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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0258
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230

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

17. Ordnung und summarischer process des fürstlichen consistorii (sc. zu Weimar), aufgerichtet in dem jar 1561.

[Nach dem Drucke Jena
Von gottes gnaden, wir Johans Fride -
rich der mittler, Herzog zu Sachsen,
landgraf in Düringen , und marggraf
zu Meissen.
Entbieten allen und jeglichen unsern und der
hochgebornen fürsten, Herrn Johans Wilhelmen,
und herrn Johans Friderichen des jüngern, her-
zogen zu Sachsen etc. unser freundlichen lieben
brüdere, prelaten, grafen, herrn, haupt und ampt-
leuten, denen von der ritterschaft, pfarrern, pre-
digern, diaconen, schössern, schultheissen, castnern,
gleitsleuten, burgermeistern, richtern, rethen der
stedte, gemeinden und andern, unsern und irer
liebden unterthanen und verwanten, unsern gruss
gnad und alles guts zuvorn. Ehrwirdigen, wol-
gebornen, edlen, vesten, wirdigen lieben rethe,
andechtigen und getreuen. Wie wol gott der all-
mechtige sein ewigs göttlichs unwandelbares, und
alleinseligmachendes wort, aus lauter gnade, barm-
herzigkeit, milde und güte der welt, in diesen
letzten zeiten, durch weiland den ehrwirdigen und
hochgelarten, unsern lieben andechtigen, ern Martin
Luther der heiligen schrift doctor, reichlich wider-
umb gnediglich gegeben, und sonderlich unsere
und unsere lieben brüdere lande und fürstenthume,
für andern, damit reichlich versehen und begabet,
darumb wir auch sampt allen den unsern, seiner
allmechtigkeit dafür ewige danksagung zuthun
billich schuldig, desgleichen nichts liebers sehen,
hören und erfaren wollten, denn das solch gottes
wort und warheit, zu heiligung seines göttlichen
namens, zu desselben lob, ehr und preis, auch
zu unser allen seelen heil und seligkeit, möcht
gelehret, geprediget, und darnach gelebt werden,
wie wir denn hievor durch etzliche unsere für-
neme treffliche theologen, und andere unsere rethe,
ein christliche visitation, in unsern und genanter
unser lieben brüder landen und fürstenthumen,
haben fürnemen, und was zu fortsetzung und be-
förderung göttlichs worts reichen und dienen möchte,
verordenen lassen, unter andern auch, wie es gegen
den vorechtern des hochwirdigen sacraments, des-
gleichen denen, so in sünden und lastern, un-
geachtet beschehner christlicher vormanunge von
der canzel, beharreten und legen, von uns aber,
als der weltlichen obrigkeit (welcher one das die-
selbigen zu strafen gebüret) sintemal zum oftern,
solche und dergleichen heimliche laster, uns un-
bewust und verborgen, one unsere schuld, un-
gestrafet blieben, endlich mit der öffentlichen
excommunication, absonderung der christlichen ge-
mein und andern strafen, sol gehalten werden,
welchem also, auch unsern darauf erfolgten befel

1561. Vgl. oben S. 65.]
nach zugehen und zugehorsamen, wir uns nicht
unbillich solten vorsehen haben, so hat sich doch
in kurzer zeit zugetragen, das solchem zu wider
und entgegen die excommunication und absonderung,
an vielen orten verachtet und auch missbrauchet
hat werden wollen, daraus denn allerlei miss-
verstand, weiterungen und zerruttungen in den
kirchen und christlichen gemeinden erfolget, auch
ferner entstehen und erfolgen hetten mügen.
Wan wir dann, als der landesfürst, aus er-
forderung von dem allmechtigen gott uns auf-
erlegtem fürstlichen ampts, auch befolener sorg-
feltigkeit und custodie, welche sich zugleich, und
nicht weniger, auf die erste als die andere tafeln
erstrecket, willig und geneigt sein, durch göttliche
gnedige verleihung, alles das jenige, so göttlichem
wort entgegen, zu wider, und ungemess, aber zu
wolfart, pflanzung und mehrung desselben, für-
fallen und gedeien mag, soviel immer müglich zu-
verhüten, abzuwenden, und zubefördern. So haben
wir aus vorgehabten statlichen christlichem rath
und bedenken, auch vielen trefflichen hochwichtigen
hierzu bewegenden ursachen, uns vor uns selbst,
und von wegen obgenanter unser freundlichen
lieben brüdere, entschlossen, nun hinförder im
namen gottes, ein christlich consistorium, in unsern
und irer liebden landen und fürstenthumen für-
znnemen, und dasselbige nachfolgender gestalt an-
richten, und halten zu lassen, auf das es in
ordentlichem richtigen und schleunigem process
erhalten, und ein jeder sich darnach zu richten
haben möge.
An welchem ort, wie oft jedes jars, und
zu was zeiten, das consistorium ge-
halten werden solle.
Und wollen demnach erstlich das viel gemelt
consistorium alhie zu Weimar, auf unserm schloss,
in einer sonderlichen darzu verordenten stuben,
auch jedes jars viermal, als auf alle quartalzeit,
und auf jedes quartal also lange, bis das alle und
jede, zu der selbigen zeit vorstehenhe hendel, ire
erörterung, oder sonsten billichen abeschied er-
langet, ausweren, auch damit auf schierstkünftig
quatember crucis, alsbald desselbigen tages, wils
got, anzufahen, gehalten werden soll.
Von presidenten und beisitzern des
consistorii, auch derselbigen ampt und
befelch.
In solchem consistorio, wollen wir, als der
landesfürst, der oberste president sein, auch dem-
 
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