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Zahn, Peter; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 90 = Münchener Reihe, 16. Band, Nürnberg, Teilband 3,1) (1609-1650) — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.57583#0013
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tionen zur sozialen Zugehörigkeit möglichst vieler der in den Inschriften genannten Personen zu ge-
ben. Auch in diesem Band kommt die Mehrzahl aus den bürgerlichen und handwerklichen Schichten
der Reichsstadt, wobei die Kaufleute und die Besitzer von Manufakturbetrieben eine deutliche Mehr-
heit bilden. Letztere benennen sich meist noch nach ihren Handwerksberufen. Die in den Inschriften
vorkommenden Mitglieder des Genanntenkollegiums („Nominati“), aus dem die vorwiegend nicht-
patrizischen Bürger auch für untergeordnete Ämter im Rahmen der Selbstverwaltung der Reichsstadt
herangezogen werden konnten, nehmen seit Beginn des 17. Jahrhunderts besonders zu. In den Fällen,
bei denen Beruf oder soziale Zugehörigkeit bereits aus dem Inschriftentext oder aus den beige-
fügten Attributen ablesbar war, konnte aus arbeitsökonomischen Rücksichten auf weitere Nachfor-
schungen verzichtet werden. (Siehe hierzu unten 5.Berufsgruppen.)
Den Schluß jeder Nummer bilden die Nachweise der Quellen, der Literatur zur Inschrift und
der Abbildungen.

2. Historischer Überblick*
Für den historischen Überblick zur St.Johanniskirche, der Holzschuherkapelle, dem St.Johannis-
friedhof, dem St. Rochusfriedhof mit der Rochuskapelle (Imhoffkapelle,) und dem Friedhof der Vor-
stadt Wöhrd gilt unverändert das in Band III S. VIII—XVII Gesagte.
Der Plan der schwedischen Befestigungen von 1632 macht deutlich, warum die Friedhöfe St.Jo-
hannis und St. Rochus mit ihren Bauten auch im Dreißigjährigen Krieg geschützt waren.1)
Schon im Zweiten Markgrafenkrieg 1552 waren die Friedhöfe bereits innerhalb der 1449 im Ersten
Markgrafenkrieg als äußere Befestigungslinie der Stadt angelegten Landwehr gelegen, über welche die
Nürnberger Mauerbatterien hinausreichen konnten.2) Als während des Spanischen Erbfolgekrieges im
Mai—Juni 1703 die Gefahr einer Beschießung der Stadt akut wurde, ließ der Rat die alten Befesti-
gungen aus dem Dreißigjährigen Krieg ausbessern und auf der Stadtmauer Batterieplattformen errich-
ten, zusätzlich zu den bereits bestehenden auf den Türmen, Zwingern und Basteien und in den Schan-
zen vor dem Graben.3)
Der Wöhrder Friedhof hatte kein so günstiges Schicksal: er war 1529 von der Kirche des Marktes
Wöhrd vor die Mauern nach Osten verlegt worden. Seit dem großen Sterben von 15334) mußten auf
ihm alle Bewohner der Nürnberger Altstadt östlich des Inneren Läufer Torturmes, d. h. östlich der
heutigen Linie Grübelstraße-Landauergasse-Webersplatz bestattet werden. Als Markgraf Albrecht
von Brandenburg-Ansbach im Zweiten Markgrafenkrieg am 17. Mai 1552 sein Lager am Rechenberg
errichtete, brannten die Nürnberger nach schwerem Entschluß den Markt Wöhrd nieder. Tags darauf
legte der Markgraf beim Friedhof eine gewaltige Schanze für sein Geschütz an. Der Markt wurde nach
dem Krieg nur langsam wieder besiedelt, erhielt erst 1564 seinen eigenen Pfarrer zurück. Gugels Inven-
tar von 1682 nennt für den Friedhof nur wenige Epitaphien aus der Zeit vor 1560, stärker belegt wurde
er wieder gegen Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts. In den Jahren 1632/34 wurden viele
an der Pest und den Kriegshandlungen gestorbene Offiziere schwedischer Regimenter auf dem Fried-
hof und in der Wöhrder St. Bartholomäuskirche beerdigt.5)

* Für den folgenden historischen Überblick wird auf Band II (DI 68) verwiesen, wo der topografische Teil
ausführlich dargestellt ist.
J Franz Willax, Die Befestigungsanlagen Gustav Adolfs von Schweden um Nürnberg 1632, In: MVGN 82
(1995) S. 185-235; Hans Helmut Kappel, Nürnberger Land in Not. Der Dreißigjährige Krieg.Treuchtlingen, Ber-
lin 2005.
2) Ernst Mummenhoff, Die Nürnberger Landwehr, in: Aufsätze und Vorträge zur Nürnberger Ortsgeschichte,
Nürnberg (1931) S. 105-127; Stadtlexikon Nürnberg (2000) S. 612 Art. „Landwehr“; „Nürnberg mit der Land-
wehr“. Plan von Hans Bien, um 1630 (Stadtarchiv Nürnberg Signatur A 4 /Nr. 348 (Schiermeier, Stadtatlas Nürn-
berg (2006) Abb. S. 23).
3) Franz Willax, Die Nürnberger Mauerbatterien, In: MVGN 76 (1989) S. 345 — 347.
4) Siehe unten Tabelle 30.
5) Schwemmer, Aus der Vergangenheit der Vorstadt Wöhrd (1931) S. 29 f. (Namen der schwedischen Offi-
ziere); Kdm 10 (1977) S. 486; Zur Kupferstich-Ansicht von C. M. Roth, „Amt und Vorstadt Wöhrd“ (1750) siehe
DI 68 Abb. 157; zum Ausschmtt „Wöhrder Friedhof1 aus dem Plan der Stadt Nürnberg (1888) siehe DI 68
Abb. 158.- Neuerdings wurde das Totengräberhaus als Bau aus dem Jahr 1529 erkannt: H. May, Das Totengräber-
haus, in NAB 35 (2010) S.71 —86.

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