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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0256
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228

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

Und domit neben unserm canzler, hofmaister
und hofrethen den anfang machen helfen, auch
dorbei sehn und spuren mogen, wie dises werk
von statten gehe, so sol alhir zu Weimar auf dem
schlos schirsten angefangen werden.
Die superattendenten jedes orts sollen zum
examen und der erkundung der priester wesen
und wandels aus bedenklichen ursachen nit gezogen
werden.
Wan man aber einen priester zuurloben ur-
sach hat, so solle man den superattendenten solchs
berichten, dormit er gleich wol wisse, worumb
derselbe von dannen geschafft werde.
Es solle auch den visitatorn ein schreiber zu-
geordent werden, uf das alle ire handlung fleissig
mogen vorzeichent und registrirt werden.
Es solle auch allen superattendenten ge-
schriben werden, das sie vor der visitation be-
richten, welche personen in eines ieden super-
16. Der durchlauchtigsten fursten und herren, herr
Wilhelm, und herrn Johanns Friedrichen des jünger
ordnung.
[Nach dem Drucke Jena
I. Von gotteslesterunge.
Und damit eine jede oberkeit, und richter,
wissen und verstehen müge, wie gotteslesterunge,
und gottesschwur, unterschiedlich zu strafen, so
wollen und setzen wir, das es volgender ordenunge
nach gegen den gotteslesterern unnachlessig solle
gehalten werden. Nemlich wenn jemandes, wes
standes, von mans oder weibs personen die weren,
hinfurt, bei got und seines sons, unsers herrn
Jesu Christi namen oder blut, kraft, macht, leib,
gliedern, wunden, tod, marter, sacramenten, und
elementen, schweren und lestern wirdet, der oder
dieselbigen sollen durch die oberkeit des ortes, da
solchs geschehen, erstlich vierzehn tage mit wasser
und brod, in gefenknis, wo aber der oder die-
selben zum andern mal in solcher lesterunge be-
funden, als denn mit dem pranger oder halseisen,
an offenlicher stelle, oder aber an irem gut, nach
gestalt der uberfarunge gestraft, das geld in ge-
meinen kasten gelegt, und furder uf hausarmeleute
gewendet werden. Ob auch der oder dieselben
zum dritten male mit solcher gotteslesterunge vor-
brechen, als denn sie an iren leibern oder mit be-
nemunge etzlicher glieder, wie sich das nach ge-
legenheit der verbrechunge und geubter gottes-
lesterunge, auch ordnunge der rechten eigent und
geburt, peinlich gestraft werden. Und wo solche
lesterunge geschehen, dabei zwo oder mehr per-
sonen gewest, solle ein itzlicher schuldig sein,
solchs der oberkeit des orts, zum forderlichsten
und zum lengsten in acht tagen, den nechsten

attendenz zum predigampt ungelert oder ergerlichs
wesens und wandels sein, dormit man spuren moge,
ob die superattendenten von ihrer bevolen priester
geschicklikait und wandel wissens tragen oder nicht.
Was auch bei einer jeden schulen vor mengel
befunden und was zu abwendung derselben durch
die visitatores geschafft wirdet, das solle sonder-
lich vorzaichent werden.
Es sollen auch unsere visitatores in einer
ieden stadt dohin sie komen werden, einen vom
rat, den sie am tuglichsten sein erachten werden,
neben und zu sich zihen, domit von den stedten
wie zuvor geschehen auch iemands dobei sei und
dise ding neben inen handeln und vorrichten helfe.
Zu urkund mit unserm hirangedruckten secret
wissentlich besigelt
und geben zu Weimar sontags noch Viti anno
domini etc. LIIII.

n Johanns Friederichen des mittleren, herrn Johanns
en, gehrüder, herzogen.pollizei und lands-
1556.
1556. Vgl. oben S. 64.]
darnach volgend anzubringen, darneben auch an-
zuzeigen, wer mehr darbei gewest, und die
lesterunge gehört habe. Nach denselben, so sie
es selbst nicht angeben, solle die oberkeit in ge-
heim schicken, und ir jeden in abwesen des
anderen nottürftiglich verhören, ob er die oder
dergleichen gotteslesterungen gehort, und wie solchs
allenthalben geschehen, mit allen umbstehenden
vleissige erfarunge und erkundunge haben.
Wo dann die oberkeit in warheit befinden
würde, das solchs dem angeben gemes, wes die
gotteslesterung geschehen were, solle der gottes-
lesterer nach grösse der ubertretunge, durch sie,
wie obstehet, unnachlässig gestraft werden.
Welcher oder welche aber gemelte lesterunge
hören, oder in ihren heusern wissentlich gedulden,
oder dazu stillschweigen, und solchs der oberkeit
des orts nicht ansagen, oder eröffnen würden, die
solle man (zu deme das sie sich darmit gegen gott
schwerlich verschulden) nach gestalt der sachen
auch strafen.
Wo auch einer berurter lesterunge, so er die
gehört, uf erforderunge seiner ordentlichen ober-
keit, geferlich vorhalten, und angeregter massen
nicht anbringen würde, derselbige solle durch die
oberkeit, als mitverhenger der gotteslesterungen,
nach gelegenheit der sachen, es sei am leib oder
gut hartiglich gestraft werden.
Würden auch unsere graven, herren, ritter-
schaft, oder andere die obergericht haben, umb
geschenks, gabe, oder gunst willen, diejenigen, so
angegeben, oder befunden, das gott von inen ge-
 
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