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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0202
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174

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

andern in der musica geübet werden. Darnach,
sol man ihnen exponiren Virgilium. Wenn der
Virgilius aus ist, mag man ihnen Ovidii metamor-
phosin lesen. Abends, officia Ciceronis, oder
epistolas Ciceronis familiares.
Morgens sol Virgilius repetirt werden, und
man sol zu ubung der grammatica, constructiones
foddern, decliniren und anzeigen die sonderliche
figuras sermonis.
Die stunde vor mittag, sol man bei der gram-
matica bleiben, damit sie darin sehr geübet werden.
Und wenn sie etymologiam und syntaxes wol
künden, sol man ihnen metricam fürlegen, dadurch
sie gewenet werden, vers zu machen, denn die

selbige ubung ist sehr fruchtbar, anderer schrift
zu verstehen, machet auch die knaben reich an
worten, und zu vielen sachen geschickt.
Darnach, so sie in der grammatica genugsam
geübet, sol man die selben stunde zu der dialectica
und rhetorica gebrauchen. 1
Von dem andern und dritten haufen sollen
alle wochen ein mal schrift, als epistolas oder
vers, ‘ gefoddert werden.
Es sollen auch die knaben dazu gehalten
werden, das sie lateinisch reden, und die schul-
meister sollen selbs, so viel müglich, nichts denn
lateinisch mit den knaben reden, dadurch sie auch
zu solcher ubung gewonet und gereizt werden.

Berichtigung: Der Text der Ausgabe Luther’s von 1538 nach dem Drucke, Wittenberg, Haus Lufft 1538, weist im Verhältnisse zu
dem oben benutzten Drucke Abweichungen auf. Darnach haben fortzufallen die Anmerkungen: S. 157 Spalte 1 Anm. 1, S. 161 Sp. 2 Anm. 3, S. 162
Sp. 1 Anm. 5, S. 165 Sp. 2 Anm. 3. Ausserdem .muss es heissen: S. 163 Sp. 1 Anm. 3 Z. 7 „haben“ statt „huben“; Z. 10 „zu vor so sie“ statt
„zuvor sie“; S. 163 Sp. 2 Anm. Z. 9 „solchs“ statt „solch“; Z. 43 „doch seue“ statt „sie doch seue“, „heilthum“ statt „heiligthum“; S. 168 Sp. 2
Anm. 2 „erldert“ statt „verkleret“.

4. V.O. betr. Ankündigung der Visitation vom 6. September 1528.
[Druck: Gotha St.A. K.K. 2. vol. I. Nr. 41. Vgl. oben S. 40 Z. 32.]

Von gots gnaden Johanns herzog zu
Sachsen und churfürst etc.
Allen und iglichen unsern ambtleuten, und
schossern. Lieben rät und getreuen. Wiewol der
almechtige gott aus grundloser güte und barm-
herzigkeit sein heilwertigs wort und evangelium
unser erlösung und seligkait, in diesen letzten
gezeiten, wiederumb lauter und clar an tag ge-
geben , welchs nuhe auch fast in unsern stetten,
ambten, flecken, und dörfern, unser chur- und
furstenthumben und landen des merenthails wie
berurt lauter und rein geprediget, auch ceremonien
denselben gemess gehalden und geübt werden, so
befinden wir doch das an etlichen, wie wol den
wenigsten ortern so uns zum thail, ader den
unsern vom adel und andern zustendig, daran
noch mangel und sunst unrichtigkeiten furstehen.
Wann wir dann aus dem und sunst anderm christ-
lichen bedenken und ursachen furgenomen etzliche
der unsern von rethen und gelerten in berurte
unser chur- und furstenthumbe und land umb-
zuschigken, derselbigen gebrechen und mangel'
halben und was denen anhengig, erkundung, und
vormüge unsers gegeben bevelchs, einsehung zu
haben, und darauf vorsehung zu thun, begeren
wir, eur ieder wolle, kraft dieser unser schrieft
auf zeit und malstadt, so dieselben unsere rethe
und vorordente einem itzlichen durch ihr schreiben
ansetzen und benennen werden, sampt allen denen
vom adel, so auf eines jeden ambts schrieft sitzen,
desgleichen den pröbsten, pfarrern, predigern, und
andern belehenten priestern, tomphern, verwaltern,
und vorstehern der stifte und clöster, auch schul-
tessen, heimbürgen, und richtern der gemeinden,

so er ambts und ein jeder vom adel seines gebiets
halben zu erfordern hat, die wir inen hiemit zu
erfordern, bevelhen, ans aussenpleiben, zu inen
komen, und erscheinen geschickt, der pfarren ge-
widembt einkomen und zugehörigen guter, beweg-
lich und unbeweglich, auch aller vicarien lehen
und commenden, zu deme der probst, pfarrer,
prediger, caplanen, und anderer belehenten priester,
irer lare predigten, geschickligkeit, ader nit, wesens
und haltens; ob der personen, so zur seelsorge not-
turftig an einem jeden orte genug, und ob etliche
unter euch fur sich selbs auch denen vom adel,
burgern und einwohnern, besessen ader unbesessen,
desgleichen ledigen handwerks gesellen, ein jeden
orts der sacrament halben ader sunst irthumbs im
glauben vordechtig, und also secten undereinander
weren ader nit, was zu seelgerethe, vigilien, seel-
baden, begengknüssen, zu messen, bruderschaften,
kalenden, commenden, salve und dergleichen stif-
tungen und was sunst, uber das keinerlei aus-
geschlossen auch an clenodien, zu milden sachen,
verordent, wes sich solcher geistlichen lehen und
stiftungen verledigt, was dieselbigen zugehoriger
guter, gebeude, zinse, und andere nutzung gehabt,
wem berurte lehen jedes orts zuvorleihen geburen,
und biss anhere zustendig gewest, wer der vor-
ledigten zinse mitlerweile eingenomen, wohin die
gewandt, wievil derselben noch unvorledigt sein,
ob sich der jemants selbweltig underzogen; wievil
dorfer einer jedem pfarren ader commenden in-
corporirt, ob die darzu gelegen ader entlegen,
wie es mit den spitalgütern gehalten wirdet; und
umb solchs alles mit einem jeden fur sich selbs
auch eins itzlichen gebiets und orter gestalt und
gelegenheit hat, grundlichen bericht, beschied und
 
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