Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0295
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
24. Kirchenordnunge zum anfang, für die pfarherrn in
ausgangen meldet, und dasselbig von anfang zum
ende lesen.
Von der nottauf.
Die pfarherr sollen das volk in den predigten
unterrichten, das sie nicht leichtlich zu der nottauf

so herzlich willig darzu ist und im solches alles im
evangelio zugesagt hat, welches er auf seiner seiten
alles also wil halten, ob es wol durch menschen stim
und mittel person zugesagt und versprochen worden.
So sol im das kind auf solche zusage durch euch als
seine paten und mittelperson, durch die es zu Christo
getragen, auch ein festen glauben zusagen, das es gott
die ehre thun und solcher zusagung, die im im evangelio
und der taufe geschicht, glauben wolle und dem teufel
auch allen seinen lugen, gespenst und werken absagen,
das es demselben und seinen falschen lugen und schend-
lichen werken nicht nachfolgen wolle, sondern wolle
seinen glauben setzen auf gott als seinen lieben vater,
des erbe es sein wil, auf Jesum Christum seinen son
unsern herrn, das derselbige es mit seinem blut, leiden
und sterben erlöset, den vater versunet und zum ewigen
leben gebracht hab, auf gott den heiligen geist, das
derselbige allein sein rechter meister, lehrer, leiter,
tröster und das pfand der seligkeit sei, der uns füret
und leitet durch Christum zum vater, bis wir kommen
zur volkommen erlösung von sünden, auferstehung des
fleisches und ins ewige leben. Solches wolt es unter-
richten oder das es unterricht werde zur kirchen halten,
auch dran sein, das es gelert werde, die zehen gebot
gottes, den christen glauben, vater unser und was zur
seligkeit zu wissen und zu gleuben von nöten. Woltet
es auch zu einem erbaren christlichen leben und wandel
vermanen und anhalten. Das wolt ir doch, so viel
euch gott gnade verleihet, gern thun? Da antworten
die gevattern ja. Der taufer: Das verleihe uns unser
lieber herr gott und erfülle mit seinen gnaden, das wir
nicht vermögen.
Aber solches alles mag man, wo es zu lang weren
wil oder das kindlein schwach ist, nachlassen und es
bleiben lassen bei der kurzen form im catechismo wie
droben und hernach folget.
Darnach las der priester das kind durch seine
paten dem teufel absagen und spreche: N. Entsagstu
dem teufel? Antwort: ja. Und allen seinen werken?
Antwort: ja. Und alle seinem wesen? Antwort: ja.
Darnach frage er: Gleubestu an gott den all-
mechtigen vater, schöpfer himels und der erden? Ant-
wort: ja.
Gleubestu an Jesum Christ seinen einigen son
unsern hern, geborn von Maria der jungfrauen, ge-
kreuziget, gestorben und begraben, auferstanden von
den todten, sitzend zur rechten gottes, zukünftig zu
richten die lebendigen und die todten? Antwort: ja.
Gleubestu an den heiligen geist, eine heilige
christliche kirche, gemeine der heiligen, vergebung der
sünde, auferstehung des fleisches und nach dem tode
ein ewiges leben? Antwort: ja. Wiltu getauft sein?
Antwort: ja. Da neme er das kind und tauche es in
die taufe und spreche: Und ich teufe dich im namen
des vaters und des sons und des heiligen geistes. Denn
sollen die paten das kindlein halten in der taufe und
der priester spreche, weil er das westerhembd anzeucht:
Der almechtige gott und vater unsers herrn Jesu Christi,
der dich anderweit geborn hat durchs wasser und den
heiligen geist und hat dir alle deine sünde vergeben,
der sterke dich mit seiner gnade zum ewigen leben,
Amen. Friede mit dir. Antwort: Amen,

herzog Heinrichs zu Sachsen fürstenthum. 1539. 267
eilen sollen, wenn es aber die hohe notdurft er-
fordert, das man teufen sol und mus, das sie so
dabei sein, unsern herrn gott zuvor anrufen und
ein vater unser beten, wenn solchs geschehen, als
denn darauf teufen, im namen des vaters, und
des sons, und des heiligen geists, und das man
denn nicht zweivele, das kind sei recht und gnug-
sam getauft, das im on not, das es anderweit in
der kirchen oder sonst getauft werde.
Doch ob man wil, so mag man solch kind,
wenn es am leben bleibt, in die kirchen tragen,
das der pfarherr die leute frage, ob sie auch ge-
wis seien, das das kind recht getauft sei, und
mit was weise und worten sie es getauft haben,
und wo sie denn sagen werden, das sie gott uber
dem kind in der not angerufen, und nach be-
schehenem gebet, im namen des vaters, und des
sons, und des heiligen geistes getauft haben, und
das sie nicht zweiveln, sondern des aufs gewissest
sein, wenn das kindlin gleich so bald gestorben,
das es dennoch rechtschaffen getauft were, so sol
es der pfarer nicht wider teufen, sondern es bei
solcher tauf bleiben lassen, und es alda in die
gemeine und zal der rechtschaffen christen an-
nemen, das evangelion Marci 10, so man bei der
tauf zu lesen pfleget, uber das kind lesen, und es
durch das gebet gott dem allmechtigen befelen,
und im namen des herrn gehen lassen, wie folget.
Der pfarherr frage also.
Lieben freunde Christi, weil wir allesampt
in sünden unter gottes zorn zum ewigen tod und
verdamnis geborn werden, und kein ander mittel
haben, dadurch wir der sünden los fur gott, ge-
recht und selig werden mögen, denn durch unsern
einigen mitler und heiland Jesum Christum, und
dieses gegenwertige kindlin, in solchen nöten
auch stickt, so frage ich euch, ob es dem herrn
Christo zugetragen, und durch die tauf auch ein-
geleibt sei oder nicht.
Wird nu geantwortet,
Ja.
So frage der pfarherr ferner.
Durch wen ist solchs geschehen, und wer ist
dabei gewesen?
Spricht denn jemand,
Die und die person, N. und N. sind dabei
gewesen, und die person hat dem kind die tauf
gegeben.
Darauf frage der pfarherr weiter.
Habt ir auch den namen des herrn angerufen
und gebetet?
Und wird geantwortet.
Ja, wir haben gott angerufen, und das heilige
vater unser gebetet.
So frage er weiter.
Womit habt ir getauft?

34
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften