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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0233
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13. Constitution und artikel des geistlichen consistorii zu Wittemberg. 1542.

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kirchspielen und gemeinden thun halten, vom
heupt auf die glieder, idoch das den personen
allerseits eingebunden würde, wie wir auch inen,
für uns, aus fürstlicher gewalt, einbinden, das sie
solche mengel, offentliche laster und ergernus, auf
der commissarien, superattendenten, und notarien
vermanung, bei iren pflichten, damit sie uns, oder
andern iren emptern verwand, treulich und one
gefahr, anzeigen und berichten sollen, und nie-
mands zu unschulden beschweren, auch hinwider,
in dem niemands verschonen, solchs berichten soll
der notarius aufzeichnen, und darauf die com-
missarien ex officio, wider die diffamirten pro-
cediren. Es soll auch solcher bericht für ein solche
denunciation gehalten werden, wie vorhin in
kirchen, als canonica generalis et pub. de peccato
corrigendo, das darauf dem berüchtigten oder ver-
dechtigen eine purgation, auf seine verneinung,
auferlegt müge werden, jedoch nach ermessung
der gelegenheiten, und grösse der delicten, ob
derhalben weiter inquisition zu thun, oder ander
beweisung von nöten, in welchem fall die de-
nuncianten alleine, oder neben in andere zu dem
zeugnus erfordert sollen werden. Was aber in
der visitation gefragt werden soll, wird hernach
gemeldet.
Welche stedte aber und dörfer dem stuel
uber ein tagreise entlegen, sollen die commissarien
iren notarium in die superattendenz schicken, in
das ampt, so darzu am besten gelegen, das da
hinein auf sechs meilen, im umbkreis, stedte und
dörfer, mügen bescheiden werden. Und soll der
superattendent desselben orts, neben dem ampt-
man, oder dem schösser und notario, die umb-
ligenden flecken und dörfer, auch innerhalb sechs
meilen die personen, wie itzt berürt, mit den
andern superattendenten, daraus zu erfordern
haben, und mit demselben, visitation, und inqui-
sition, dermassen auch halten.
Dem notario sollen unser amptleute oder
schösser, für ire personen futer und mal geben,
so lange sie des orts bleiben.
Die superattendenten aber sollen zu der reise
mit pferden und kost, von dem gemeinen kasten,
ires superattendenz, hin und herwider, versorgt
werden, nach gemeiner anlag.
Gedechten aber auch die commissarien, das
die umbschickung des notarien auf die weise, als
nehest oben berürt, zu viel zeit erfordern möchte,
und das derhalben die visitation zu schwer, und
unrichtig fürfallen möchte, so sollen sie macht
haben, den superattendenten in ire stedte zu
schreiben, und befehlen, das sie selbs, jeder so
weit er befehlich hat, die pfarherrn und richter,
zwei mal im jar, zu sich erfordern, und erkunden,
was von ehebruch und andern lastern, davon oben
und hernach ermeldet, rüchtig, und der pfarherr

und kirchendiener, ihrer lehr, und lebens halben,
mangels, und das sie den consistorien dasselb
neben dem, wie es allenthalben, von einem halben
jar zum andern, fürgefallen, und wie es mit den
schulen und gemeinen kasten stehe.
Und was als denn der superattendent neben
dem notario, pastore, und etlicher ort, dem rat,
besseren kan, das sie solchs thun, was aber weiters
rats bedarf, das soll der notarius oder super-
attendens, dem consistorio anzeigen, weiter zu be-
denken, was derhalben zu thun sei.

Artikel der inquisition.
Erstlich, sol vom notario in den sedibus, oder
superattendenten, dahin er geschickt, gefragt
werden, was der pfarherr lere, und wie er mit
seinem leben und eusserlichen wandel den leuten
ein gut exempel für trage.
Zum andern, wie er sich gegen der kirche
stelle, mit reichung der sacrament, und mit andern
cäremonien, ob er ein hund sei der nicht belle,
wie Esaias am 56. spricht, und helfe den leuten
ire sünde zudecken, und strafe sie nicht.
Zum dritten, wie er haushalte, denn wer
seinem eigen hause nicht wol fürstehet, sagt
S. Paul, wie soll er der kirche gottes wol für-
stehen ?
Zum vierten, ob er treulich helfe den ge-
meinen kasten versorgen, und die kranken und
armen besuche, tröste, und helfe.
Zum fünften, wie es umb die güter stehe, die
zur pfarre gehören, ob er sie besser oder minder.
Zum sechsten, wie sich die pfarkinder halten
kegen irem seelsorger, ob auch bei inen funden
werden die stück, darumb der zorn gottes kömpt,
uber die ungleubigen, ad Galat. 5.
ehebruch neid
hurerei zorn
unreinigkeit zank
unzucht zwitracht
abgötterei rotten
zeuberei hass
feindschaft mord
hader saufen, fressen, etc.
Denn dis sind die stücke, darumb der bann
in der kirchen gebraucht, und als nötig gehalten
werden soll, wie droben angezeigt, secundum for-
mam evangelii, si peccaverit in te frater, Matth. 18.
Zum ersten allein, zum andern neben zweien
kirchen veter strafen, und davon zu lassen, ver-
manen, und kein besserung volgt, als dann in zeit
der visitation solche laster den superattendenten
und notario, neben den kirchen vetern, denun-
cirn. In gleichnus sollen die superattendenten
bei den pfarherrn, predigern, diacon auch thun,
denn zu dieser vermanung können die commissarien
durch sich nicht kommen.
 
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