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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0302
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274

Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

Erstlich, das man singe den 127. psalm,
oder den 128.
Nach dem psalmen sol eine lectio aus eim
evangelisten, oder S. Paulus episteln einer gelesen
werden, die hiezu dienet, als nemlich, das evan-
gelium Johannis am 2. capitel, es ward ein hoch-
zeit zu Cana in Galilea etc. item zun Ephesern
am 5. capitel, oder dergleichen.
Darnach singe man, nu bitten wir den heiligen
geist.
Folgends trete der pfarherr oder caplan fin-
den altar, las den breutegam und braut hinzu treten,
lese uber sie gottes wort, nach der form, wie im
taufbüchlin und traubüchlin, so im druck aus-
gangen, furgeschrieben 1).

1) Von hier an weisen A und B übereinstimmend
folgende Abweichungen von dem obenstehenden Texte
auf. Zunächst folgt ein Abschnitt:
„Von den sondern festen oder feiertagen, so
man im jar halten sol.“
Uber die gemeinen sontage sollen gehalten werden
die hohen heuptfeste des herrn Christi, welche von
alters her in der christenheit darzu geordnet sind, das
die sondern stücke der historien oder geschicht von
Christo, so man im glauben bekennet, in gedechtnis des
gemeinen volks behalten und daran dieselben artikel
des christlichen glaubens gehandelt werden.
Zu solchen festen Christi gehören auch etliche
von denen, so man bisher der jungfrauen Marie ge-
feiert hat. Und sollen nemlich diese fest gehalten
werden.
Der tag nativitatis oder der geburt Christi sampt
den andern und auch dem dritten nechstfolgenden, so
man daran communicanten hat.
Der tag circumcisionis oder der beschneidung
Christi.
Der tag epiphanie, das ist der erscheinung oder
offenbarung Christi, da die weisen aus morgenland
durch erscheinung des sterns zu Christo kamen.
Dieser tag wird auch gehalten von der taufe Christi.
Der tag der offenbarung Christi in dem tempel, so
man nennet purificationis Marfae.
Der tag annuntiationis seu conceptionis Christi,
da Christus in der jungfrauen leib empfangen ist.
Der tag coenae domini, so man nennet den grünen
donnerstag, daran von dem abendmal und hochwirdigen
sakrament zu predigen ist.
Der tag des leidens Christi, so der karfreitag ge-
nennet wird.
Der ostertag von der auferstehung des herrn
sampt dem nechstfolgenden und dritten, so man com-
municanten hat.
Der tag der himelfart Christi.
Der pfingstag von der sendung des heiligen geists.
Der heiligen dreifaltigkeit fest gefellet auf den
nehesten sontag nach pfingsten.
Hierüber sollen auch diese fest gehalten werden.
Der tag S. Johannis des teufers zu ehren dem
heiligen predigampt des evangelii von Christo.
Der tag visitationis, da Maria ire mume Elisabeth
heimgesucht hat von wegen derselben historien des
evangelii.
Der tag Michaelis, daran von den heiligen engeln
zu predigen.

Vom begrebnis der todten.
Wenn man leiche zu begraben, sol man
dabei den gesang des heiligen Simeonis singen,
mit fried und freud ich far dahin, oder, mitten

Man mag auch die tage der heiligen aposteln
halten, das man vor mittag daran predige und, so es
fürfelt, die communio halte. Nachmittage aber mag
man wol der teglichen arbeit warten, oder, wo man wil,
mag man die evangelia und gedechtnis von den heiligen
aposteln auf die nehesten sontag, so darnach gefallen,
zur mittags oder vesper predigt verlegen.
Desgleichen mag es auch mit etlichen anderen
festen der heiligen, welcher historien im evangelio be-
schrieben sind, gehalten werden, als da sind S. Paulus
bekerung, Marie Magalena, S. Johannis enthauptung,
S. Stephan etc. Deme es wunder schöne exempel und
historien sind.
Es sol aber das volk vermanet und darzu gehalten
werden, das sie der feiertage nicht missbrauchen zu
füllerei und andern lastern, so aus müssigang folgen,
sondern ein jeglicher daran gottes worts und des gebots
warte und die seinen solches auch lere oder lernen lasse.
So aber darneben ubrige zeit ist, mag ein jeglicher für
müssig gehen wol seiner arbeit warten.“
Darauf folgt ein Abschnitt:
„Ordnung und form des gesanges zum ampt
der communion. Beide auf die festa und gemeinen
sontage.“ Introitum mag man halten de tempore, von
der dominica oder von den festen, so sie rein sind, und
sich auf die zeit reimen. Darnach das kyrie eleison,
auch de tempore vel festo. Zu gemeinen sonstigen und
auf den dörfern mag mans schlecht nach diesen noten
singen, nur drei mal: kyrie eleison, Christe eleison,
kyrie eleison [mit Noten]. Das gloria in excelsis mit
dem et in terra wie es zu jeglicher zeit bisher ge-
sungen. Darnach eine collecten, auch latinisch oder
deudsch, die gemeine oder quotidianam, oder de festis,
wie sie hernach zu end stehen. Die episteln deutsch
mügen auf eine dieser folgenden weise oder melodien
gesungen werden.
Regulae melodiae.
[Folgen musikalische Regeln und Noten-Beispiele.
Als Exempla dienen 1. Brief Pauli an die Corinther,
Cap. 4 Vers 1—5. Brief an Titus, Cap. 2 Vers 11—15
„und strafe mit ganzem ernst“. Evangelium Matthaeus,
Cap. 11 Vers 2—10. Evangel. Lucas, Cap. 2 Vers 1 -7.]
Auf das evangelion singe man das latinisch patrem
gar aus, nach den gemeinen noten. Item das deutsche
„Wir glauben.“ Nach der predigt mag man auf die
festa, und je zu zeiten an sontagen eine lateinische
praefation singen, wie es die zeit gibt, wie derselben
melodei folgen. [Folgen lateinische Praefationen für die
tage Nativitatis, Epiphaniae, Paschae, Ascensionis, Pente-
costes, Trinitatis und eine Praefatio quotidiana, alle mit
Noten.] Darnach lese der priester die paraphrasim des
Vaterunsers, wie folgt. Vermanung zum gebet vor der
communio. [Folgt der Text wie oben gedruckt von
„Lieben freunde Christi, weil wir hier versamlet ... das
testament also handeln und gebrauchen.“ Hierauf
folgen die Einsetzungsworte, mit zwei verschiedenen
untergelegten Melodieen.] So man wil, mag an
statt der paraphrasis oder vermanung zum gebet das
vaterunser mit den noten und darauf die worte des
abendmahls, auch auf denselben ton, gesungen werden,
wie folget [folgen die Noten]. Auf der festa und so der
communicanten viel sind, mag man auch singen das


 
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