Heinrich die Tafel noch selbst in Auftrag gab. Das Anfangs- und das Schlußdistichon mit der Bezugnahme
auf seinen Tod sind so allgemein-rhetorisch gehalten, daß sie dieser Annahme nicht widersprechen, eine
solche Formulierung konnte durchaus noch zu Lebzeiten erfolgen. Und anderseits würde eine Abfassung
etwa um 1580/90 die knappe Erwähnung der Person Ottheinrichs von Venningen - sieht man von seinen
Bildungsreisen ab - erklären.
Die Schrift widerspricht einem Ansatz in das vorletzte Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts nicht. Die Tafel
wurde vermutlich in einer Heidelberger Werkstättc angefertigt; vergleichbar ist die Gedenktafel für den
Theologen Friedrich Wiedebram in der Heidelberger Peterskirche10). Auch die sehr korrekten und ge-
wandten 25 Distichen dürften Auftragsarbeit aus gelehrten Heidelberger Kreisen sein.
a) So statt INDIGENVM.
b) So statt SIGNIS.
c) Richtig wohl INSIGNE
x) Erasmus von Venningen war Marschall des Pfalzgrafen (späteren Kurfürsten) Friedrichs II. und Begleiter auf dessen Reisen
nach Frankreich u. Spanien; vgl. H.L.Thomas, Annalium de vita et rebus gestis illustrissimi principis, Fridcrici II. electoris
palatini, libri XIV. Francofurti 1624.
2) Erasmus von Venningen war orthodoxer Lutheraner, führte schon 1522 die Reformation auf seinen Besitzungen ein und
wurde 1561 von seinem Amt als Hofrichter entsetzt: Press, Calvinismus S. 231. - Krebs nr. 2845.
3) Nach Pfeilsticker, WürttDiencrbuch nr. 2654 war Erasmus von Venningen von 1569 bis zu seinem Tode 1589 Obervogt in
Neuenbürg im Schwarzwald, also nur 20 (nicht 30) Jahre. Er residierte außer in Neidenstein auch auf Burg Königsbach bei
Pforzheim, wo Bauinschriften von 1551 und 1586 von seiner Bautätigkeit zeugen.
4) Conrad von Venningen (f 1532) war Badischer Landeshofmeister, vermählt mit Ursula von Hirschhorn. - Vgl. auch Hum-
bracht Taf. 142.
5) Siguna von Frundsberg stammte aus der zweiten Ehe des Georg von Frundsbcrg mit Anna Gräfin von Lodron.
6) Der Verfasser bezieht sich hier auf die zahlreichen Kriegstaten des Georg von Frundsbcrg im Dienste des Reichs zur Ver-
teidigung der Herrschaft der Habsburger in Italien; vgl. A.Reissner, Historia unnd warhafftige Beschreibung von Herrn Geor-
gen von Frundsberg ... Kricgsthaten. Frankfurt 1568. fiirrim Mcrgeriam vermutlich keine Ortsbezeichnung, sondern ein strate-
gisch wichtiger Vorratsturm o.ä., vgl. Du Cangc V 327.
7) Nach dem Tode Georg von Frundsbergs (1528) heiratete Anna Gräfin von Lodron in zweiter Ehe Erasmus Erbschenk von
Limburg.
8) Insubros = Umschreibung für Mailand; Ausonios = Umschreibung für Italien.
9) Vgl. nrr. 323, 324.
10) DI. XII (Heidelberg) nr. 383.
KdmBadcn VIII 1, 85. - Kolb, LexikonBaden II 306.
326
Michelfeld, Friedhof
ihn
Grabstein des David Heusser. Zur Zeit der Bearbeitung nicht aufgestellt, sondern provisorisch an die
Wand der Fricdhofskapelle gelehnt. Platte aus grauem Sandstein, im oberen Drittel Porträtbüste eines
Mannes in geistlicher Tracht mit Buch, darunter Rollwerktafel. Inschriften über dem Kopf der Büste (A),
auf der Rollwerktafel in 12 Zeilen (B), Umschrift (C). Die ganze Platte sehr stark verwittert und in wei-
ten Partien abblätternd.
H. 170 cm, B. 86 cm, Bu. 5 cm (Umschrift), 2 cm (Tafel). - Kapitalis.
A [ICH LEB SO LANG ALS MEIN / HERR GOTT WILL] VNDWART
[BIS ER MIR / MACHT MEIN] ZIL DAS ICH [SOLL SCHEIDEN] /
VON DISERWELT [SOLL MICH NICHT HIND]/ERN GVT NO[CH
GELT DEN ICH / STERB] AVF MEIN HERR [CHRIST DER MEIN
TROST / VND] LEBEN IST
B ZV PFAFFENHO[VENWARD GEBOR]/ERN VOR UNGEFER[LICH SIE-
BENZIG JAREN PFARRHERR] / ALHIE DAVIT HEVSSER ALS ZV BOH-
NA VND [BINIG ER] / ACHT JAHR IN SCHV[LEN REGIERT GEN
MICHELFELD] /WART BROMOVIR[T INS CREICHGAW ZV EIN]/
EM BREDIGER VNDERN GE[MMINGER] DA GOT/TESWORT LAVTER
VND CLAR [VIERTZIG VIER JAR] /GELEHRT BIS IN GOT AVS
|PENT IN] SEINEM / PREDIGT AMPT [IM JAR SECHS HVNDERT
VND] / ELFF ALS CHRISTI GEBORTSTAG WART / EBEN DEN 25.
