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Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.
19 a. Instruction unser von gottes gnaden Johann Wilhelmen herzogen zu Sachsen, landgraven zu Thuringen
und marggraven zu Meissen, was unsere verordnete particular visitatores in der angestellten visitation
unterschiedlichen superintendentien handlen und ausrichten sollen. Vom 31. October 1569.
[Nach Weimar Ji. Nr. 42. Vgl. oben S. 67.]
Als aus schickung und vorhengung gottes des
almechtigen und zulassung und vorordnung der
röm. kais. mai. unsers allergnedigsten herrn wir
zu der regierunge unsers furstenthumbs und landen
gnediglich kommen, und in die genzliche regierung
derselben eingesetzt und getreten, so haben wir
uns als sonder rhum ein christlicher regierender
landesfurst, der in der wahren reinen religion von
jugend auf christlichen erzogen, und durch gottes
gnade und craft auch zu den gefherlichen zeiten
erhalten, unsers von gott auferlegten ambts und
befehlichs erinnert, und zu bescheiden wissen, das
wir erstlich und zu forderst gottes ehre suchen,
und nach seinem reich trachten, auch der kirchen
nutritius sein sollen und der wegen uns der religion,
kirchen und schuelsachen ernstlich und höchlich
vor andern sachen angelegen sein lassen und
sonderlich auch das hochnötig und christlich werk
der visitation nach dem exempel vieler gott-
sehliger könige und potentaten und furnemlich
auch unser gnedigen lieben herr grosvater und
vater, der hochgebornen fursten herrn Johans und
herrn Johans Friedrichs des eltern herzogen zu
Sachsen und churfursten hochlöblicher und seliger
gedechtnus furgenommen, und mit gutem zeitigem
bedenken und gehabtem rath vieler furnehmer
theologen und unserer rethe, die vorige visitation-
ordnungen und instructionen revidirt und erwogen,
auch nach itzigem zustande und gelegenheit der
kirchen in unsern landen, wo von nöten gewesen
geandert, erkleret und vorbessert, auch zu der
execution und volnstreckung derselben etliche fur-
nehme theologen und rethe vorordnet, damit
Christo dem sohn gottes thuer und thor in unsern
furstenthumben und landen offenstehen, die kirchen
und schuelen darin mit gottsfurchtigen geschickten
und treuen personen vorsehen, die untuchtigen
und welche falscher lehr anhengig oder böses
wandels seind, abgeschaffet, die reine wahre lehr
göttliches ewigen und allein selig machenden worts
gepflanzt und auf die nachkommen gebracht, die
vorkerte und vorfuerische secten und corruptelen,
so durch mancherlei schwermer und das interim
eingerissen und noch durch viel beschönet und
vorteidiget werden, dardurch auch die kirchen und
schuelen unserer landen höchlich betruebet, ab-
gewandt und ausgefeget, auch kunftiglich durch
gottes gnade verhuetet, die kirchenguetere und
was zu milden sachen geordnet in rechtem ge-
brauch erhalten, und zwischen den kirchen und
schueldienern auch den zuhörern aller unwill,
missvorstand, zwietracht, und doraus erfolgte
ergernussen aufgehoben, und darkegen friede, rhue,
einigkeit und gute disciplin erbauet werden, tröst-
licher unzweiflicher hoffnung, der liebe gott werde
nach seiner barmkerzigkeit und gute durch seinen
sohn Jesum Christum darzu seine gnade und segen
gnediglich verleihen, darumb wir denn auch seine
göttliche gnaden von herzen bitten thun, das
solches reiche und gedeihe ihme zu lob und ehren
und zu mehrung und ausbreitung seines reichs,
auch zu unterweisung und trost vieler christ-
glaubigen und gemeiner wolfart unserer landen.
