Visitation 1554 und folgende Jahre.
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In einer sehr interessanten Eingabe vom Jahre 1551 (Weimar Ji. Nr. 2261) machten
Johannes Grau, Johannes Stoltz, Johannes Aurifaber, Caspar Müller und Nikolaus Dischinger
als „verordnete Examinatoren und ordinirende Geistliche zu Weimar“ den Herzog auf eine Reihe
von Gebrechen aufmerksam, die ihnen betreffs der Ordination und der Anstellung der Geistlichen
entgegengetreten seien. In einem wichtigen Reskripte an die Superintendenten des Landes vom
23. Oktober 1551 gab der Herzog Johann Friedrich der Mittlere die Berechtigung dieser Klagen
zu und gelobte Abhülfe. Dasselbe ist im Konzepte erhalten in Weimar. Ji. Nr. 2261, und lautet:
„Unsern gruess zuvor erwirdiger lieber andechtiger, nachdeme ir wisset, das seder unsers
genedigen und frundlichen liben hern und vaters erbermlichen niderlage und dorauf ervolgeten
voranderunge das examen und di ordination derjenigen halben, die sich zum predigt amt haben
begebenn wollen durch die erwirdigen und wirdigen unsere lieben andechtigen den pfarrer unsere
hoffprediger und caplan alhier zu Weimar gehalten worden und weiter gehalten werden solle,
so haben sie uns etzliche artickel durch ein schrieft undertheniglich furbringen lassen, die inen
auch der gewissen halben beschwerlich.
Und zum ersten, das oftmals sehr junge leute zu dorfpfarrern erwhelet und inen furder
zu examinirn und zu ordinirn zugeschickt wurden, welicher jugent die bauern und andere her-
nacher missbraucht auch irer der pfarrer lere und straffpredigten irer jugent halben vorachtt,
zu dem das die pfarrer selbst sich allerlei leichtfertigen ergernus understunden, darumb billich
were, das soliche junge leute noch ein zeit lang weiter studirten und einen bessern grund im
predigt amt legten auch ein bequem alter erlangten ehr sie sich zu solichem hohen wergk alss
einem pfarher begeben theten, do sie aber neben ainem pfarrer diacones [sic!] sein solten, so
het es auch seinen wegk.
Zum andern so wurden inen auch sunsten ungeschickte personen presentirt, auch wol
an wissen der superattendenten. Do nu dieselben solten remittirt werden, so wurde sich allerlei
furbiet und clagen erheben, in dem das es von denen, welche soliche personen presentirt, dor-
fur wurde geachtet werden, als beschehe inen solichs zuwider und sonderlichem vordriss. Solichs
aber zu vorhueten und abezuwenden, so wolt vonnoten sein, das di beruefenen zwen ader drei
malh von iren superattendenten zuvor aufs vleissigste examinirt und verhort, und do sie fur
tuchtigk gehalten alsdan mit sein des superattendenten auch des lehenhern und der gemeine
zeugnus anher gein Weimar zur ordination geschickt wurden, so kont volgend dorinnen mit
soviel dester besserm gewissen procedirt werden.
Zum dritten so solten die beruefenen drei tage fur dem examen anher gein Weimar
komen, domit gedachter pfarrer, unsere hofprediger und die caplanen sich der zeit des examens
vorgleichen, auch erfaren mochten, ob sie zum predigt amt geschickt, dann sie am freitag zuvor
alhier ein predigt thun solten von der materia, die inen wurde furgetragen werden, jedoch musten
die beruefenenn uf der gemeine zerung und chosten geschickt werden, domit sie so lange alhier
vortziehenn kundten.
Zum vierdten so solt alwege in vier wochen ein malh die ordination, so leute vorhanden
gehalten werden, nemlich den negsten suntag nach den calenden, ausgenomen ostern und pfing-
sten, do die zeit uber acht tage, auch circumcisionis domini, do solicher tag auf den freitag,
sonnabend oder sontag gefiele, die zeit ingleichnus auch uber acht tage solt verschoben werden.
Zum funften so solt auch keiner von seinem superattendenten zur ordination gefordert
werden, er hette den zuvor uffs wenigste eine eigene deutsche biblien und postillen doctoris
Marthini seliger, dann in mangel derselben zeugeten sie die hernacher selten und langksam.
