich überliefert werden,
können für Rothenburg nur nach der Beschreibung bei Bezold und nach Exemplaren aus der Zeit nach
1650 dargestellt werden. Sie waren einheitlich rund oder oval, nur in Ausnahmefällen rechteckig geformt.
Den Rand umzog auf einer Art Spruchband eine einzeilige Inschrift, zweizeilige Inschriften sind selten.
Im Bildfeld befand sich ein Vollwappen, .gelegentlich auch ein Allianzwappen. In die rechteckigen Tafeln
war die Inschrift auf ein rundes oder ovales Band geschrieben, das das Vollwappen in der Mitte des Bild-
feldes umzog. Die Ecken dieser Tafeln waren mit geometrischen oder pflanzlichen Ornamenten ge-
schmückt. Eine seltenere Form des Totenschildes trägt den Text der Inschrift auf einer besonderen Tafel
unter einem reich gestalteten Vollwappen (z. B. Nr. 625).
Wesentlich reicher in Aufbau und Ausschmückung waren die vielen großen Holzepitaphien, von denen
uns Bezold berichtet. Vollständig sind nur einige Exemplare aus der zweiten Hälfte des 17. und dem frühen
18. Jahrhundert erhalten, von den älteren sind nur die Tafelgemälde vorhanden, die Inschriften und Rah-
men sind verloren.
Diese Epitaphien waren meist hochrechteckige Holztafeln, die oben gelegentlich mit einem Dächlein
abgeschlossen wurden; vor allem seit dem 17. Jahrhundert trugen einige oben das Gemälde des Ver-
storbenen. Die Hauptdarstellung bestand in einem Gemälde mit einer biblischen Szene; besonders häufiges
Thema war die Kreuzigung als sinnfälliger Ausdruck der Erlösungstat Christi (z. B. Nr. 262, 277, 278,
310, 373, 536). Auch andere Teile der Leidensgeschichte wurden dargestellt: Christus mit seinen Jüngern
in Gethsemane (Nr. 338), Christus auf dem Weg nach Golgatha (Nr. 603). Zum Ausdruck der Aufer-
stehungshoffnung wurde die Darstellung der Auferstehung gewählt (z. B. Nr. 222t, 275t, 286, 530),
ebenso die Auferstehung des Lazarus (Nr. 306). Die Taufe Christi war ebenfalls ein beliebtes Thema
(z. B. Nr. 302t, 434, 496t). Aus dem alten Testament wurde der Traum Jakobs von der Himmelsleiter
(Nr. 539), das Begräbnis Jakobs (Nr. 545t), David nimmt Abschied von Jonathan (Nr. 474), Joseph vor
Pharao, dessen Träume deutend (Nr. 427t) und andere gewählt. Auf den Namen des Verstorbenen Daniel
Hirsching spielt die Darstellung Daniels in der Löwengrube an (Nr. 420t), auf den Beruf des Lehrers
Abdias Wickner Christus und die Kinder (Nr. 322t). Auf sehr vielen Gemälden knien die Verstorbenen
gleichsam als unmittelbare Zuschauer des Geschehens (z. B. Nr. 262, 277), oder die kniende Familie ist auf
einer besonderen Tafel dargestellt (Nr. 453). Die Inschriften waren über und unter dem Gemälde ange-
bracht. Der Rahmen war meist bemalt oder vergoldet, in vielen Fällen wurde das Gemälde von Säulen,
Halbsäulen oder symbolischen Figuren flankiert. Die Wappen waren bei den Bildern der Verstorbenen
gemalt, zum Teil aber auch auf dem Rahmen oder auf den Säulen angebracht.
Neben der inhaltlichen Aussage und der Schrift ist die verwendete Sprache zweifellos ein wichtiger
Bestandteil einer jeden Inschrift52). Für die frühen Inschriften gebraucht man wie anderwärts ausschließlich
die lateinische Sprache; bis 1389 (Bauinschrift am Toppierschlößchen, Nr. 29) sind alle erhaltenen Texte

51) ^Vgl. unten: Die Werkstätten der Rothenburger Metallepitaphien.
52) _Vgl. Lutz S. 20-28,

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