Dann wo gott wohnet und geehret und sein wort
lieb und werth gehalten wird, do erzeiget und
beweiset er sich auch mit gnaden und allerlei
gaben ewigen und zeitlichen. Wo aber sein wort
vorachtet, verkheret, vorfelschet, durch gleisnerei
gebraucht oder vorfolget wird, do volget auch
entlich nichts dan gottes ungnad und strafen, wie
die biblischen und kirchen historien und viel
exempel zu unserer zeit bezeigen. Darumb wir
dann auch desto grossem ernst und vleiss in
reformation der kirchen und schulen angewandt,
auch kein uncosten gesparet und uns der welt undank
und falsche nachreden nicht irren lassen, welche
entweder gottes wort und dinst spöttlich vorachtet,
oder aber die religion allein zum schein fhüret
und die religionstreit wieder die secten und cor-
ruptelen unnötig haldet, auch ihren begierden nach
uf das ergste aussiegt und tadelt, als wan Christus
und Belial vorglichen und die pflicht so alle
christen in ihrer tauf gethan, auch des sohns gottes
und der heiligen apostel lehr, welche solchs weis-
gesaget und vorkundet, aufgehoben. Trösten uns
unsers gewissens, das wir nach dem wort und be-
fhelich gottes durch solche christliche und nötige
werk nichts anders meinen und suchen, dan gottes
lob, ehr, und das die religion in den stand gebracht,
wie die bei regierung hochermelter unserer hoch-
löblichen voreltern gewesen, und wir hiermit auch
hochermeltem unserem gnedigen lieben herrn und
vatern christlicher gedechtnus, der uns in ihrer
gnaden leben auch kurz vor deren seeligem ab-
schied aus diesem jammerthal solchs gnediglich
befohlen und auferlegt und wir seiner gnaden zu-
gesagt und vorsprochen haben, den schuldigen ge-
horsam leisten, und wollen nicht zweifeln, alle
frome christen, denen die wahre religion ein ernst
ist und die ihnen angelegen sein lassen, und
sonderlich unsere gehorsame und treue unterthanen
werden darob ein gut und untertheniges gefallen
tragen, auch gott darumb dankbar sein und mit
uns bitten, das er uns in solchem furstlichem und
Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.
19 a. Instruction unser von gottes gnaden Johann Wilhelmen herzogen zu Sachsen, landgraven zu Thuringen
und marggraven zu Meissen, was unsere verordnete particular visitatores in der angestellten visitation
unterschiedlichen superintendentien handlen und ausrichten sollen. Vom 31. October 1569.
[Nach Weimar Ji. Nr. 42. Vgl. oben S. 67.]
Als aus schickung und vorhengung gottes des
almechtigen und zulassung und vorordnung der
röm. kais. mai. unsers allergnedigsten herrn wir
zu der regierunge unsers furstenthumbs und landen
gnediglich kommen, und in die genzliche regierung
derselben eingesetzt und getreten, so haben wir
uns als sonder rhum ein christlicher regierender
landesfurst, der in der wahren reinen religion von
jugend auf christlichen erzogen, und durch gottes
gnade und craft auch zu den gefherlichen zeiten
erhalten, unsers von gott auferlegten ambts und
befehlichs erinnert, und zu bescheiden wissen, das
wir erstlich und zu forderst gottes ehre suchen,
und nach seinem reich trachten, auch der kirchen
nutritius sein sollen und der wegen uns der religion,
kirchen und schuelsachen ernstlich und höchlich
vor andern sachen angelegen sein lassen und
sonderlich auch das hochnötig und christlich werk
der visitation nach dem exempel vieler gott-
sehliger könige und potentaten und furnemlich
auch unser gnedigen lieben herr grosvater und
vater, der hochgebornen fursten herrn Johans und
herrn Johans Friedrichs des eltern herzogen zu
Sachsen und churfursten hochlöblicher und seliger
gedechtnus furgenommen, und mit gutem zeitigem
bedenken und gehabtem rath vieler furnehmer
theologen und unserer rethe, die vorige visitation-
