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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 16: Heidelberger Reihe ; Band 6: Die Inschriften des Rhein-Neckar-Kreises ; 2): Ehemaliger Landkreis Mannheim, ehemaliger Landkreis Sinsheim (nördlicher Teil) — München: Druckenmüller, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.52967#0057
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• PRIMÜ • LAPID[EM] • FABRI /
CE • TURRIS • HUI9 • ET • SA • CR /
IST[IE] ”) • TEPORE • lOHlS • DE /
• BA[TTEN]BURG • P[LE]BÄI [• H’] • ECC • /c)
Anno domini millesimo quattrocentesimo duodecimo sexta die junii reverendus in Christo pater et dominus Johannes de Fleken-
stein clectus confirmatus wormatiensis posuit primum lapidcm fabricae turris huius et sacristiae tempore Johannis de Battenburg
plebani huius ecclesiae.
Im Jahre des Herrn 1412 am sechsten Tag des Juni hat der in Christus verehrungswürdige Vater und Herr, Herr Johannes von
Heckenstein, in erwählter und bestätigter (Bischof) von Worms, den ersten Stein zum Bau dieses Turmes und der Sakristei gelegt
zu der Zeit, als Johannes von Battenburg Pfarrer dieser Kirche war.
Die Aussage der Inschrift wird durch den Gewölbeschlußstein im Erdgeschoß des Südturmes bestätigt;
er trägt dasWappen Fleckenstein1). Johannes von Fleckenstein wurde 1410 Bischof vonWorms und starb
am 18. Mai 1426 in Ladenburg2). Der hier als Pleban bezeichnete Johannes von Battenburg ist 1398 als
Frühmesser nachgewiesen3).
Die ursprüngliche Feinheit der späten, schlank proportionierten Majuskel ist besonders gut am rechten
Rand des oberen Quaders erkennbar, wo selbst Haarstriche an V und D noch auszumachen sind.
a) Denkbar wäre auch: elect’. confirmat’. eps . wormatiens’. Selbst wenn confirmatus ausgeschrieben war, ergibt sich eine Lücke
mit zwei unleserlichen Buchstaben vor dem Wort wormatiens.
b) Bei Schuch: fabricae turris hujus sacristiae. Alle anderen Autoren lesen: fabrice turris hui’ ecclesiae isthic, diese Deutung ist auf-
grund des Befundes nicht möglich. Eine Abweichung gibt Haussier: fabricae turris hujus aedis.s Auch die Lesung hujus ecclesiae
christianae bei Wickenburg ist irrig.
c) Schluß der Inschrift verwittert. Aus Platzmangel Zusammenschiebung der Buchstaben. Das letzte Wort ist kleiner ausgeführt,
jedoch ist mindestens CC sicher erkennbar. Daher erscheint die Lesungplebani i’ (oder h’~) aedis, die von allen Autoren vorgeschla-
gen wird, fraglich.
*) KdmBaden X 3, 161.
2) Schannat I, 409 ff.
3) Vgl. nr. 28.
Kdm Baden X 3,158. -Wickenburg I 1, 358. - Andreae 23. - F.Mone, in: Bad Archiv II (1827) 129 (WL). - Kämmerer 21. -
Schuch 141. - Schrieder 10. - Haussier 5. - Maula.a.0.22. - Fortner a.a.O. 20. - Dehio-Piel 270.

39t Mannheim, ehern. Schloß Eichelsheim 1415/18?

Wandinschrift (?) im ehemaligen Schloß Eichelsheim am Rheinufer im Süden der Stadt. Das Schloß war
seit 1270 als pfälzische Zollburg bezeugt, damals total zerstört und neu aufgebaut worden1). 1415 wurde
auf dem Konstanzer Konzil der Gegenpapst Johannes XXIII. (Kardinal Balthasar Cossa) abgesetzt und an
Kurfürst Ludwig III. zur Haft übergeben, der ihn zunächst auf dem Heidelberger Schloß, später im Schloß
Eichelsheim festhielt2). Er soll an die Wand seines Gefängnisses folgende Verse geschrieben haben.
Inschrift nach Kayser.

Qui modo summus eram, gaudens, et nomine praesul,
Tristis et abieetns nunc mea fata gemo.
Excelsus solio nuper versabar in alto,
Cunctaque gens pedibus oscula prona dabat,
Nunc ego poenarum fundo devolvor in imo
Vultnm deformem quemque videre piget.
Omnibus in terris aurum mihi sponte ferebant,
Sed nec gaza iuvat, nec quis amicus adest.
Si varians fortuna vices adversa secundis
Subdit, et ambiguo nomine ludit atrox.
Sedat in exemplum cunctis quos gloria tollit.
Vertice de summe mox ego Papa cado.
Der ich noch kurtz erhöht, der höchste Priester war, beseufz mein Schicksal nun mit Trauren und mit Klagen; den der erhöhte
Thron, wann die devote Schar die Füße küssete, als Vater mußte tragen; drückt jetzt die schwerste Straf, damit man Sklaven
zwingt. Ich sehe scheußlich aus, man fliehet mein Gesichte. Vor glänzte das Metall, so man St. Petren bringt, jetzt hilft kein
Geld noch Gut, die Freunde scheun das Lichte; so spielt das schnöde Glück, der blinde Wahn betrügt. Ihr die die Ehr erhebt,
nehmts zum Exempel an, und denkt, daß ich als Papst auch fallen muß und kann. - Übersetzung nach Kayser.

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