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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0234
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206

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

Wenn sie aber also geschehen, und keine
frucht noch besserung folgt, so können die com-
missarien, als denn auf die geschehene ruge, zu
irem proces und gebürlicher strafe kommen.
Was straf die consistoria oder com-
missarien zugebrauchen haben.
Nach dem die ganze bestellung denn ganz
vergeblich sein würde, wo keine execution oder
fortfarung mit gebürlicher strafe erfolgen solte,
so sollen die commissarien die strafe zugebrauchen
haben, wie die in kirchen sachen gehalten, und
der schrift nicht ungemes sind, als da sind der
bann, oder excommunicatio, nicht umb gelds sachen,
sondern umb delicta, die hernach erzelet, strafe
am leibe, so ferne, wie vor alters, kegen kirchen
personen geübt, geltstrafe und gebürlich gefengnus.
Vom bann.
Nach dem denn bannen ist das geistlich
schwerd der kirchen, damit es tödtet und aus-
stösset die hoffertigen und contumaces, wie Cy-
prianus libro I. epist. II. sagt, ad Pomponium,
und sol sein disciplina ecclesiastica, wie es die
alten, auch Augustinus de genesi ad literam, libro
11. cap. 40. geheissen haben: Debetque induci
non ad damnandum, sed ad corrigendum. 1. Cor. 5 :
Ego quidem absens corpore, präsens autem spiritu,
iam iudicavi, ut präsens, eum, qui sic operatus
est, in nomine domini nostri Iesu Christi, con-
gregatis vobis, & meo spiritu, cum virtute domini
Iesu, tradere huiusmodi hominem sathanä, in in-
teritum carnis, ut spiritus salvus sit in die domini
nostri Iesu Christi.
Es sol aber kein pfarherr, prediger in irgend
einem fall, zu excommunicirn macht haben, one
vorwissen des iudicis consistorii, bei demselbigen
sollen die ursachen erwogen und beratschlaget,
und als denn zu der straf procedirt werden, her-
nach soll die excommunicatio oder bann, welchen
die commissarien haben gehen lassen, offentlich
in der kirchen, durch den pfarherr oder prediger
uber den verbanten verkündiget werden.
Dieser artikel (wie zuvermuten) wird wol bei
etlichen bedenken haben, werden es dafür achten,
man wolle den bann wider aufrichten. Was ist
aber das gesaget? Christlich zucht zuerhalten, ist
der recht christliche bann, gegründet in der
schrift, wie Paulus zu den Corinthern schreibet,
wie doctor Martinus auch gedenket, in dem visi-
tation büchlein, der christlich bann auch, welcher
nicht umb gelds willen, oder aus leichtfertigkeit,
sondern der schrift gemes, durch bedenken, und
zeitlichen ratschlag, wird fürgenommen, ist nicht
abgethan.
Der apostel ordnung auch, und der schrift,
hat keine creatur macht abzuthun, die welt hat

ihr diese freiheit selbs angenemmen, ein christ-
lich kirch aber, kan bei einem rohen, zaumlosen
leben (das wird die erfarung geben) nicht bestehen.
Mit den excommunicirten oder verbanneten
sols also gehalten werden. Sie sollen in aller ge-
mein und kirchen ausgeschlossen sein, und nirgend
zugelassen werden, alleine zu der predigt, es soll
inen versaget werden das heilige sacrament, item
bei der taufe gefatter zu stehen, oder so der ex-
communicandus ein prediger oder priester ist, das
sacrament und die taufe nicht zu reichen, item er
soll nicht begraben werden, mit gesenge oder
cäremonien, oder auf gemein gottesacker oder
coemiterium der christen, sondern aufs feld. Zu
dem soll der bann ein bürgerliche straf mit sich
bringen, als suspensionem ab officio.
Item, auf ein zeitlang absonderung vom rats-
stuel.
Item, verbietung seines handwerks, seiner
narung, das soll weltliche peen sein. Denn der
bann, ist in kirchen alwege unter den höchsten
peenen und strafen gewesen, wie die heilige schrift
1. Corinth. am 5. anzeiget, und sind die jenigen,
als fur gott verflucht zu achten, welche durch be-
ratschlagte und beschlossen urteil der kirchen, aus
gnugsamen ursachen, kraft göttlicher schrift und
worts, verbannet werden. Darumb soll der bann
oder excommunicatio nicht für ein gering ding
geacht werden. Derhalben soll der bann auch
daneben ein bürgerliche straf durch weltlich
oberkeit, als verbietung des handwerks, auf ein
zeit, oder dergleichen, mit sich bringen.
Forma excommunicationis.
Nach dem Hans N. seiner tauf vergessen,
dem teufel gefolget, und ein ehebruch (hic nomi-
netur peccatum commissum) begangen, darumb er
vielfeltig brüderlich vermanet und erinnert, davon
abzustehen, und doch fursetzlich zu seiner seelen
selbst verderben, darinne verharret, also, das kein
rad noch hülf seiner besserung, zu hoffen ist, so
thun wir genanten Hansen N. aus kraft der
schlüssel, die Christus seiner kirchen gegeben, und
die unbussfertigen damit zu binden, auf erden ge-
lassen hat, in den bann, schliessen in aus der ver-
samlung der heiligen christlichen kirchen. Ver-
bieten im auch hiemit den brauch der christlichen
sacrament, bis so lange, das er sich selbs bekeret
und erkennet, widerumb zu dem, der dem sinken-
den Petro die hand reichte, und keinen sünder
wil verloren haben. Erinnere auch hierneben
alle, so gehorsame glieder christlicher kirchen sich
erkennen, das sie denselben Hansen N. als ein
mutwilligen und unbussfertigen meiden wolten, auf
das sie sich mit im nicht beschmitzen, und sich
frembder sünd teilhaftig machen. Denn die schrift
sagt 1. Corinth. 5 : Ihr sollet nichts mit ihnen zu
 
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