ordnungen und instructionen revidirt und erwogen,
auch nach itzigem zustande und gelegenheit der
kirchen in unsern landen, wo von nöten gewesen
geandert, erkleret und vorbessert, auch zu der
execution und volnstreckung derselben etliche fur-
nehme theologen und rethe vorordnet, damit
Christo dem sohn gottes thuer und thor in unsern
furstenthumben und landen offenstehen, die kirchen
und schuelen darin mit gottsfurchtigen geschickten
und treuen personen vorsehen, die untuchtigen
und welche falscher lehr anhengig oder böses
wandels seind, abgeschaffet, die reine wahre lehr
göttliches ewigen und allein selig machenden worts
gepflanzt und auf die nachkommen gebracht, die
vorkerte und vorfuerische secten und corruptelen,
so durch mancherlei schwermer und das interim
eingerissen und noch durch viel beschönet und
vorteidiget werden, dardurch auch die kirchen und
schuelen unserer landen höchlich betruebet, ab-
gewandt und ausgefeget, auch kunftiglich durch
gottes gnade verhuetet, die kirchenguetere und
was zu milden sachen geordnet in rechtem ge-
brauch erhalten, und zwischen den kirchen und
schueldienern auch den zuhörern aller unwill,
missvorstand, zwietracht, und doraus erfolgte
ergernussen aufgehoben, und darkegen friede, rhue,
einigkeit und gute disciplin erbauet werden, tröst-
licher unzweiflicher hoffnung, der liebe gott werde
nach seiner barmkerzigkeit und gute durch seinen
sohn Jesum Christum darzu seine gnade und segen
gnediglich verleihen, darumb wir denn auch seine
göttliche gnaden von herzen bitten thun, das
solches reiche und gedeihe ihme zu lob und ehren
und zu mehrung und ausbreitung seines reichs,
auch zu unterweisung und trost vieler christ-
glaubigen und gemeiner wolfart unserer landen.
Dann wo gott wohnet und geehret und sein wort
lieb und werth gehalten wird, do erzeiget und
beweiset er sich auch mit gnaden und allerlei
gaben ewigen und zeitlichen. Wo aber sein wort
vorachtet, verkheret, vorfelschet, durch gleisnerei
gebraucht oder vorfolget wird, do volget auch
entlich nichts dan gottes ungnad und strafen, wie
die biblischen und kirchen historien und viel
exempel zu unserer zeit bezeigen. Darumb wir
dann auch desto grossem ernst und vleiss in
reformation der kirchen und schulen angewandt,
auch kein uncosten gesparet und uns der welt undank
und falsche nachreden nicht irren lassen, welche
entweder gottes wort und dinst spöttlich vorachtet,
oder aber die religion allein zum schein fhüret
und die religionstreit wieder die secten und cor-
ruptelen unnötig haldet, auch ihren begierden nach
uf das ergste aussiegt und tadelt, als wan Christus
und Belial vorglichen und die pflicht so alle
christen in ihrer tauf gethan, auch des sohns gottes
und der heiligen apostel lehr, welche solchs weis-
gesaget und vorkundet, aufgehoben. Trösten uns
unsers gewissens, das wir nach dem wort und be-
fhelich gottes durch solche christliche und nötige
werk nichts anders meinen und suchen, dan gottes
lob, ehr, und das die religion in den stand gebracht,
wie die bei regierung hochermelter unserer hoch-
löblichen voreltern gewesen, und wir hiermit auch
hochermeltem unserem gnedigen lieben herrn und
vatern christlicher gedechtnus, der uns in ihrer
gnaden leben auch kurz vor deren seeligem ab-
schied aus diesem jammerthal solchs gnediglich
befohlen und auferlegt und wir seiner gnaden zu-
gesagt und vorsprochen haben, den schuldigen ge-
horsam leisten, und wollen nicht zweifeln, alle
frome christen, denen die wahre religion ein ernst
ist und die ihnen angelegen sein lassen, und
sonderlich unsere gehorsame und treue unterthanen
werden darob ein gut und untertheniges gefallen
tragen, auch gott darumb dankbar sein und mit
uns bitten, das er uns in solchem furstlichem und