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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0041
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3. Deudsche messe und ordnung gottis diensts. 1526.

13

heist an Jesum Christ seinen son gleuben ? Ant-
wort: Es heist, wenn das herze gleubt, das wir
alle verlorn weren ewiglich, wo Christus nicht fur
uns gestorben were etce. Also auch in den
zehen geboten mus man fragen, Was das erst,
das ander, das dritte und andere gebot deuten.
Solche fragen mag man nemen aus dem unsern
betbuchlin, da die drei stuck kurz ausgelegt sind,
oder selbs anders machen, bis das man die ganze
summa des christlichen verstands in zwei stucke
als in zwei secklin fasse im herzen, wilchs
sind glaube und liebe. Des glauben secklin habe
zwei beutlin; in dem einem beutlin stecke das
stuck, das wir gleuben, wie wir durch Adams
sunde alzumal verderbt, sunder und verdampt
sind, Ro. 5. Psal. 50. Im andern stecke das stuck-
lin, das wir alle durch Jesum Christ von solchem
verderbten, sundlichem, verdampten wesen erlöset
sind, Ro. 5. Joh. 3. Der liebe secklin habe auch
zwei beutlin. In dem einen stecke dis stucke,
das wir iderman sollen dienen und wolthun, wie
uns Christus than hat. Ro. 13. Im andern
stecke das stucklin, das wir allerlei böses gerne
leiden und dulden sollen.
Wenn nu ein kind beginnet solchs zu be-
greifen, das mans gewene, aus den predigeten
sprüche der schrift mit sich zu bringen und den
eltern aufzusagen, wenn man essen will uber-
tische, gleich wie man vorzeiten das latin auf
zusagen pfleget, und darnach die sprüche in die
secklin und beutlin stecken, wie man die pfennige
und grossen oder gulden in die taschen steckt.
Als des glaubens secklin sei das gulden secklin ;
in das erste beutlin gehe diser spruch. Ro. 5.
'An eines einigen sunde sind sie alle sunder und
verdampt worden'; Und der Psal. 50. ‘Sihe in
sunden bin ich empfangen, und in unrecht trug
mich meine mutter’. Das sind zween reinische
gulden in das beutlin. In das ander beutlin
gehen die ungerischen gulden, als diser spruch.
Ro. 5. ‘Christus ist fur unser sund gestorben und
fur unser gerechtikeit auferstanden’; Item
Johan. 3. 'Sihe das ist gottis lamb, das der welt
sunde tregt’. Das weren zween gute ungerische
gulden in das beutlin. Der liebe secklin sei
das silberne secklin. In das erste beutlin gehen
die sprüche vom wolthun, als Gal. 4. ‘Dienet
unternander in der liebe’. Matth. 25. ‘Was
ihr einem aus meinen gerinsten thut, das habt
ihr mir selbs gethan’. Das weren zween silbern
groschen in das beutlin. In das ander beutlin
gehe dieser spruch Matt. 5. ‘Selig seit ihr, so
ihr verfolget werdet umb meinen willen’. Ebre. 12.
‘Wen der herr liebet, den züchtiget er. Er
steupt aber einen iglichen son, den er auf nimpt’.
Das sind zween schreckenberger in das beutlin.
Und las sich hie niemand zu klug dunken und

verachte solch kinderspiel. Christus, da er men-
schen zihen wolte, muste er mensch werden.
Sollen wir kinder ziehen, so mussen wir auch
kinder mit ihn werden. Wolt got, das solch
kinderspiel wol getrieben wurde; man solt in
kurzer zeit grossen schatz von christlichen leuten
sehen, und das reiche seelen in der schrifft und
erkentnis gottis wurden, bis das sie selbs diser
beutlin als locos communes mehr machten und die
ganze schrift drein fasseten; sonst gehets teglich
zur predigt, und gehet wider davon, wie es hin-
zu gangen ist. Denn man meinet, es gelte nichts
mehr denn die zeit zu hören, gedenkt niemant
etwas davon zu lernen oder behalten. Also höret
manchs mensch drei, vier jar predigen und lernt
doch nicht, das auf ein stuck des glaubens kund
antworten, wie ich teglich wol erfare. Es steht
in buchern gnug geschrieben. Ja, es ist aber
noch nicht alles in die herzen getrieben.
Von dem gottis dienst.
Weil alles gottis diensts das grössist und
furnemst stuck ist gottis wort predigen und leren,
halten wirs mit dem predigen und lesen also.
Des heiligen tags oder sontags lassen wir
bleiben die gewonlichen epistel und evangelia
und haben drei predigt. Frue umb funfe oder
sechse singet man etliche psalmen als zur metten.
Darnach predigt man die epistel des tages, aller
meist umb des gesindes willen, das die auch ver-
sorget werden und gottis wort hören, ob sie ja
in andern predigeten nicht sein kunden. Dar-
nach ein antiphen und das Tedeum laudamus
oder Benedictus umb einander mit einem Vater
unser, Collecten und Benedicamus domino. Unter
der messe umb acht oder neune predigt man das
evangelion, das die zeit gibt durchs jar. Nach
mittage unter der vesper fur dem Magnificat pre-
digt man das alte testament ordentlich nach-
einander. Das wir aber die episteln und evan-
gelia nach der zeit des jars geteilet, wie bis her
gewonet, halten, ist die ursach: Wir wissen nichts
sonderlichs in solcher weise zu tadeln. So ists
mit Wittemberg so gethan zu diser zeit, das viel
da sind, die predigen lernen sollen an den orten,
da solche teilung der episteln und evangelia noch
geht und villeicht bleibt. Weil man denn mag
den selbigen damit nütze sein und dienen on
unser nachteil, lassen wirs so geschehen; damit
wir aber nicht die tadeln wollen, so die ganzen
bucher der evangelisten fur sich nemen. Hie mit,
achten wir, habe der leie predigt und lere gnug;
wer aber mehr begerd, der findet auf andere
tage gnug.
Nemlich des montags und dinstags frue ge-
schihet eine deudsche lection von den zehen ge-
boten, vom glauben und vater unser, von der taufe
 
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