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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0298
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270

Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

des tods angst und not nicht verzweifeln müssen,
so leret uns das heilig evangelion, das uns Christus
gottes son der sünden los und ledig machen wil,
so wir gleuben an seine verheissung. Und solchs
geschicht auf zweierlei weise. Erstlich, das er
uns hie auf erden durchs evangelium und die
heiligen sacramenta unsere herzen und gewissen
reiniget. In actis cap. 151). Und2) hat ire
herzen gereiniget durch den glauben. Zum andern,
wenn aber unsere gewissen der gestalt von sünden
gereiniget, und mit gott dem vater durch den
glauben versünet sein, mus auch die sünde aus
unser natur und wesen ausgefeget und vertilget,
und wir endlich von allen sünden gereiniget, und
in göttlicher gerechtigkeit und reinigkeit volkomen
werden, damit wir mit gott ewig leben sollen.
Zum dritten, damit nu solches geschehe, und
in uns volnbracht3) werde, so schicket uns unser
lieber herr gott krankheit, ja auch den tod zu,
nicht der meinung, das er mit uns zörne, und uns
verderben wolt, sondern aus grossen gnaden , das
er uns in diesem leben zu warer busse und
glauben treiben, und endlich aus der sünden, darin
wir noch stecken, und aus allem unglück, beide
leiblich und geistlich, frei machen wil, wie solchs
die heilige schrift reichlich zeiget, denn so sagt
S. Paulus 1. Corinth. 10 [richtiger 11]:
Wenn wir vom herrn gerichtet werden, so
werden wir gezüchtiget, auf das wir nicht mit
dieser welt verdampt werden.
Item zun Römern am 8.: Denen die gott
lieben, müssen alle ding zum besten dienen. Und
kan sie von der liebe gottes in Christo Jesu
nichts abscheiden, es sei feur, schwert, hunger,
tod oder leben.
Zum vierden, weil nu dem also, und du aus
dem heiligen evangelio durch den mund des sons
gottes unsers herrn Jesu Christi gepredigt, und
mit seinem tod und auferstehung bezeuget, des
aufs allergewissest und sicherst bist, das alle deine
sünde von dir auf Christum, ja nu auch von
Christo ganz und gar hinweg gethan und ewig
vertilget sein, und also gar fur gottes angesicht
kein ursach des zorns und verdamnis uber die
gleubigen furhanden, sondern eitel gnade, trost,
leben und seligkeit, sintemal unser lieber herr
gott dich nu in seinen augen hat, nicht als ein
bösen verdampten sünder von Adam geborn,
sondern als ein ganz gerechtes und heiliges liebes
kind in Christo, in welches gerechtigkeit und leben
du so gewislich leben und selig sein solt (so fern
du es gleubest) ewiglich, als gewis und warhaftig
er, nicht in seinen eigenen, sondern in deinen
3) A: actorum cap. 15. B: acto. am 15.
2) A und B: Er.
3) A und B: volbracht.

sünden gottes zorn getragen und gestorben ist, so
sihe, und tröste dich solcher gnaden, und wisse,
das die sünde, gottes gericht, der tod und helle,
gar nichts mehr mit dir zu schaffen haben, sondern
Christus das einig1) lamb gottes tregt sie,
Johan. 1 2) der sie auf sich genomen, und nicht
allein auf sich genomen, sondern auch durch sich
selbs uberwunden und ewig getilget hat, derhalb
du durch und in dem selbigen deinem herrn
Jesu Christo aller gnaden, trosts, heils und selig-
keit, zu gott dem vater versehen, und in solcher
tröstlicher zuversicht in seinen gnedigen veter-
lichen willen dich ergeben solt, und sagen, der
herr ist mein licht, fur wem solt ich mich
fürchten? Mein vater im himel, sein wille ge-
schehe, in deine hende befelhe ich meinen geist.
Wie man die kranken communiciren sol.
Wenn der kranke zuvor durch gottes wort
unterrichtet, und mit dem wort der absolution
getröstet ist, so bereite man den tisch mit brot
und wein ehrlich, mit aufgelegtem tuch etc. zu
der communio, und wenn solchs geschehen, spreche
man dem kranken einen feinen tröstlichen bet-
psalmen für, als den xxv.
Nach dir herr verlanget mich, mein gott, ich
hoffe auf dich, las mich nicht zu schanden werden,
das sich meine feinde nicht freuen uber mich
etc.4) oder der gleichen kurzer psalmen.
Nach dem psalmen lese man dem kranken
einen tröstlichen text aus dem evangelio, als un-
geferlich diesen.
Johannis am 3.
Also hat gott die welt geliebet, das er seinen
einigen son dargab, auf das alle so an in gleuben,
nicht verloren werden, sondern das ewige leben
haben 5).
Nach dem evangelio bete man mit dem kranken
das vater unser.
Und spreche darauf die wort des testaments.
Unser herr Jesus Christ [folgen die worte
der einsetzung] Solchs thut zu meinem gedechtnis.
Auf diese wort reiche man dem kranken
den leib des herrn unter dem brot, also sprechend:
Der leib unsers herrn Jesu Christi, fur dich
in tod gegeben, sterke und beware dich im glauben
zum ewigen leben, amen.

1) B: einige.
2) B: am 1 cap.
3) A und B: Amen.
4) A und B drucken den psalm ganz und fahren
dann fort: Wil man, so mag man einen kürzeren psalmen
nemen, als den 125. (B. als den 130. Aus der tiefen).
5) A und B drucken die Stelle ganz bis: den
namen des eingebornen son gottes. Volgend das evan-
gelium Johannis am sechsten. „Alles was mir mein
vater giebt — auferwecken am jüngsten tage.“
 
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