Uber das weren ir auch viel die soliche kleider trugen, die dem ministerio ergerlich, als solten
di berueffenen zuvor einen ehrlichen rock und kein zurschnitten kleid haben, ehr sie anher
geschickt wurden, domit sich der kleidung halben, wie doch bisher zu etzlichen malhen gescheen,
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In einer sehr interessanten Eingabe vom Jahre 1551 (Weimar Ji. Nr. 2261) machten
Johannes Grau, Johannes Stoltz, Johannes Aurifaber, Caspar Müller und Nikolaus Dischinger
als „verordnete Examinatoren und ordinirende Geistliche zu Weimar“ den Herzog auf eine Reihe
von Gebrechen aufmerksam, die ihnen betreffs der Ordination und der Anstellung der Geistlichen
entgegengetreten seien. In einem wichtigen Reskripte an die Superintendenten des Landes vom
23. Oktober 1551 gab der Herzog Johann Friedrich der Mittlere die Berechtigung dieser Klagen
zu und gelobte Abhülfe. Dasselbe ist im Konzepte erhalten in Weimar. Ji. Nr. 2261, und lautet:
„Unsern gruess zuvor erwirdiger lieber andechtiger, nachdeme ir wisset, das seder unsers
genedigen und frundlichen liben hern und vaters erbermlichen niderlage und dorauf ervolgeten
voranderunge das examen und di ordination derjenigen halben, die sich zum predigt amt haben
begebenn wollen durch die erwirdigen und wirdigen unsere lieben andechtigen den pfarrer unsere
hoffprediger und caplan alhier zu Weimar gehalten worden und weiter gehalten werden solle,
so haben sie uns etzliche artickel durch ein schrieft undertheniglich furbringen lassen, die inen
auch der gewissen halben beschwerlich.
Und zum ersten, das oftmals sehr junge leute zu dorfpfarrern erwhelet und inen furder
zu examinirn und zu ordinirn zugeschickt wurden, welicher jugent die bauern und andere her-
nacher missbraucht auch irer der pfarrer lere und straffpredigten irer jugent halben vorachtt,
zu dem das die pfarrer selbst sich allerlei leichtfertigen ergernus understunden, darumb billich
were, das soliche junge leute noch ein zeit lang weiter studirten und einen bessern grund im
predigt amt legten auch ein bequem alter erlangten ehr sie sich zu solichem hohen wergk alss
einem pfarher begeben theten, do sie aber neben ainem pfarrer diacones [sic!] sein solten, so
het es auch seinen wegk.
Zum andern so wurden inen auch sunsten ungeschickte personen presentirt, auch wol
an wissen der superattendenten. Do nu dieselben solten remittirt werden, so wurde sich allerlei
furbiet und clagen erheben, in dem das es von denen, welche soliche personen presentirt, dor-
fur wurde geachtet werden, als beschehe inen solichs zuwider und sonderlichem vordriss. Solichs
aber zu vorhueten und abezuwenden, so wolt vonnoten sein, das di beruefenen zwen ader drei
malh von iren superattendenten zuvor aufs vleissigste examinirt und verhort, und do sie fur
tuchtigk gehalten alsdan mit sein des superattendenten auch des lehenhern und der gemeine
zeugnus anher gein Weimar zur ordination geschickt wurden, so kont volgend dorinnen mit
soviel dester besserm gewissen procedirt werden.
Zum dritten so solten die beruefenen drei tage fur dem examen anher gein Weimar
komen, domit gedachter pfarrer, unsere hofprediger und die caplanen sich der zeit des examens
vorgleichen, auch erfaren mochten, ob sie zum predigt amt geschickt, dann sie am freitag zuvor
alhier ein predigt thun solten von der materia, die inen wurde furgetragen werden, jedoch musten
die beruefenenn uf der gemeine zerung und chosten geschickt werden, domit sie so lange alhier
vortziehenn kundten.
Zum vierdten so solt alwege in vier wochen ein malh die ordination, so leute vorhanden
gehalten werden, nemlich den negsten suntag nach den calenden, ausgenomen ostern und pfing-
sten, do die zeit uber acht tage, auch circumcisionis domini, do solicher tag auf den freitag,
sonnabend oder sontag gefiele, die zeit ingleichnus auch uber acht tage solt verschoben werden.
Zum funften so solt auch keiner von seinem superattendenten zur ordination gefordert
werden, er hette den zuvor uffs wenigste eine eigene deutsche biblien und postillen doctoris
Marthini seliger, dann in mangel derselben zeugeten sie die hernacher selten und langksam.
Uber das weren ir auch viel die soliche kleider trugen, die dem ministerio ergerlich, als solten
di berueffenen zuvor einen ehrlichen rock und kein zurschnitten kleid haben, ehr sie anher
geschickt wurden, domit sich der kleidung halben, wie doch bisher zu etzlichen malhen gescheen,