DECEMBER DEN GOT AM JVNGST/EN TAG AVFFERWECKEN ZVR
FREIT VND IM SEIN SVND ZVDECKEN [ZVR EWGEN SELIGKEIT]
204
auf seinen Tod sind so allgemein-rhetorisch gehalten, daß sie dieser Annahme nicht widersprechen, eine
solche Formulierung konnte durchaus noch zu Lebzeiten erfolgen. Und anderseits würde eine Abfassung
etwa um 1580/90 die knappe Erwähnung der Person Ottheinrichs von Venningen - sieht man von seinen
Bildungsreisen ab - erklären.
Die Schrift widerspricht einem Ansatz in das vorletzte Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts nicht. Die Tafel
wurde vermutlich in einer Heidelberger Werkstättc angefertigt; vergleichbar ist die Gedenktafel für den
Theologen Friedrich Wiedebram in der Heidelberger Peterskirche10). Auch die sehr korrekten und ge-
wandten 25 Distichen dürften Auftragsarbeit aus gelehrten Heidelberger Kreisen sein.
a) So statt INDIGENVM.
b) So statt SIGNIS.
c) Richtig wohl INSIGNE
x) Erasmus von Venningen war Marschall des Pfalzgrafen (späteren Kurfürsten) Friedrichs II. und Begleiter auf dessen Reisen
nach Frankreich u. Spanien; vgl. H.L.Thomas, Annalium de vita et rebus gestis illustrissimi principis, Fridcrici II. electoris
palatini, libri XIV. Francofurti 1624.
2) Erasmus von Venningen war orthodoxer Lutheraner, führte schon 1522 die Reformation auf seinen Besitzungen ein und
wurde 1561 von seinem Amt als Hofrichter entsetzt: Press, Calvinismus S. 231. - Krebs nr. 2845.
3) Nach Pfeilsticker, WürttDiencrbuch nr. 2654 war Erasmus von Venningen von 1569 bis zu seinem Tode 1589 Obervogt in
Neuenbürg im Schwarzwald, also nur 20 (nicht 30) Jahre. Er residierte außer in Neidenstein auch auf Burg Königsbach bei
Pforzheim, wo Bauinschriften von 1551 und 1586 von seiner Bautätigkeit zeugen.
4) Conrad von Venningen (f 1532) war Badischer Landeshofmeister, vermählt mit Ursula von Hirschhorn. - Vgl. auch Hum-
bracht Taf. 142.
5) Siguna von Frundsberg stammte aus der zweiten Ehe des Georg von Frundsbcrg mit Anna Gräfin von Lodron.
6) Der Verfasser bezieht sich hier auf die zahlreichen Kriegstaten des Georg von Frundsbcrg im Dienste des Reichs zur Ver-
teidigung der Herrschaft der Habsburger in Italien; vgl. A.Reissner, Historia unnd warhafftige Beschreibung von Herrn Geor-
gen von Frundsberg ... Kricgsthaten. Frankfurt 1568. fiirrim Mcrgeriam vermutlich keine Ortsbezeichnung, sondern ein strate-
gisch wichtiger Vorratsturm o.ä., vgl. Du Cangc V 327.
7) Nach dem Tode Georg von Frundsbergs (1528) heiratete Anna Gräfin von Lodron in zweiter Ehe Erasmus Erbschenk von
Limburg.
8) Insubros = Umschreibung für Mailand; Ausonios = Umschreibung für Italien.
9) Vgl. nrr. 323, 324.
10) DI. XII (Heidelberg) nr. 383.
KdmBadcn VIII 1, 85. - Kolb, LexikonBaden II 306.
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Michelfeld, Friedhof
ihn
Grabstein des David Heusser. Zur Zeit der Bearbeitung nicht aufgestellt, sondern provisorisch an die
Wand der Fricdhofskapelle gelehnt. Platte aus grauem Sandstein, im oberen Drittel Porträtbüste eines
Mannes in geistlicher Tracht mit Buch, darunter Rollwerktafel. Inschriften über dem Kopf der Büste (A),
auf der Rollwerktafel in 12 Zeilen (B), Umschrift (C). Die ganze Platte sehr stark verwittert und in wei-
ten Partien abblätternd.
H. 170 cm, B. 86 cm, Bu. 5 cm (Umschrift), 2 cm (Tafel). - Kapitalis.
A [ICH LEB SO LANG ALS MEIN / HERR GOTT WILL] VNDWART
[BIS ER MIR / MACHT MEIN] ZIL DAS ICH [SOLL SCHEIDEN] /
VON DISERWELT [SOLL MICH NICHT HIND]/ERN GVT NO[CH
GELT DEN ICH / STERB] AVF MEIN HERR [CHRIST DER MEIN
TROST / VND] LEBEN IST
B ZV PFAFFENHO[VENWARD GEBOR]/ERN VOR UNGEFER[LICH SIE-
BENZIG JAREN PFARRHERR] / ALHIE DAVIT HEVSSER ALS ZV BOH-
NA VND [BINIG ER] / ACHT JAHR IN SCHV[LEN REGIERT GEN
MICHELFELD] /WART BROMOVIR[T INS CREICHGAW ZV EIN]/
EM BREDIGER VNDERN GE[MMINGER] DA GOT/TESWORT LAVTER
VND CLAR [VIERTZIG VIER JAR] /GELEHRT BIS IN GOT AVS
|PENT IN] SEINEM / PREDIGT AMPT [IM JAR SECHS HVNDERT
VND] / ELFF ALS CHRISTI GEBORTSTAG WART / EBEN DEN 25.
DECEMBER DEN GOT AM JVNGST/EN TAG AVFFERWECKEN ZVR
FREIT VND IM SEIN SVND ZVDECKEN [ZVR EWGEN SELIGKEIT]
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